Erstes Expeditionstreffen, 21./22.04.2007

Wenn ich eine grundlegende Erfahrung auf meinen Unternehmungen gemacht habe, dann die, daß die menschliche Komponente oft genug die größte Unbekannte auf monatelangen Expeditionen ist. Und aus dieser Erfahrung weiß ich auch, dass deshalb selbst die professionellste Vorbereitung auf eine grandiose Tour von heute auf morgen für die Katz gewesen sein kann. Alles steht und fällt mit den Leuten und deren Zielorientierung, denn die gegenseitige Abhängigkeit ist riesengroß. Häufig ist Erfolg an einem Berg ohne Teamwork ganz unmöglich.

Umso wichtiger ist es in diesem Zusammenhang, wenn nicht ich ein Team, sondern ein Team mich oder vielmehr mein Projekt gefunden hat. Denn dann ist das bedeutendste schon mehr oder weniger getan: Ich muß nämlich niemanden mehr davon überzeugen, wie großartig mein Ziel ist, ohne zu wissen, ob mir das auch wirklich gelingen wird. In unserem Fall hat das unser Traumberg offensichtlich problemlos allein geschafft.


Das Team der Expedition Khumbu-2008: v. l.n.r. Karin Mehlhase, Christian Pech, Erik Jahn, Alexander Graeber, Vera Morche, Olaf Rieck

Die Vorgespräche mit den potentiellen Expeditionsteilnehmern begannen schon im vergangenen Jahr. Doch nach meiner Rückkehr aus Nepal, Anfang April, sollten sich alle entschieden haben. Deshalb habe ich auch bald nach Nepal ein Treffen anberaumt.

Wir trafen uns in Leipzig zuerst bei mir, um anhand von Dias gemeinsam über die Strategie und Taktik am Berg zu diskutieren. Doch dann sollte es bei dem herrlichen Wetter des vergangenen Wochenendes so schnell wie möglich hinaus zum Klettern gehen. Wobei kann man sich schließlich besser kennen- und einschätzen lernen? Wir fuhren also zum Steinbruch am Holzberg und kletterten ein halbes Dutzend Routen gemeinsam.


Alexander Graeber beim Vorstieg in der Route: „Es lebe die S-Bahn“

Erst als die Dämmerung schon eingesetzt hatte, konnten wir uns vom warmen Granit trennen und sind dann zu unserem Nachtlager am Gautlitzberg, einem benachbarten Steinbruch übergewechselt. Hier lässt es sich besser zelten und am Lagerfeuer und beim Grillen ganz vorzüglich über eine Expeditionsvorbereitung reden. Es ging natürlich um die Finanzierung des Projektes, um das gemeinsame Training in den Alpen und die Termine für weitere Treffen und Kletterwochenenden. Ich hatte den Eindruck, dass sich mein Team auf Anhieb großartig verstand und miteinander klar kam.

Es war ein wirklich gelungener Startschuß in die Vorbereitung unseres neuen Projektes im nächsten Jahr. Das Team ist wirklich sehr kompatibel. Ich hatte selten ein solch gutes Gefühl in dieser Hinsicht. Nun bleibt also zu hoffen, dass sich in Nepal die politischen Verhältnisse stabilisieren und es keine Probleme mit dem Permit gibt, was ja auch immer eine potentielle Unwägbarkeit darstellt. Denn dann steht einer aufregenden Erstbesteigung mit spannenden Berichten und tollen Bildern an dieser Stelle nichts mehr im Wege.