1. Expeditionstreffen in Dresden, 28.01.2004

Neben Jörg, Thomas und Olaf war auch Wolf-Dieter Jacobi, der Fernsehchef des Landesfunkhauses Sachsen sowie Jana und Elisabeth anwesend. Solch ein allererstes Treffen ist immer eine interessante Sache, denn klar ist eigentlich nur, dass sich alle über das Ziel einig sind. Die Frage ist aber, wie es auf die erfolgversprechenste Art zu erreichen sein wird. Diese Frage für uns zu beantworten und einen Konsens zwischen den womöglich unterschiedlichen Auffassungen zu finden, war unsere Aufgabe an diesem Abend. Vorher aber wurde entschieden, und da waren sich alle augenblicklich einig, zu erst unsere ganze Aufmerksamkeit dem leckeren Essen zu widmen, welches Elisabeth für uns zubereitet hatte.

Der Ausgangspunkt am Beginn der gemeinsamen Meinungsbildung über die Strategie und Taktik, sind relativ klare Vorstellungen der einzelnen Teilnehmer, die meist auf den Erfahrungen an anderen Bergen beruhen. Doch im konkreten Fall unserer geplanten Everest-Expedition war das nun anders. Jörg und Thomas waren schon mehrfach am Everest unterwegs gewesen und wußten genau worauf es ankommt. Sie berichteten über ihre Erfahrungen und legten ihre Sicht auf solche Dinge wie Akklimatisation, Lagerkette, Sherpaunterstützung, Durchquerung des Khumbueisbruches usw. dar. Thomas wurde zudem sehr konkret, was seine Ansichten und Forderungen hinsichtlich des gemeinsamen Filmprojektes mit dem Landesfunkhaus also mit Biwak und dem Sachsenspiegel anging. Weil dies an diesem Abend ein wichtiges Thema sein sollte, war ja auch Herr Jacobi anwesend.

Auf alle besprochenen Einzelheiten hier einzugehen und sie dazustellen, würde sicher den Rahmen der Rubrik "News" sprengen. Fest steht jedenfalls, dass wir einen ausnehmend wohltuenden Abend erlebt haben. Es wurde alles angerissen, was den einzelnen wichtig erschien. Und es wurde relativ rasch deutlich, das vor allem Olaf sich von einigen seiner Vorstellungen wohl verabschieden muss. Beispielsweise werden wir, um unser Filmprojekt zu realisieren, Sherpahilfe in Anspruch nehmen müssen. Thomas kann unmöglich Kameras, Stativ, Akkus, ein Mikrophon usw. den Berg herauf tragen, dabei filmen und möglichst auch noch den Gipfel erreichen. Denn das ist ja schließlich sein Hauptziel nachdem er 1996 und 2001 sein Ziel so knapp verfehlt hat.

Unterschiedliche Auffassungen gab es auch zur Akklimatisation im Vorfeld der eigentlichen Expedition. Soll ein Berg bestiegen werden? Und welcher? Olaf war in der Vergangenheit immer dagegen, hat sich lieber beim Aufbau der Lagerkette akklimatisiert, und so Kraft und Motivation aufgespart. Doch der Weg durch den Khumbueisbruch ist gefährlich. Da ist es besser, man kommt schon hervorragend akklimatisiert zum Berg und kann so einige Aufstiege durch den gefährlichen Eisfall vermeiden. Allerdings müssen dann auch größere Lasten mit einem Mal hinauf.

Es wurde also argumentiert und nicht lamentiert. Die Erfahrungen haben den größten Stellenwert in dieser Expedition und nicht ein Expeditionsleiter oder das Budget. Es wurde deutlich, dass wir vielleicht die Kraft haben werden, als ein Team von Freunden diese Aufgabe anzugehen und nicht als eine Gruppe von Einzelkämpfern. Wenn uns das gelänge, dann hätten wir schon halb gewonnen.