16.03.2005: Das Everest-Gepäck macht den Abflug

Trotz guter Vorsätze sitzt uns wieder die Zeit im Nacken. Es ist kaum zu glauben, aber in der letzten Woche vor dem Start einer Expedition drehen sich die Uhren einfach immer schneller. Besonders, wenn der Termin näherrückt, an dem das Aircargo verschickt wird.

Es ist 22.00 Uhr am 15. März und die 27 Tonnen werden in genau in 11 Stunden abgeholt. Das meiste ist zwar schon verstaut, doch fünf Stück sind noch leer. Ich verpacke die Sachen in den Tonnen und Christiane schreibt die Listen. Jeder einzelne Schokoriegel, jede Socke, Karabiner, Jümar, einfach alles muss dokumentiert werden, sowohl in Deutsch als auch in Englisch. Außerdem wird noch zusätzlich vermerkt, welche Gegenstände wieder zurück nach Deutschland kommen. So wollen es die Zollbeamten, und mit denen stellt man sich besser gut.

Es ist bereits nach Mitternacht, und ich bin dabei, die letzte Tonne zu packen. Dann ein Schrei des Schreckens. Der Akku vom Laptop ist leer, und ehe wir das Ding an der Steckdose haben, geht der Computer aus und die Listen sind futsch. Es ist einfach unglaublich. Deprimierende Stille. Die Arbeit von Stunden hat sich durch fehlendes Datenspeichern einfach in Luft aufgelöst. Jetzt müssen alle Tonnen wieder geöffnet und ausgepackt werden, das ganze Szenario beginnt von vorn.

Nach einer kurzen Nacht und ohne Frühstück ist für mich außerplanmäßiges Training angesagt. 27 Tonnen, unhandlich und zwischen 16kg und 35 kg schwer, müssen vier Stockwerke hinunter geschleppt und dann auf den LKW gehieft werden. Aber wir haben tatkräftige Hilfe. Manuela Baatz von der Cargo-Firma Menlo Worldwide hilft mit aller Kraft, trägt schweres Gepäck ohne mit der Wimper zu zucken. Und auch Mario Beck von der LVZ packt mit an. Noch in letzter Minute trifft die Solarladeanlage des MDR ein. Zum Schluß gibt es noch ein Foto für die LVZ, dann gehts mit den Tonnen zum Zoll.

Die erste Station unserer Zollrundreise per LKW ist das Binnenzollamt in Taucha. Papiere werden ausgefüllt, Fragen gestellt, unsere Listen begutachtet. Man ist beeindruckt von den akribischen Listen. Im Nu sind die Plomben an unseren Tonnen. Nach einer Stunde liegt die erste Hürde hinter uns. Das nächste Ziel ist der Flugplatz. Wieder begutachten Zollbeamte unser Gepäck. Es wird gewogen und auf Paletten verpackt, mit Folie eingestretscht. Alles geht reibungslos. Da sage noch einmal einer was gegen Beamte. Die vom Zoll jedenfalls sind hier in Leipzig sehr hilfsbereit und freundlich.

Dann endlich haben wir unser sogenanntes Air Way Bill in der Tasche. Mit diesem Dokument kann man die Sachen in Kathmandu wieder vom Zoll zurückbekommen, falls unser Gepäck vollzählig Nepal eingetroffen ist und es kein sogenanntes "Missing Cargo" gibt, wie das im Fachjargon heißt. Aber an solche Katastrophen wollen wir noch nicht einmal denken.