23.03.2005: Aller Anfang ist schwer.

Nepalesische Bürokratie muß man erlebt haben. Beschreibungen können kaum helfen, diese Erlebnisse mit Nepals Behörden vorstellbar zu machen. Nima, unser Agenturchef, hatte heute das Komando. Zuerst sollte es zur Bank gehen, um das mitgebrachte Geld einzuzahlen. Eine Überweisung von Deutschland nach Nepal ist unsicher in den politisch etwas wirren Zeiten in diesem Land. So jedenfalls lauteten die Ratschläge, die ich bekam. Deshalb hatte ich das viele Geld in bar mitgenommen. Hier in Kathmandu wollten wir es auf das Konto der Agentur einzahlen, um es von dort weiter zum Tourismusministerium zu überweisen. Aber man nahm uns das Geld auf der Bank nicht ab. Erstens hatten wir keine ordentliche Zolldeklaration, was ganz logisch war, weil ich nicht im Traum auf die Idee gekommen wäre, das Geld beim Zoll am Flughafen anzugeben. Denn wer weiß, ob man mich überhaupt hätte einreisen lassen mit dem vielen Geld. Und zweitens darf man nur 2000 Dollar pro Tag auf ein Konto einzahlen. Wir aber mußten heute knapp 50000 Dollar auf die Bank bringen. Lange Rede kurzer Sinn, sieben volle Stunden haben wir dafür gebraucht, die fehlenden Papiere zu besorgen und die Bankangestellten zu überreden, eine Ausnahme zu machen, zumindest was die Einzahlungsgesamtsumme anbetraf. Aber es führte kein Weg rein, die 50000 Dollar in einem Stück einzuzahlen.


Das Bild täuscht. Es war ein langer Weg, bis zu diesem Augenblick.

Wir mußten also 25 mal 2000 Euro überweisen, und das dauert hier in Nepal eben. Die anderen Dinge, die wir uns heute vorgenommen hatten, Visaverlängerung, Abholung des Aircargo, Einkäufe usw. wurden nach hinten verschoben. Doch am späten Nachmittag hatte ich noch einen erfreulichen Termin. Nima wollte mir unser Sherpateam vorstellen. Alle waren in das Büro unserer Agentur gekommen, und wir hatten ausgiebig Gelegenheit, uns beim Teetrinken kennenzulernen. Dieses erste Aufeinandertreffen ist immer besonders wichtig, denn es werden die Weichen für das Verhältnis zwischen den Bergsteigern und den einheimischen Helfern gestellt. Nach meinem Gefühl lief aber alles großartig. Wir haben viel miteinander gelacht und schon eine ganze Menge voneinander erfahren. Thomas hat ein großartiges Helferteam bei seinen Filmaufnahmen und auch um unser leibliches Wohl müssen wir uns keine Sorgen machen.


v.l.n.r. Dawa, Lakpa, Kami, Chengba, Nuri, Dharma

Dharma und Chengba sind für die Küche verantwortlich, Lakpa ist Expeditionsmitglied und Shirdar also der Chef der einheimischen Helfer und auch der Träger, die unsere Lasten in das Basislager transportieren. Dawa, Kami und Nuri sind das Filmteam. Diese drei unterstützen Thomas Türpe bei seiner Arbeit als Kameramann des MDR und übernehmen seine Aufgaben bei der Einrichtung der Route und dem Aufbau der Lager. Darüberhinaus tragen sie die Filmausrüstung den Berg hinauf. Diese Sherpas sind ein Kompromiß, den wir in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem MDR eingehen mußten. Thomas kann nicht filmen und auch noch die Lager einrichten. Er kann auch nicht die Filmausrüstung tragen, wenn er dauernd hin- und herrennen muß, um Aufnahmen zu machen. Deshalb haben wir entgegen meinem ursprünglichen Plan diese drei Sherpas engagiert, um eine gute Arbeit von Thomas zu garantieren und ihm auch eine Gipfelchance zu wahren.

Nachdem ich nun unser Team kenne, ist das Ausscheiden von Jörg Stingl schon weniger schmerzlich. Wir sind auch ohne ihn eine starke Truppe, welche ausgezeichnete Chancen hat, weit zu kommen. Diese Zuversicht ist wird übrig bleiben von diesem Tag. Also war es ein guter Tag.