Die erste Frage nach unserer Ankunft war die nach unserem Aircargo. Ich hatte meine Agentur gebeten, sich noch vor unserem Eintreffen davon zu überzeugen, dass die Luftfracht auch angekommen ist. Das war die Frage aller Fragen, wie in unserer ersten News steht. Nima, hatte die zuständige Behörde auch angerufen und man gab ihm die Auskunft, das unsere blauen Tonnen pünktlich eingetroffen seien. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Gestern nun wollten wir die Tonnen durch den Zoll bringen. Vor diesem Termin graut mir naturgemäß, ist es doch keine Freude, siebenundzwanzig 60-Liter-Tonnen aus- und wieder einzupacken. Doch dazu sollte es nicht kommen, leider!
Fast ein ganzer Tag war nötig, den wir im Tourismusministerium und anschließend auf zwei verschiedenen Zollbehörden verbringen mussten, ehe wir die Papiere, Unterschriften und Stempel beisammen hatten, mit denen wir unsere Luftfracht auslösen konnten. So war es schon kurz vor 16.00 Uhr, als wir endlich auf den Flughafen fuhren. Wieder ewiges Palaver, abermals wurden Papiere hin- und hergereicht, unterschrieben, mit Stempeln versehen. Dann endlich schafften die Männer vom Zoll unsere Tonnen herbei.
Als die erste Palette unserer Tonnen auftauchte, war die Welt noch in Ordnung.
Doch aus den Tiefen der riesigen Halle tauchten nur 15 unserer Tonnen auf, 12 blieben verschollen. Zuerst war ich noch wenig beunruhigt, zu groß war die Halle, angefüllt mit tausenden Kisten, Kästen, Tonnen und anderen Gepäckstücken. Man suchte nach unseren fehlenden Tonnen. Dann durfte sogar ich in die sonst nicht zugängliche Halle. Aber auch ich konnte sie nicht finden. Als wir die Suche aufgaben, war es kurz vor 18.00 Uhr. Die Halle wurde verschlossen, und wir mussten ohne unser Gepäck und völlig niedergeschlagen das Feld räumen.
Ich würde diesen Umstand bis hierher als ein mittleres Desaster bezeichnen, denn die Abreise der Expedition in die Berge war für den morgigen Sonnabend geplant. Wir haben für diesen Tag für die Teilnehmer, unsere Sherpas und 1,4 Tonnen Gepäck, die Flüge gebucht. Inzwischen ist unser Gepäck doch auf 1,4 Tonnen angewachsen, da die Basislagerverpflegung und -ausrüstung zu den 670 kg Luftfracht nun noch hinzukommt. Doch aus unserer Abreise am Sonnabend wird nun definitiv nichts. Auch was mit den bestellten Tragetieren geschieht, die in Lukla auf uns warten, ist nun ein offenes Problem. Besonders unangenehm ist das alles deshalb, weil wir bis Montag nichts erreichen können, da der heutige Freitag ein Feiertag ist und auch am Wochenende keine Chance besteht, irgend etwas in Sachen Luftfracht zu erfahren. Unser Aufbruch wird sich also um mindestens drei bis vier Tage verschieben, wenn wir unsere Tonnen noch finden sollten. Wenn nicht, dann ist guter Rat teuer. Das wäre dann schon ein riesengroßes Desaster. Doch soweit ist es noch nicht.
Gestern traf auch meine Trekkinggruppe ein, welche die Expedition in das Basislager begleiten wird. Ich habe meine Gäste am Flughafen empfangen. Ihre Reise verlief reibungslos und alle waren bester Laune. Das hat auch mich wieder ein bisschen aufgemuntert, denn es macht mir grossen Spass zu sehen, wie die Leute gefangen werden, von den vielen grossartigen Eindrücken, die sie hier erwarten.
Gestern Abend waren wir alle gemeinsam noch im New Orleans essen, denn die Trekkinggruppe wird auf jeden Fall am Sonnabend in die Berge starten. Ich bedauere das sehr, weil ich meine Gäste natürlich gern begleiten würde, so muss Jana diese Aufgabe alleine Übernehmen. Aber vielleicht hat ja der Cargo-Gott doch noch ein Einsehen mit uns, dann kann ich meine Gäste in ein paar Tagen eingeholen.
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