02.04.2005: Die vermißten Tonnen sind da.

Lang genug hat es gedauert doch jetzt ist das gesamte Aircargo in Kathmandu. Gestern am späten Abend konnte ich doch noch eine Verbindung zu Nima nach Kathmandu herstellen und erfuhr die frohe Botschaft. Nima teilte mir weiterhin mit, daß Chenga unser Gepäck auch ohne Probleme durch den Zoll bringen konnte. Bei dem Theater, was es wegen der Aufteilung unserer Luftfracht gegeben hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich hätte mich auch nicht gewundert, wenn er mich gebeten hätte, wieder nach Kathmandu zurückzukommen. Doch das war der frohen Botschaften noch nicht genug. Schon heute kommt der erste Teil der Tonnen per Helikopter hier in Namche an. Der andere Teil wird auch schon heute nach Lukla geflogen und trifft morgen auf den Rücken von Dzopkyos hier in Namche ein. Dzopkyos sind Kreuzungen aus Rind und Yak. Diese Tiere werden zum Lastentransport unterhalb von Höhen um die 3500 m eingesetzt. Echte Yaks können dort nicht mehr verwendet werden, weil sie diese niedrigen Höhen nicht vertragen. In der wärmeren Jahreszeit müssen sie sogar noch deutlich höher hinauf, weil es ihnen auch unter 4500 m zu warm ist.

Gestern am späten Nachmittag haben Thomas und ich noch einen kleinen Akklimatisationsausflug auf einen Hügel oberhalb Namches gemacht. Und wir hatten ganz besonderes Glück. Everest, Lhotse und Nuptse waren frei und in ein herrliches Abendlicht getaucht.


Der Everest ragt mit seinem Gipfel hinter dem gezagten Gipfelgrad des Nuptse auf. Der Lhotse ist der Berg rechts von Nuptse und Everest.

Wir haben diesen ungewöhnlichen Anblick genossen, es gibt wohl kaum einen spektakuläreren Bergblick. Thomas hat gefilmt, ich fotografiert. Übrigens ist es immer gut, wenn man während der Akklimatisation etwas über die neu erreichte Schlafhöhe hinausgeht, sozusagen einen Höhenreiz setzt und dann wieder absteigt. Das fördert die Akklimatisation. Wichtig dabei ist immer, nicht mehr als 300 oder 400 m pro Tag aufzusteigen, um dann spätestens nach 1000 Höhenmetern einen Ruhetag einzulegen.

Heute und morgen werden wir uns also um unser Gepäck kümmern. Ein Teil davon geht direkt ins Basislager, ein anderer Teil enthält die Ausrüstung für unsere Akklimatisationstour auf den 6189 m hohen Island Peak und wird direkt dorthin gebracht. Die Kletterei auf den Island Peak wird die 13. Besteigung für mich werden. Schon 1997 stand ich das erste Mal auf diesem Berg, damals während einer Wintertour im Februar. In den folgenden Jahren war ich dann ein oder zwei Mal pro Jahr mit Gästen an diesem Gipfel. Trotzdem ich so oft dort war, habe ich Thomas diesen Berg empfohlen, weil er zur Akklimatisation für den Everest geradezu ideal ist. Außerdem soll Thomas dort schon eine Reihe von Filmaufnahmen machen, die am 4. Mai in der Biwaksendung ausgestrahlt werden sollen und da ist es natürlich von Vorteil, daß ich mich dort eben ganz gut auskenne.

Am 6. April werden wir auch wieder auf die Trekkinggruppe treffen. Sie sind am Donnerstag von hier aus zum Gokyo Peak aufgebrochen. Allen geht es gut, bis hierher haben auch alle die Höhe gut vertragen und sind bester Laune, wie mir berichtet wurde. Vom 6. April an werden wir die Reise ins Basislager des Mount Everest gemeinsam fortsetzen. Zur Zeit sieht es also aus, als lägen die Probleme hinter uns, wollen wir hoffen, daß das auch so bleibt.