Lang genug hat es gedauert doch jetzt ist das gesamte Aircargo in
Kathmandu. Gestern am späten Abend konnte ich doch noch eine Verbindung
zu Nima nach Kathmandu herstellen und erfuhr die frohe Botschaft. Nima
teilte mir weiterhin mit, daß Chenga unser Gepäck auch ohne Probleme
durch den Zoll bringen konnte. Bei dem Theater, was es wegen der
Aufteilung unserer Luftfracht gegeben hatte, fiel mir ein Stein vom
Herzen. Ich hätte mich auch nicht gewundert, wenn er mich gebeten hätte,
wieder nach Kathmandu zurückzukommen. Doch das war der frohen
Botschaften noch nicht genug. Schon heute kommt der erste Teil der
Tonnen per Helikopter hier in Namche an. Der andere Teil wird auch schon
heute nach Lukla geflogen und trifft morgen auf den Rücken von Dzopkyos
hier in Namche ein. Dzopkyos sind Kreuzungen aus Rind und Yak. Diese
Tiere werden zum Lastentransport unterhalb von Höhen um die 3500 m
eingesetzt. Echte Yaks können dort nicht mehr verwendet werden, weil sie
diese niedrigen Höhen nicht vertragen. In der wärmeren Jahreszeit müssen
sie sogar noch deutlich höher hinauf, weil es ihnen auch unter 4500 m zu
warm ist.
Gestern am späten Nachmittag haben Thomas und ich noch einen kleinen
Akklimatisationsausflug auf einen Hügel oberhalb Namches gemacht. Und
wir hatten ganz besonderes Glück. Everest, Lhotse und Nuptse waren frei
und in ein herrliches Abendlicht getaucht.
Der Everest ragt mit seinem Gipfel hinter dem gezagten
Gipfelgrad des Nuptse auf. Der Lhotse ist der Berg rechts von Nuptse und
Everest.
Wir haben diesen ungewöhnlichen Anblick genossen, es gibt wohl kaum
einen spektakuläreren Bergblick. Thomas hat gefilmt, ich fotografiert.
Übrigens ist es immer gut, wenn man während der Akklimatisation etwas
über die neu erreichte Schlafhöhe hinausgeht, sozusagen einen Höhenreiz
setzt und dann wieder absteigt. Das fördert die Akklimatisation. Wichtig
dabei ist immer, nicht mehr als 300 oder 400 m pro Tag aufzusteigen, um
dann spätestens nach 1000 Höhenmetern einen Ruhetag einzulegen.
Heute und morgen werden wir uns also um unser Gepäck kümmern. Ein Teil
davon geht direkt ins Basislager, ein anderer Teil enthält die
Ausrüstung für unsere Akklimatisationstour auf den 6189 m hohen Island
Peak und wird direkt dorthin gebracht. Die Kletterei auf den Island Peak
wird die 13. Besteigung für mich werden. Schon 1997 stand ich das erste
Mal auf diesem Berg, damals während einer Wintertour im Februar. In den
folgenden Jahren war ich dann ein oder zwei Mal pro Jahr mit Gästen an
diesem Gipfel. Trotzdem ich so oft dort war, habe ich Thomas diesen Berg
empfohlen, weil er zur Akklimatisation für den Everest geradezu ideal
ist. Außerdem soll Thomas dort schon eine Reihe von Filmaufnahmen
machen, die am 4. Mai in der Biwaksendung ausgestrahlt werden sollen und
da ist es natürlich von Vorteil, daß ich mich dort eben ganz gut
auskenne.
Am 6. April werden wir auch wieder auf die Trekkinggruppe treffen. Sie
sind am Donnerstag von hier aus zum Gokyo Peak aufgebrochen. Allen geht
es gut, bis hierher haben auch alle die Höhe gut vertragen und sind
bester Laune, wie mir berichtet wurde. Vom 6. April an werden wir die
Reise ins Basislager des Mount Everest gemeinsam fortsetzen. Zur Zeit
sieht es also aus, als lägen die Probleme hinter uns, wollen wir hoffen,
daß das auch so bleibt.
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