Also mit unserem Gepäck haben wir so unsere liebe Not. Morgen sollte nun
unsere gesamte Ausrüstung hier in Namche eintreffen. So war es
angekündigt und danach haben wir unseren Zeitplan ausgerichtet. Aber
gestern ging wegen schlechten Wetters kein Flieger nach Lukla. Aber das
ist nun ein Umstand, mit dem man hier rechnen muß. Eine Expedition
dauert eben nicht umsonst zehn Wochen oder länger und erfordert eine
Menge Geduld.
Lakpa Gelbu und ich haben den Tag heute aber ganz ausgezeichnet
verbracht. Wir haben eine Akklimatisationstour unter anderem auf einen
kleinen Viertausender (4149 m) gemacht. Zuerst sind wir 350 Höhenmeter
aufgestiegen, um eine kleine Gompa, wie hier die Klöster heißen, zu
besuchen. Wir haben den Mönchen beim ihren Gebetsritual zugesehen und
Tee dabei getrunken, den man uns freundlicherweise serviert hat.
Anschließend sind wir noch einmal 350 Höhenmeter auf den kleinen Berg
hinaufgestiegen, der sich über dem Kloster erhebt. Auf dem Gipfel
wollten wir eigentlich auf Thomas und seine Frau Elisabeth treffen, die
von der anderen Seite aufstiegen. Wir haben sie auch kommen sehen, doch
wegen eines aufziehenden Gewitters kehrten die beiden um. Lakpa und ich
kletterten aber noch rasch zum höchsten Punkt und stiegen dann noch
rascher wieder ab.
Die nächste Station war der kleine Ort Thamo. Auch dort wollten wir ein
Kloster besuchen, in welches ich seit vielen Jahren immer wieder gehe,
um mich ein wenig zu sammeln und den Gebeten der Nonnen zuzuhören.
Außerdem interessiert mich der Fortgang der Bauarbeiten für das neue
Hauptgebäude des Klosters. Das alte ist inzwischen zu klein für die
vielen aus Tibet geflohenen Nonnen. Einst waren es sieben, heute sind es
mehr als dreißig. Die Bauarbeiten ruhen aber nun schon seit drei Jahren,
weil das Geld ausgegangen ist. Wenn es irgendwie möglich ist, werden wir
auch zu helfen versuchen.
Auf dem Rückweg nach Namche besserte sich das Wetter zusehens und so
hatten wir auf unserem Weg einen schönen Blick auf den heiligsten Berg
der ganzen Region um Namche, auf den Khumbila.
Er ist der einzige Berg, der nicht zur Besteigung freigegeben wurde und
bis heute auch unbestiegen ist. Er wird auch niemals freigegeben
werden, weil die einheimischen Sherpas das nicht zulassen würden.
Am späten Nachmittag kehrten wir wieder in die Hauptsiedlung der
Sherpas, nach Namche Basar zurück. Früher übrigens war Namche ein armes
relativ unbedeutendes Dorf mit nur wenig Platz für den Ackerbau. Aber
mit den Touristen kam für Namche der Aufschwung. Es liegt sehr geschützt
an einem Hang, der wie eine überdimensionale Satellitenschüssel
aussieht.
Heute besteht der Ort fast nur noch aus Herbergen und unter den Sherpas,
die hier ansässig sind, haben es einige schon zu beachtlichem Reichtum
gebracht. Nur die ursprüngliche Sherpakultur sucht man hier inzwischen
vergebens. Aber das ist wohl der Preis, den die Touristen für den
Komfort gerne bezahlen.
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