In aller Ruhe begannen wir am 15. April unseren
Akklimatisationsaufstieg. Wir wollten ja lediglich zu unserem Lager
hinauf, um den Nachmittag und die Nacht dort zu verbringen, denn
eigentlich war es beschlossene Sache, erst am heutigen Morgen zum Gipfel
zu gehen.
Es ging mit dem Aufstieg sehr gut voran, und schon gegen Mittag trafen
wir in unserem Camp ein. Wir hatten lediglich ein wenig mit starken
Windböen zu kämpfen. Sonst war das Wetter während unseres Aufstiegs
bestens. Oben angekommen, richteten wir uns ein, kochten und dösten ein
wenig vor uns hin. Doch draußen begann das Licht immer besser zu werden.
Thomas wurde unruhig und ich genauso, schließlich bestand ja die
Aussicht, einmalige Bilder der untergehenden Sonne von einem
Sechstausendergipfel zu bekommen. Also beschlossen wir, um 16.00 Uhr
noch zum Gipfel aufzubrechen. Da wir ja unser Lager unmittelbar in
Gipfelnähe aufgebaut hatten, war dieser Entschluß keineswegs
ungewöhnlich.
Unser phantastisch gelegenes Akklimatisationslager aufgenommen
aus der Nähe des Gipfels.
Nicht nur das einmalige Licht belohnte uns für diesen Aufstieg. Wolken
rasten über uns hinweg oder waberten unter uns. Der Wind ließ sogar
etwas nach und die Stimmung auf dem Gipfel war wohl absolut unerreicht.
Wir drei standen dort oben und waren wie verzaubert von dem grandiosen
Naturschauspiel. Die Biwakzuschauer können sich also auf ein paar ganz
besondere Bergsichten freuen, denn diese Aufnahmen werden rechtzeitig
zur Sendung Anfang Mai in Dresden sein.
Lakpa und ich im Abendlicht vor dem fünfthöchsten Berg der
Welt, dem grandiosen Makalu (links). Rechts im Bild der 6677 m hohe Num
Ri.
Schon eine reichliche dreiviertel Stunde nachdem wir auf dem Gipfel
waren, surrten im Camp wieder unsere Kocher. Heute morgen nach einer
zugegebenermaßen anstrengenden Nacht, begannen wir gegen sieben Uhr
unser Lager abzubauen und brachen wir um Viertel nach acht Uhr ins
Basislager auf. Dort wurden wir dann nur zwei Stunden später mit
nepalesischem Milchtee von Dharma empfangen.
Die Leipziger Freiheit auf einem Sechstausender! Es war schon so eine
Art Generalprobe für den Everest. Wir drei sind ein gutes Team, haben
uns sehr gut aufeinander eingespielt, und es macht uns Spaß, zusammen zu
klettern. Wir sind nun bis auf knapp 6000 m relativ gut an die Höhe
angepaßt. Niemand war krank, nicht mal einen kleinen Durchfall. Ich
denke, daß wir sehr zuversichtlich nun an den Everest gehen können. Die
Voraussetzungen könnten kaum besser sein und sowohl Thomas als auch
Lakpa sehen das ebenso.
Die erste Phase der Expedition ist nun Geschichte. Wir sind
akklimatisiert für die Bereiche oberhalb des gefürchteten
Khumbu-Eisbruches. Wir können uns nun ein oder sogar zwei Aufstiege
durch dieses gefährliche Labyrinth sparen. Das war das Ziel unseres
Abstechers zum Island Peak. Die erste, wenn auch bescheidene Hürde ist
damit genommen.
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