16.04.2005: Generalprobe perfekt gelaufen.

In aller Ruhe begannen wir am 15. April unseren Akklimatisationsaufstieg. Wir wollten ja lediglich zu unserem Lager hinauf, um den Nachmittag und die Nacht dort zu verbringen, denn eigentlich war es beschlossene Sache, erst am heutigen Morgen zum Gipfel zu gehen.

Es ging mit dem Aufstieg sehr gut voran, und schon gegen Mittag trafen wir in unserem Camp ein. Wir hatten lediglich ein wenig mit starken Windböen zu kämpfen. Sonst war das Wetter während unseres Aufstiegs bestens. Oben angekommen, richteten wir uns ein, kochten und dösten ein wenig vor uns hin. Doch draußen begann das Licht immer besser zu werden. Thomas wurde unruhig und ich genauso, schließlich bestand ja die Aussicht, einmalige Bilder der untergehenden Sonne von einem Sechstausendergipfel zu bekommen. Also beschlossen wir, um 16.00 Uhr noch zum Gipfel aufzubrechen. Da wir ja unser Lager unmittelbar in Gipfelnähe aufgebaut hatten, war dieser Entschluß keineswegs ungewöhnlich.


Unser phantastisch gelegenes Akklimatisationslager aufgenommen aus der Nähe des Gipfels.

Nicht nur das einmalige Licht belohnte uns für diesen Aufstieg. Wolken rasten über uns hinweg oder waberten unter uns. Der Wind ließ sogar etwas nach und die Stimmung auf dem Gipfel war wohl absolut unerreicht. Wir drei standen dort oben und waren wie verzaubert von dem grandiosen Naturschauspiel. Die Biwakzuschauer können sich also auf ein paar ganz besondere Bergsichten freuen, denn diese Aufnahmen werden rechtzeitig zur Sendung Anfang Mai in Dresden sein.


Lakpa und ich im Abendlicht vor dem fünfthöchsten Berg der Welt, dem grandiosen Makalu (links). Rechts im Bild der 6677 m hohe Num Ri.

Schon eine reichliche dreiviertel Stunde nachdem wir auf dem Gipfel waren, surrten im Camp wieder unsere Kocher. Heute morgen nach einer zugegebenermaßen anstrengenden Nacht, begannen wir gegen sieben Uhr unser Lager abzubauen und brachen wir um Viertel nach acht Uhr ins Basislager auf. Dort wurden wir dann nur zwei Stunden später mit nepalesischem Milchtee von Dharma empfangen.

Die Leipziger Freiheit auf einem Sechstausender! Es war schon so eine Art Generalprobe für den Everest. Wir drei sind ein gutes Team, haben uns sehr gut aufeinander eingespielt, und es macht uns Spaß, zusammen zu klettern. Wir sind nun bis auf knapp 6000 m relativ gut an die Höhe angepaßt. Niemand war krank, nicht mal einen kleinen Durchfall. Ich denke, daß wir sehr zuversichtlich nun an den Everest gehen können. Die Voraussetzungen könnten kaum besser sein und sowohl Thomas als auch Lakpa sehen das ebenso.

Die erste Phase der Expedition ist nun Geschichte. Wir sind akklimatisiert für die Bereiche oberhalb des gefürchteten Khumbu-Eisbruches. Wir können uns nun ein oder sogar zwei Aufstiege durch dieses gefährliche Labyrinth sparen. Das war das Ziel unseres Abstechers zum Island Peak. Die erste, wenn auch bescheidene Hürde ist damit genommen.