Immer wieder aufs neue fasziniert mich die Tatsache, daß zum
vereinbarten Zeitpunkt tatsächlich die Yaks auftauchen, um uns von
irgendwoher abzuholen. Wir hatten acht Tiere für den 17. April gegen
9.00 Uhr zum Island Peak bestellt und fast auf die Minute pünktlich
tauchten sie dann auch im Basislager auf. Das meiste unserer Ausrüstung
hatten wir schon am Abend vorher verpackt, so daß es mit der Verladung
unseres Gepäcks auf die Yaks relativ rasch ging. Unser Tagesziel war am
ersten Tag das 800 m tiefer gelegene Dingboche (4400 m). Aus diesem Ort
waren die Yaks zu uns aufgestiegen und dorthin mußten sie heute wieder
zurück.
Wenn auch immer neue Herbergen in Dingboche entstehen, so
bestimmt auch heute noch der Kartoffelanbau das Bild des Ortes.
Für die Tiere und ihre Treiber ein acht bis zehn-Stunden-Marschtag. Mich
beeindruckt immer wieder, wie Mensch und Tier solche Distanzen scheinbar
mühelos wegstecken. Doch am zweiten Tag wurde es noch verrückter. Das
Gros unseres Gepäcks wurde von Dingboche gleich direkt zum
Everest-Basislager hinaufgeschafft, eine Riesendistanz und immerhin 1000
Höhenmeter Aufstieg. Wir wollten aber nichts überstürzen und
übernachteten auf halber Strecke in Lobuche (4900 m).
Das 4900 m hoch gelegene Lobuche war bis Ende der achtziger
Jahre das höchstgelegene Kartoffelanbaugebiet der Welt.
Dann am dritten Tag wurde es nun richtig interessant, denn wir näherten
uns dem Fuß des höchsten Berges der Welt. Ich kannte den Ort, an welchem
das Everest-Basislager eingerichtet wird, schon von einigen
vorangegangenen Besuchen. Aber da war es nie bewohnt gewesen. Das
intakte Lager hatte ich noch nicht gesehen, weil ich immer vor der
Expeditionssaison hierher gekommen bin. Doch was unsere Ankunft für uns
so spannend machte, war die Tatsache, daß unsere Vorhut, also Chengba,
Dawa und Kami, einen Platz ausgesucht hatten. Und von dieser Wahl hängt
natürlich viel ab. Wir müssen uns dort wohlfühlen und uns zwischen den
Aufstiegen gut erholen können.
Von Gorak Shep aus ist der Gipfel des Everest schon zu sehen.
Gorak Shep ist die letzte Station vor dem Everest-Basislager. In 5200 m
Höhe gibt es hier noch drei recht komfortable Herbergen, in denen wir
noch ein letztes Mal a la carte zu Mittag aßen, bevor wir uns auf die
zweistündige Schlußetappe machten und dann Dharma und Chengba die Herren
über den Speiseplan sein würden.
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