Der Berg bestimmt über die Pläne. Unseren Plan hat er jedenfalls
gründlich verdorben. In der Nacht zum heutigen Sonntag begann es stark
zu schneien. Ein Aufstieg erschien durch den andauernden Schneefall
immer unwahrscheinlicher. Ständig bin ich aufgewacht, in der Hoffnung,
daß es endlich aufhören möge. Aber es schneite auch noch, als Chengba
anfing, in unserem Küchenzelt zu rumoren.
Unser Basislager ist von einer dicken Schneedecke begraben, und es schneit weiter.
Unser Problem ist nun die Tatsache, daß Jana durch die Umstände derzeit
in Lager 1 festsitzt. Wir haben bisher, also am Sonntagvormittag, auch
noch keinen Funkkontakt zu ihr aufnehmen können. Das Lager ist aber
sicher genug, daß kein Anlaß zur Besorgnis besteht. Jana ist auch nicht
allein dort oben. Kami Shingi hat ebenfalls in unserem Lager 1
übernachtet, und er ist ein sehr erfahrener Sherpa.
Das ist aber leider nicht unsere einzige Sorge. Thomas ist ernsthaft
erkrankt. Schon gestern abend hatte er sich entschieden, nicht am
Aufstieg teilzunehmen. Er wollte sich schonen, um eine im Anzug
befindliche Erkältung auskurieren zu können. Doch heute morgen fühlte er
sich sehr schlecht, und er sah auch so aus.
Zur Zeit messen wir bei ihm Fieber und forsten die Medizinkoffer durch.
Es ist schon kurios, daß just in dem Moment, wo wir im Basislager einen
Kranken haben, Jana, unsere Ärztin, nicht hier ist und wir auch nicht
mit ihr sprechen können. Also werd ich mal kurz in ihre Rolle schlüpfen.
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