07.05.2005: Eine Frau für alles am Everest

Seit vielen Monaten gibt es für Jana nur noch ein Thema: den Everest. Dafür hat sie unzählige Literaturrecherchen über Höhenmedizin geführt, sich mit Pharmafirmen auseinander gesetzt und letztendlich eine umfangreiche Apotheke, die auch auf den Erfahrungen ihrer früheren Expeditionen beruht, mit zum Berg gebracht.

Kaum im Basislager angekommen, klagen Kami und Dawa über starken Reizhusten. Der berühmte Khumbuhusten verschwindet meist von allein, wenn man absteigt, allerdings können unsere Climbingsherpas nicht einfach nach Hause gehen. Ein Hustenstiller sorgt in Zukunft für ruhigere Nächte der beiden. Thorsten, unser Mann vom MDR, plagt sich mit hartnäckigen Halsschmerzen. Auch hier weiss Jana Rat und Lutschtabletten mit einem desinfizierenden und einem leicht anästhetisierenden Anteil lindern seine Probleme. Etwas schwieriger ist der Fall von Thomas. Er fühlt sich stark erkältet. Eine eingehende Untersuchung ergibt keine ernsthafte Organbeteiligung. Er hat sich einen Virusinfekt zugezogen. Als nach wenigen Tagen seine Genesung im Basislager keine deutlichen Fortschritte macht, beschliesst er, in Absprache mit seiner Teamärztin, mit einem Beutelchen voll Medikamenten und genauen Instruktionen, abzusteigen. Etwas delikater trifft es unseren Verbindungsoffizier. Er wird von Hämorrhoiden gepeinigt. Selbst für solche Situationen ist Jana gewappnet.

Dann schlägt Dawa sich beim Steine stapeln einen ebensolchen auf den Finger. Ein großer Bluterguss unter dem Nagel verursacht heftige Schmerzen. Es ist schwierig, hier im Basislager keimfrei zu arbeiten, trotzdem entschliesst sich Jana, den Nagel aufzubohren und somit eine Druckentlastung herbei zu führen. Anschliessend wird alles mit einer entzündungshemmenden Salbe verbunden. Nicht zuletzt war die unmittelbar vor ihrem Abschluss stehende Medizinstudentin auch schon im Lager 1 ihr eigener Patient, als es ein Höhenhirnödem mit einer Dexamethasonspritze zu behandeln galt.

Doch nicht nur der medizinische Part gehört zu ihren Aufgaben. Jana führt den Funkkontakt zu den höheren Lagern. So hält sie die Fäden in der Hand, weiss immer, wer wo ist und wie es ihm geht. Sie hat unzählige Listen über den Inhalt der Expeditionstonnen geschrieben, weiss genau in welcher Tonne welcher Ausrüstungsgegenstand steckt. Darum stellt sie die Hochlagerausrüstung in Zusammenarbeit mit dem restlichen Team zusammen. Wenn Olaf, Thomas und die Sherpas in den Lagern hoch oben am Berg unterwegs sind, gilt es Steine zu schleppen, um so die Zelte auf dem Eis vor dem Abtauen ihrer Plattformen zu schützen. Gräben müssen gehackt werden, damit das Schmelzwasser abfließen kann.

Wer weiß, was noch so alles auf Jana in den nächsten Tagen zukommt, schließlich wird es jetzt langsam ernst hier am Everest. Denn so wie die meisten anderen Expeditionen, bereitet sich auch Leipzig goes to Everest auf den ersten Gipfelversuch vor.