Seit vielen Monaten gibt es für Jana nur noch ein Thema: den Everest.
Dafür hat sie unzählige Literaturrecherchen über Höhenmedizin geführt,
sich mit Pharmafirmen auseinander gesetzt und letztendlich eine
umfangreiche Apotheke, die auch auf den Erfahrungen ihrer früheren
Expeditionen beruht, mit zum Berg gebracht.
Kaum im Basislager angekommen, klagen Kami und Dawa über starken
Reizhusten. Der berühmte Khumbuhusten verschwindet meist von allein,
wenn man absteigt, allerdings können unsere Climbingsherpas nicht
einfach nach Hause gehen. Ein Hustenstiller sorgt in Zukunft für
ruhigere Nächte der beiden. Thorsten, unser Mann vom MDR, plagt sich mit
hartnäckigen Halsschmerzen. Auch hier weiss Jana Rat und Lutschtabletten
mit einem desinfizierenden und einem leicht anästhetisierenden Anteil
lindern seine Probleme. Etwas schwieriger ist der Fall von Thomas. Er
fühlt sich stark erkältet. Eine eingehende Untersuchung ergibt keine
ernsthafte Organbeteiligung. Er hat sich einen Virusinfekt zugezogen.
Als nach wenigen Tagen seine Genesung im Basislager keine deutlichen
Fortschritte macht, beschliesst er, in Absprache mit seiner Teamärztin,
mit einem Beutelchen voll Medikamenten und genauen Instruktionen,
abzusteigen. Etwas delikater trifft es unseren Verbindungsoffizier. Er
wird von Hämorrhoiden gepeinigt. Selbst für solche Situationen ist Jana
gewappnet.
Dann schlägt Dawa sich beim Steine stapeln einen ebensolchen auf den
Finger. Ein großer Bluterguss unter dem Nagel verursacht heftige
Schmerzen. Es ist schwierig, hier im Basislager keimfrei zu arbeiten,
trotzdem entschliesst sich Jana, den Nagel aufzubohren und somit eine
Druckentlastung herbei zu führen. Anschliessend wird alles mit einer
entzündungshemmenden Salbe verbunden. Nicht zuletzt war die unmittelbar
vor ihrem Abschluss stehende Medizinstudentin auch schon im Lager 1 ihr
eigener Patient, als es ein Höhenhirnödem mit einer Dexamethasonspritze
zu behandeln galt.
Doch nicht nur der medizinische Part gehört zu ihren Aufgaben. Jana
führt den Funkkontakt zu den höheren Lagern. So hält sie die Fäden in
der Hand, weiss immer, wer wo ist und wie es ihm geht. Sie hat unzählige
Listen über den Inhalt der Expeditionstonnen geschrieben, weiss genau in
welcher Tonne welcher Ausrüstungsgegenstand steckt. Darum stellt sie die
Hochlagerausrüstung in Zusammenarbeit mit dem restlichen Team zusammen.
Wenn Olaf, Thomas und die Sherpas in den Lagern hoch oben am Berg
unterwegs sind, gilt es Steine zu schleppen, um so die Zelte auf dem Eis
vor dem Abtauen ihrer Plattformen zu schützen. Gräben müssen gehackt
werden, damit das Schmelzwasser abfließen kann.
Wer weiß, was noch so alles auf Jana in den nächsten Tagen zukommt,
schließlich wird es jetzt langsam ernst hier am Everest. Denn so wie die
meisten anderen Expeditionen, bereitet sich auch Leipzig goes to Everest
auf den ersten Gipfelversuch vor.
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