09.05.2005: Aufstieg zum Lager 4 beginnt

Obwohl bereits für den vergangenen Samstag geplant, konnten wir den Aufstieg zum Lager 4 erst heute beginnen. Da es in den letzten Tagen stark schneite, war das Lawinenrisiko in der Lhotseflanke einfach zu hoch. Nach eingehender Diskussion mit Lakpa entschloss ich (Olaf) mich, den Aufstieg zum Lager 4 auf dem Südsattel auf heute zu verlegen. Denn wenn es eins gibt was ich beim Höhenbergsteigen gelernt habe, dann das, daß wenn man an einem Berg vorankommen will, man jede Chance nutzen muß. Der Berg diktiert das Geschehen und gibt einem unter Umständen keine zweite Chance. Das Einrichten des Hochlagers ist am Everest ein Problem, denn man ist sehr stark vom Wetter abhängig. Ich erinnere mich noch gut an die Probleme beim Einrichten des Hochlagers am Cho Oyu 1999 (Lager 3, 7500 m). Wir verloren viel zeit und Kraft, aber es gab nur ein kleines Wetterfenster. Im Moment ist das Wetter hier am Everest schlecht, aber man kann immer noch Aufsteigen. Und die 5 Tage Warten im Basecamp haben mich bereits zermürbt.


Die letzte Spalte vor dem Tal des Schweigens wird mittels 5 zusammengebundener Leitern überwunden.

Im Basislager beginnt es meist gegen 10 oder 11 Uhr zu schneien. Aber zu dieser Zeit sind wir bereits im Lager 2 und dort hält sich die Sonne deutlich länger. Nur am Donnerstag und Freitag waren die Verhältnisse umgekehrt, da schneite es in den höheren Lagen, während es im Basislager relativ wenig Niederschlag gab, so dass alle Bergsteiger abstiegen.


Die Lhotseflanke im Abendlicht, Aufnahme vom Lager 2 (6500 m) aus.

Heute wollen wir zunächst zum Lager 2 aufsteigen. Am Dienstag gilt es dann die mächtige Lhotseflanke zu durchsteigen. Diese beginnt ab etwa 6800 m und endet im 8500 m hohen Lhotsegipfel. Das gelbe Band und den Genfer Sporn, links im Bild zu sheen, kann man während der Durchsteigung gut zur Orientierung verwenden. Lager 3 liegt ewta auf gleicher Höhe wie der Fuß des Genfer Sporns, auf etwa 7250 m. Etwas oberhalb des Lagers 3 beginnt man am gelben Band nach links zu queren, wobei man sich stets rechts des Genfer Sporns hält. Der Südsattel ist eigentlich nur eine riesige Scharte zwischen Everest und Lhotse, auf etwa 8000 m Höhe. Auf diesem Plateau von der Größe mehrerer Fußballfelder werden wir unsere zwei Zelte errichten.

Wenn alles klappt werde ich beim Abstieg die Nacht in Lager 3 verbringen und am Donnerstag zurück im Basislager sein. Dann gibt es den nächsten Bericht und auch die ersten Fotos vom Südsattel.