13.05.2005: Thomas auf dem Weg zum Lager 3.

Gestern um 14.00 Uhr Ortszeit, meldete sich Thomas das erste Mal bei uns im Basislager. Er war gerade im Camp 2 eingetroffen. Das Wetter beim Aufstieg half ihm. Die Sonne schien und ein leichter Wind ließ ihn bei der Durchquerung des Tales des Schweigens die Hitze nicht ganz so spüren. Er klang erschöpft, aber dennoch froh, dort oben angekommen zu sein. Der Weg vom Basislager bis zum Lager 2 ist endlos lang und umfaßt 1200 Höhenmeter von immerhin 5300 m bis 6500 m. Ich empfinde diesen Weg als außerordendlich anstrengend, vor allem aber das letzte Stück. Das Lager 2 ist sichtbar, man geht direkt darauf zu, aber es kommt und kommt nicht näher.


Auf dem Bild geht der Bergsteiger direkt auf das Lager 2 zu. Über seinem Kopf sind gerade noch die Zelte auf der kleinen Moräne zu erkennen. Die Felsen darüber stellen die gewaltige Südwestwand des Everest dar. Von dem Fotostandpunkt aus läuft man noch eine knappe Stunde zum Lager.

Heute morgen um 9.00 Uhr hatten wir abermals Funkkontakt zu Thomas. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich gerade am Einstieg in die Lhotseflanke (6800 m). Sein heutiges Tagesziel ist das Lager 3 (7300 m). Er will dort hinauf und wieder runter ins Lager 2 (6500 m). Dort will er auch die kommende Nacht verbringen. Die vergangene Nacht beschrieb er als erwartungsgemäß sehr unangenehm. Er hätte gar nicht geschlafen. Es gab aber auch keine Beschwerden, wie zum Beispiel Kopfschmerzen. Seinen momentanen Zustand beschrieb er als schlapp aber er fühle sich dennoch in der Lage, seine Ziele bei diesem Akklimatisationsaufstieg weiter zu verfolgen.


Thomas im Aufstieg durch den Khumbu-Eisbruch

Thomas geht mit diesem Aufstieg nach seiner Erkältung ein hohes Risiko ein. Für ihn ist es aber die einzige Möglichkeit, seine Chance auf den Gipfel zu wahren. Er weiß das, und deshalb zieht er diesen eisenharten Akklimatisationskurs so konsequent durch. Morgen will er, wenn möglich, ein weiteres Mal zum Camp 3 aufsteigen, vielleicht dort sogar übernachten, dann ins Basislager zurückkehren. Ich wünsche ihm, daß er das durchhalten kann. Denn das würde ihm auch wieder die nötige Zuversicht verschaffen, daß er sein großes Ziel doch noch erreichen kann. Ich drücke Dir die Daumen Thomas und habe große Hochachtung vor dem, was Du gerade tust.