Vorgestern Basislager-Lager 2, gestern Lager 2-Aufstieg zum Lager 3 und wieder zurück zum Lager 2, und heute stieg Thomas wieder von Lager 2 hinauf zum Lager 3 und sogar darüber hinaus bis zum Gelben Band in etwa 7500 m Höhe. Von dort aus ist er gerade dabei, wieder ins Lager 2 abzusteigen. Morgen wird er dann ins Basislager zurückkehren. Eine Übernachtung im dritten Hochlager steht nicht auf seinem Programm. Vor genau fünfzehn Minuten (16.00 Uhr, Nepalzeit) habe ich mit ihm via
Funkkontakt gesprochen. Er befand sich gerade unterhalb des Gelben Bandes. Seine Stimme hörte sich nicht so an, als wäre er gerade auf 7400 m. Auf meine Frage wie er sich fühle, sagte er, daß er okay sei und keine Beschwerden habe. Das Wetter sei bis auf den Wind derzeit annehmbar, zu schaffen machten ihm nur Orkanböen, die ihn hin und wieder mit voller Wucht treffen.
Wir hier unten im Basislager haben Thomas Aktivitäten mit Freude und großer Erleichterung verfolgt. Vor allem Thorsten Kutschke freute sich über den Aufstieg von Thomas, da der MDR jetzt ja auch die ersten bewegten Bilder aus der Lhotseflanke und vom Lager 3 im Kasten hat.
Thomas Türpe bei der Arbeit auf dem 6189 m hohen Gipfel des Island Peak.
Denn bei Thomas ist es ja mit dem Aufstieg allein noch nicht getan. Zur Arbeit als Bergsteiger kommt ja bei ihm immer noch die Arbeit als Kameramann hinzu. Aber Nuri ist die ganze Zeit dabei gewesen und hat geholfen.
Unten im Basislager wird vor allem über das Wetter philosophiert. Eine Reihe von Vorhersagen sind im Umlauf. Es wird spekuliert und gehofft. Derzeit allerdings ist wohl das einzig verläßliche der Blick aus dem Zelt und die Geräuschkulisse was die Stärke des Windes angeht.
Unsere Zelte im Basislager mit dem typischen Wolkenbild der letzten und nächsten Tage.
Wolken, Wind und am Nachmittag Schneefall, dies ist die Realität von heute und die trüben Aussichten auch für morgen, übermorgen und die nächsten Tage. Der Luftdruck hat sich nämlich nicht verändert. Alle bei uns hoffen auf die Tage um den 20. und 21. Mai, so jedenfalls berichtet mir Lakpa, wenn ich ihn danach frage. Nur weshalb alle auf diese Tage hoffen, daß beantwortet er mir nicht. Ich weiß es aber trotzdem. Der Lama hat es ihm schon lange vor unserer Ankunft am Everest gesagt. Ich traue Lamas alles zu. Ob auch die Sherpas der anderen Expeditionen diese exklusiven Informationen haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls funktioniert der Informationsfluß bei den Sherpas ganz von allein. Sie besuchen sich gegenseitig und trinken Tee miteinander. Sie jedenfalls lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Das sollten wir auch nicht.
|