Im Basislager hat das große Einpacken angefangen. Nicht nur wir begeben
uns auf den Weg zurück. Als ich gestern morgen durch das Lager gegangen
bin, waren viele Zeltplätze schon nicht mehr besetzt. Dennoch
unternehmen weiterhin einige große kommerzielle Expeditionen
Anstrengungen, über das offizielle Saisonende hinaus am Berg bleiben zu
dürfen.
Derweil erreichten uns beunruhigende Nachrichten von der Nordseite des
Berges. Dort ist zwar der höchste Punkt des Everest erreicht worden,
aber die Erfolgsmeldungen werden von regelrechten Schauergeschichten
begleitet, die sich aber hoffentlich nicht genauso bestätigen werden.
Uns wurde mitgeteilt, daß sieben Bergsteiger vermißt seien. Dann wurde
erzählt, daß vom Nordsattel aus mit dem Fernglas drei Bergsteiger
sichtbar sein sollen, die hoch oben auf dem Nordostgrat festgefroren
sind und sich seit inzwischen drei Tagen nicht mehr bewegt haben. Zwei
weitere Bergsteiger seien in den Tod gestürzt. Bei den Arbeiten zur
Versicherung der Route haben sich etwa ein halbes Dutzend Sherpas
Erfrierungen zugezogen. Was von diesen Nachrichten Tatsachen sind, kann
ich natürlich nicht beurteilen. Fest steht aber, daß diese Dinge so oder
so ähnlich passiert sein könnten, weil gerade der Nordostgrat ebenso dem
Wind und dem schlechten Wetter ausgesetzt ist, wie die Südseite. Von
hier gibt es immer noch keine Erfolgsmeldung.
Wer jetzt denkt, die Expedition sei hiermit beendet, der irrt sich ein
wenig, denn nun kommt das große Ein-, und Umpacken. Im Basislager werden
ja die Lasten transportgerecht verstaut. Yaks tragen sie hinunter, also
müssen sie alle gleich schwer so um die 25 Kilogramm sein. Das Aircargo
sollte aus Kostengründen möglichst ein kleines Volumen haben, also muß
alles ein weiteres Mal umgepackt werden. Der aufwendigste Teil der
Expeditionsabwicklung ist das Schreiben der unvermeintlichen Packlisten.
Gut, daß ein Teil der Ausrüstung in Namche Basar bzw. in Kathmandu
bleibt, weil schon im nächsten Frühjahr eine weitere Bergexpedition
geplant ist. Trotzdem kommt also noch allerhand auf mich zu.
![]() Das offizielle Abschiedsfoto am letzten Tag m Basislager: v.l.n.r.: Olaf Rieck, Thorsten Kutschke, Jana Odrich, Thomas Türpe, Lakpa Gelbu Sherpa ![]() Der berühmte reinkarnierte Tengboche Rimpoche. Einer der höchsten Lamas der Sherpas. Zufällig weilte er gerade heute in Namche. |