Wer jemals auf einer Expedition gewesen ist, wird meine Aversion gegen
das Packen verstehen. Viele Stunden und bei großen Expeditionen viele
Tage sind dazu nötig. Leider bin ich dazu noch etwas zur Pedanterie
veranlagt. Aber das ist womöglich auch ganz gut, zumindest in dieser
Beziehung. Bevor losgefahren wird, müssen die Tonnen für das Aircargo
gepackt werden. Ist man angekommen, werden Yak- oder Trägerlasten
benötigt. Die dürfen nicht zu schwer und nicht zu leicht sein. Außerdem
müssen die Gepäckstücke alle gleich viel wiegen. Das ist am
schwierigsten zu bewerkstelligen. Im Basislager wird abermals alles neu
verstaut, um effektiver finden zu können, was gebraucht wird. Hier
werden die Tonnen mit möglichst gleichen Dingen befüllt. Also sind in
einer Tonne nur Gaskartuschen, in der nächsten nur Getränke, in der
dritten nur Süßigkeiten usw.
Wenn die Expedition zu Ende ist und das Basislager verlassen wird,
werden abermals Träger oder Yaklasten zusammengestellt und dann ganz zum
Schluß müssen die Tonnen wieder für das Aircargo gefüllt werden. Dabei
bin ich nun gerade. 25 Tonnen hatten wir auf dem Hinweg, 23 haben wir
jetzt. Mir ist das ein Rätsel. Ich hatte damit gerechnet, daß wir sieben
oder acht Tonnen leergegessen hätten. Aber nein, es ist kaum etwas von
unseren Spezialvorräten verbraucht worden. Das allerdings lag in erster
Linie an unseren beiden ausgezeichneten Köchen und dem reichlichen und
vielfältigen Angebot an Verpflegung durch unsere Agentur.
Wenn für das Aircargo gepackt wird, dann müssen für den Zoll Packlisten
vorhanden sein. Das macht die ganze Sache so aufwendig. Für den
nepalesischen Zoll müssen die Listen in englischer Sprache, für den
deutschen Zoll in Deutsch verfaßt sein. Jeder Karabiner, jede
Eischraube, jeder Pullover, jeder Energieriegel sollte verzeichnet sein.
Bei 800 Kilogramm Gepäck ist das eine langwierige Sache. Mit jenen
Packorgien verbringen die Teilnehmer von Expeditionen sehr viel Zeit und
mir persönlich graut eben immer ziemlich davor.
In den letzten Tagen sauste der Jetstream über den Everest. Ob
noch Besteigungsversuche stattgefunden haben oder noch stattfinden
werden, wissen wir hier nicht.
Wenn ich damit fertig bin, werde ich dann auf die kleine Trekkingtour
zum Dorf von Dawa, einem meiner Climbingsherpas, aufbrechen. Auf dem Weg
dorthin wollen wir auch sein Elternhaus in Thamo und das Elternhaus
seiner Frau besuchen. Ich möchte dort einige Zeit verbringen, um
kennenzulernen, wie Sherpas abseits von den Trekkingpfaden leben, denn
in Dawas Dorf kommt wohl niemals irgendein Tourist. Ich freue mich sehr
auf diese Tour und Dawa ist auch schon ganz aufgeregt.
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