28.05.2005: Das große Einpacken hat begonnen.

Wer jemals auf einer Expedition gewesen ist, wird meine Aversion gegen das Packen verstehen. Viele Stunden und bei großen Expeditionen viele Tage sind dazu nötig. Leider bin ich dazu noch etwas zur Pedanterie veranlagt. Aber das ist womöglich auch ganz gut, zumindest in dieser Beziehung. Bevor losgefahren wird, müssen die Tonnen für das Aircargo gepackt werden. Ist man angekommen, werden Yak- oder Trägerlasten benötigt. Die dürfen nicht zu schwer und nicht zu leicht sein. Außerdem müssen die Gepäckstücke alle gleich viel wiegen. Das ist am schwierigsten zu bewerkstelligen. Im Basislager wird abermals alles neu verstaut, um effektiver finden zu können, was gebraucht wird. Hier werden die Tonnen mit möglichst gleichen Dingen befüllt. Also sind in einer Tonne nur Gaskartuschen, in der nächsten nur Getränke, in der dritten nur Süßigkeiten usw.

Wenn die Expedition zu Ende ist und das Basislager verlassen wird, werden abermals Träger oder Yaklasten zusammengestellt und dann ganz zum Schluß müssen die Tonnen wieder für das Aircargo gefüllt werden. Dabei bin ich nun gerade. 25 Tonnen hatten wir auf dem Hinweg, 23 haben wir jetzt. Mir ist das ein Rätsel. Ich hatte damit gerechnet, daß wir sieben oder acht Tonnen leergegessen hätten. Aber nein, es ist kaum etwas von unseren Spezialvorräten verbraucht worden. Das allerdings lag in erster Linie an unseren beiden ausgezeichneten Köchen und dem reichlichen und vielfältigen Angebot an Verpflegung durch unsere Agentur.

Wenn für das Aircargo gepackt wird, dann müssen für den Zoll Packlisten vorhanden sein. Das macht die ganze Sache so aufwendig. Für den nepalesischen Zoll müssen die Listen in englischer Sprache, für den deutschen Zoll in Deutsch verfaßt sein. Jeder Karabiner, jede Eischraube, jeder Pullover, jeder Energieriegel sollte verzeichnet sein. Bei 800 Kilogramm Gepäck ist das eine langwierige Sache. Mit jenen Packorgien verbringen die Teilnehmer von Expeditionen sehr viel Zeit und mir persönlich graut eben immer ziemlich davor.


In den letzten Tagen sauste der Jetstream über den Everest. Ob noch Besteigungsversuche stattgefunden haben oder noch stattfinden werden, wissen wir hier nicht.

Wenn ich damit fertig bin, werde ich dann auf die kleine Trekkingtour zum Dorf von Dawa, einem meiner Climbingsherpas, aufbrechen. Auf dem Weg dorthin wollen wir auch sein Elternhaus in Thamo und das Elternhaus seiner Frau besuchen. Ich möchte dort einige Zeit verbringen, um kennenzulernen, wie Sherpas abseits von den Trekkingpfaden leben, denn in Dawas Dorf kommt wohl niemals irgendein Tourist. Ich freue mich sehr auf diese Tour und Dawa ist auch schon ganz aufgeregt.