07.06.2005: In Kathmandu

Schon mehr als eine Woche hab ich nun keine News ins Netz gestellt, es gibt also eine ganze Menge zu berichten. Der Grund dafür liegt in der Stromversorgung der für die Datenübertragung benötigten Gräte: Laptop und Satellitentelefon. Um sie betreiben zu können, brauche ich meine Solarpanelen, das Gelakku und meine Umspanneinrichtung. Dies alles konnte ich auf diese Tour natürlich nicht mitnehmen.

Der kleine Trip ins Heimatdorf von meinem Freund Dawa, der am Everest als einer meiner Climbing Sherpas gearbeitet hat, war ein ganz besonderes Erlebnis. Er wohnt in Chanak, ein ganzes Stück oberhalb von Thame. Chanak ist kein Dorf im eigentlichen Sinne sondern nur eine drei Familien große Ansammlung von kleinen am Berg in Terassen angelegten Feldern. Ursprünglicher hätte das Zuhause von Dawa nicht sein können und was ich dort über sein Leben erfuhren nicht aufschlußreicher.


Von der Familie Dawas lebt nur noch die Mutter und er in dem uralten Sherpahaus, welches der Urgroßvater gebaut hat.

Ich verbrachte ein paar Tage dort und bin anschließend noch an zwei Orte gegangen, zu denen ich schon sehr lange wollte. Ich hab zum ersten Mal den Renjo-Paß (5341 m) Richtung Gokyo überquert und bin von dort in das Cho Oyu-Basislager (5192 m) auf seiner Südseite gelaufen. Das paßte alles ganz gut zusammen, weil Dawa nicht weit von Fuß des Renjo-Passes entfernt wohnt. Insgesamt war ich eine reichliche Woche unterwegs.

Nun hat mich das Kommunikationszeitalter wieder, und was mußte ich lesen, als ich das erste Mal ins Netz schauen konnte? Es sind in den letzten beiden Tagen des Mai tatsächlich noch Leute auf den Berg gekommen. Hätten wir also doch noch warten sollen? Haben wir zu früh das Handtuch geworfen? Ich wollte mich ja nicht ärgern, wenn es doch bis Ende des Monats noch Gipfelerfolge geben sollte. Ich tue es wohl trotzdem. Aber hätten wir überhaupt eine Chance gehabt? Ich glaube es nicht. Was ich aber weiß, ist folgendes: Es gab kein Wetterfenster. Im Gegenteil! Ich war immer in Sichtweite des Everest, bis zum 6. Juni. Zum Wind hatten sich auch noch die ersten Monsunwolken gesellt in den beiden letzten Maitagen. Ohne Sauerstoff wäre nichts zu machen gewesen, wohl schon gar nicht in einem großen Pulk von Leuten. Die Wetterprognosen, die wir bis Ende Mai hatten, bestätigten sich. Die Ampel war und blieb auch auf Rot. Doch der zusätzliche Sauerstoff machts eben trotzdem möglich. Aber es starben auch wieder Menschen!


Ohne Chenga von meiner Agentur Multiadventure wäre ich so manches Mal im Bürokratendschungel Nepals verrückt geworden.

In Katmandu erwartete mich Chenga mit einem Plan. Er ließ mir keine Stunde Zeit, zur Besinnung zu kommen, gleich nach der Ankunft ging es los: Zuerst die Immigration Office zur Visaverlängerung, dann die Fluggesellschaft zum Rekonfirmen des Flugtickets, danach Tourimusministerium zum Debriefing gemeinsam mit Lakpa und dem Verbindungsoffizier, anschließend zur Bank. Zwischendurch haben wir noch unseren Abfall zur Inspektion und zum offiziellen Wiegen gebracht. Dazu hat der Ankunftstag natürlich nicht gereicht, auch heute noch waren Chenga und ich mit der Abarbeitung dieser Wege beschäftigt.

Morgen und übermorgen ist nun das Aircargo an der Reihe. Das Gros haben wir ja schon in Namche fix und fertig gepackt, nun müssen hier noch zwei oder drei Tonnen gefüllt und für alle die Listen auf dem Rechner geschrieben werden. Wenn ich das hinter mich gebracht habe, dann geht es bald wieder nach Hause. Ich freue mich drauf nach heute 81 Tagen in Nepal!