Schon mehr als eine Woche hab ich nun keine News ins Netz gestellt, es
gibt also eine ganze Menge zu berichten. Der Grund dafür liegt in der
Stromversorgung der für die Datenübertragung benötigten Gräte: Laptop
und Satellitentelefon. Um sie betreiben zu können, brauche ich meine
Solarpanelen, das Gelakku und meine Umspanneinrichtung. Dies alles
konnte ich auf diese Tour natürlich nicht mitnehmen.
Der kleine Trip ins Heimatdorf von meinem Freund Dawa, der am Everest
als einer meiner Climbing Sherpas gearbeitet hat, war ein ganz
besonderes Erlebnis. Er wohnt in Chanak, ein ganzes Stück oberhalb von
Thame. Chanak ist kein Dorf im eigentlichen Sinne sondern nur eine drei
Familien große Ansammlung von kleinen am Berg in Terassen angelegten
Feldern. Ursprünglicher hätte das Zuhause von Dawa nicht sein können und
was ich dort über sein Leben erfuhren nicht aufschlußreicher.
Von der Familie Dawas lebt nur noch die Mutter und er in dem
uralten Sherpahaus, welches der Urgroßvater gebaut hat.
Ich verbrachte ein paar Tage dort und bin anschließend noch an zwei Orte
gegangen, zu denen ich schon sehr lange wollte. Ich hab zum ersten Mal
den Renjo-Paß (5341 m) Richtung Gokyo überquert und bin von dort in das
Cho Oyu-Basislager (5192 m) auf seiner Südseite gelaufen. Das paßte
alles ganz gut zusammen, weil Dawa nicht weit von Fuß des Renjo-Passes
entfernt wohnt. Insgesamt war ich eine reichliche Woche unterwegs.
Nun hat mich das Kommunikationszeitalter wieder, und was mußte ich
lesen, als ich das erste Mal ins Netz schauen konnte? Es sind in den
letzten beiden Tagen des Mai tatsächlich noch Leute auf den Berg
gekommen. Hätten wir also doch noch warten sollen? Haben wir zu früh das
Handtuch geworfen? Ich wollte mich ja nicht ärgern, wenn es doch bis
Ende des Monats noch Gipfelerfolge geben sollte. Ich tue es wohl
trotzdem. Aber hätten wir überhaupt eine Chance gehabt? Ich glaube es
nicht. Was ich aber weiß, ist folgendes: Es gab kein Wetterfenster. Im
Gegenteil! Ich war immer in Sichtweite des Everest, bis zum 6. Juni. Zum
Wind hatten sich auch noch die ersten Monsunwolken gesellt in den beiden
letzten Maitagen. Ohne Sauerstoff wäre nichts zu machen gewesen, wohl
schon gar nicht in einem großen Pulk von Leuten. Die Wetterprognosen,
die wir bis Ende Mai hatten, bestätigten sich. Die Ampel war und blieb
auch auf Rot. Doch der zusätzliche Sauerstoff machts eben trotzdem
möglich. Aber es starben auch wieder Menschen!
Ohne Chenga von meiner Agentur Multiadventure wäre ich so
manches Mal im Bürokratendschungel Nepals verrückt geworden.
In Katmandu erwartete mich Chenga mit einem Plan. Er ließ mir keine
Stunde Zeit, zur Besinnung zu kommen, gleich nach der Ankunft ging es
los: Zuerst die Immigration Office zur Visaverlängerung, dann die
Fluggesellschaft zum Rekonfirmen des Flugtickets, danach
Tourimusministerium zum Debriefing gemeinsam mit Lakpa und dem
Verbindungsoffizier, anschließend zur Bank. Zwischendurch haben wir noch
unseren Abfall zur Inspektion und zum offiziellen Wiegen gebracht. Dazu
hat der Ankunftstag natürlich nicht gereicht, auch heute noch waren
Chenga und ich mit der Abarbeitung dieser Wege beschäftigt.
Morgen und übermorgen ist nun das Aircargo an der Reihe. Das Gros haben
wir ja schon in Namche fix und fertig gepackt, nun müssen hier noch zwei
oder drei Tonnen gefüllt und für alle die Listen auf dem Rechner
geschrieben werden. Wenn ich das hinter mich gebracht habe, dann geht es
bald wieder nach Hause. Ich freue mich drauf nach heute 81 Tagen in
Nepal!
|