10.06.2005: Das Aircargo ist verschickt.

Das Aircargo-Problem mit den fehlenden Tonnen, welches wir in der Anfangsphase des Unternehmens Everest hatten und die einsamen tagelangen Packorgien in Namche Basar und in Kathmandu, haben wieder einmal nicht gerade dazu beigetragen, daß meine Aversion gegen die Packerei abnimmt. Besonders die gestrige Zollkontrolle unseres Gepäcks und das anschließend nicht enden wollende stundenlange Ausfüllen von endlos vielen Papieren war eine harte Geduldsprobe. Aber nun es es für dieses Mal endlich vollbracht.

Dafür war der Abend umso angenehmer. Mein Verbindungsoffizier hatte zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen. Die Everest-Expedition war meine sechste Unternehmung mit dem teuren und unvermeindlichen Übel eines Verbindungsoffiziers. Doch Ram Prasad Pandey ist die erste angenehme Ausnahme. Auch ihn mußten wir ausrüsten und bezahlen. 2000 Dollar hat uns das gekostet, aber er hat keinerlei Forderungen oder Bedingungen gestellt. Auch im Basislager war er einfach nur freundlich und hilfsbereit. Er hat es dort sogar fast 14 Tage ausgehalten. Bei meiner Num Ri - Expedition blieb der Liasionofficer nur eine Nacht.

Im Kreise seiner Familie wollte er nun mit uns zu Abend essen. Ich dachte da an seine Frau, denn Kinder hat er noch nicht. Aber dann kam auch noch sein Bruder mit drei Kindern und ein Freund mit seiner Frau. Es war eine große Runde und wir haben uns großartig unterhalten und ganz hervorragend gegessen. Diese Art von Einblicken in das Leben der Leute hier gelingt einem nur, wenn man länger hier ist und Zeit hatte, sich kennenzulernen und sympathisch zu finden. Wir haben einen langen Abend viel erfahren über Maoisten, Korruption, die Meinung der Nepalesen über den Königsmord und die Arbeit in einem nepalesischen Ministerium. Der achtjährige Sohn des Bruders von Ram Prasad Pandey beschämte uns mit seinem fließenden Englisch. Seit er drei Jahre alt ist, lernt er die Sprache. Schon in der Vorschule geht es damit los. Ich mußte den ganzen Abend an die PISA-Studie denken.