Wenn es um das Bergsteigen geht, redet jeder mit. Irgendwann waren alle mal im Gebirge und sind auf Gipfel geklettert. Und wenn nicht, so haben sie wenigstens Bücher darüber gelesen. Doch ich kann jetzt tatsächlich mitreden, sogar wenn es um den höchsten Berg der Erde geht. Ich hätte nicht gedacht, daß ich das vorher kaum hätte tun können bzw. dürfen, denn der Everest hat eine eigene Dimension. Zahlen belegen das schon sehr eindrucksvoll, zum Beispiel seine bloße Höhe oder die Zahl der Höhenmeter, die von Lager zu Lager zurückgelegt werden müssen. Doch erst wenn man die endlos langen Wege zwischen den Camps auch mal gegangen ist, erst wenn man den Khumbueisbruch wieder und wieder atemlos und voller Angst durchsteigen mußte, nur dann wird eine Ahnung möglich von der Größe des Berges und den Schwierigkeiten in seinen Flanken. Ich habe große Hochachtung vor den sächsischen Bergsteigern, die zum Südsattel oder sogar noch darüber hinaus geklettert sind, ebenfalls ohne zusätzlichen Sauerstoff, wie Thomas Türpe oder Jörg Stingl, Götz Wiegand oder Frank Meutzner.
Mir ist es versagt geblieben, meine Ziele an diesem Berg zu erreichen. Ich wollte zum Gipfel und bin gescheitert. Das bringt in vielerlei Hinsicht eine Menge Nachteile. Man ist unzufrieden mit sich, wirft sich immer vor, nicht genug gekämpft zu haben, zu schwach gewesen zu sein. Viele sind von einem enttäuscht, auch wenn sie das nicht zugeben. Auch ökonomisch wird sich der Mißerfolg immer nur negativ auswirken. Aber menschlich gesehen, ist das Scheitern die wertvollere Erfahrung, weil ich mich besser kennenlernen konnte, als wäre alles glatt gelaufen. Ich habe womöglich Fehler gemacht und Schwächen gezeigt. Vielleicht war es aber auch nur Pech. Ob nun so oder so, ich jedenfalls muß jetzt damit zurechtkommen und dies ist schwieriger, als mit dem Erfolg umzugehen. Übrigens werde ich auch die Menschen um mich herum besser kennenlernen, denn die sind eigentlich an Erfolge gewöhnt, auch das womöglich ein Vorteil!
Viele werden mich in der nächsten Zeit fragen, ob ich denn wieder zum Everest zurückkehren werde, um es noch einmal zu versuchen. Ich hab mir vorher geschworen, das nicht zu tun, egal wie das ganze ausgeht. Vor allem dann wollte ich nie wieder zum Everest gehen, wenn ich dort erkennen mußte, daß der Berg zu hoch für mich ist, und ich niemals eine Chance haben würde, ihn erfolgreich zu besteigen. Doch genau das ist nun nicht eingetreten. Ich habe nicht ausgelotet, wie hoch ich steigen kann! Sofort bei diesem Gedanken, drängt sich das Gefühl auf, es vielleicht doch noch einmal versuchen zu müssen. Wenn ich aber an die über zwei Jahre Vorbereitung denke und das immens viele Geld, welches für eine Everest-Expedition nötig ist und wie schwierig es ist, das aufzutreiben, dann kann ich mir das eben nicht mehr vorstellen.
Ich habe mich schon mehrfach bedankt, ich möchte es zum Schluß hier auf meiner Homepage noch einmal tun. Bei meinen Sponsoren, die durch ihr Vertrauen und ihr Engagement die Expedition erst möglich gemacht haben, bei Mark Lange und Dr. Uwe Gille, die mich nun schon jahrelang durch ihre unermüdliche Hilfe unterstützen und natürlich auch bei den vielen Bergfreunden, die uns mit Rat und Tat und ihren Einträgen in unser Gästebuch halfen. Vielen Dank!
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