Auf ein Neues
Das Gorillaweibchen Koko aus dem amerikanischen Woodside südlich von San Francisco hat sich in mehr als 25 Jahren intensiven Trainings in einem Forschungslabor mehr Fähigkeiten in der menschlichen Sprache angeeignet als jedes nichtmenschliche Wesen vor ihr. Sie versteht 2000 englische Wörter und beherrscht etwa 1000 Ausdrücke der amerikanischen Gebärdensprache. Ihr fachmännisch getesteter IQ beträgt zwischen 75 und 100. Ein Mensch mit einem IQ von 100 wird als normal intelligent bezeichnet. 1998 konnte man mit ihr sogar im Internet chaten. Diese Informationen hab ich aus dem großartigen Buch von Richard David Precht „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ und finde sie verblüffend und sehr beeindruckend.
Sind Gorillas demnach nicht viel zu intelligent für das, was sie so im Urwald tun müssen, um zu überleben? Und wie ist das eigentlich mit uns Menschen? Vielleicht sind wir ja auch viel zu klug für das, was wir so den ganzen Tag machen? Beobachtete man uns mit einem Fernglas, wie das Affenforscher mit Affen tun, so würde man sich wahrscheinlich auch wundern, warum wir wohl so große Gehirne haben.
Aber die Antwort darauf findet sich ebenfalls bei Herrn Precht, und ich ahnte sie im Grunde auch schon vorher, nur hätte ich sie nicht so präzise wie er formulieren können. Die größte Herausforderung für uns Menschen sind unsere ebenso klugen Artgenossen (innen). Mit ihnen umzugehen und in Beziehung zu treten, erfordert unsere großen Gehirne. Jetzt hab ich es schwarz auf weiß! Das passt ja wie die Faust aufs Auge auf das, was wir abermals in den nächsten drei Wochen vorhaben, weil diese Tour auch auf der Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen tatsächlich eine Herausforderung ist, schon ganz und gar in dieser Umgebung und mit unseren Zielen.
Der spektakuläre Flug, die Ladung in Lukla, die ersten schneebedeckten Himalayariesen.
Die Fotoapparate klicken unaufhörlich.
Die neuen Gäste sind also da, und wir sind auch schon wieder unterwegs. Das heißt, wir können nun wieder zeigen, was wir können oder eben auch nicht. Gestern sind wir pünktlich am Flughafen aufeinander getroffen und heute, nach einem wieder sehr beeindruckenden Flug nach Lukla, sind wir schon wieder fünf Stunden auf den Beinen und haben auch schon unsere ersten Sechs- und Siebentausender bewundert. Diesbezüglich ist also alles in bester Ordnung. Nur musste leider kurz vor Reiseantritt einer meiner Gäste absagen, was ja für alle Beteiligten sehr ärgerlich ist. Eine Reiserücktrittsversicherung ist wohl in Zukunft eine unabdingbare Voraussetzung für eine Buchung bei mir. Ohne lästigen Papierkram, so wie bisher, wird es wohl in Zukunft nicht mehr abgehen können.
Morgen werden wir in Namche eintreffen. Wir sind dann schon wieder mitten drin im Herzen des Himalaya. Und wieder hat alles perfekt funktioniert. Alle sind bei bester Gesundheit und Laune, dem zweiten Versuch am 6189 m hohen Island Peak sind wir also schon wieder ein ganzes Stück näher.