Der Höhepunkt 2024 war eindeutig die im Sommer bevorstehende Reise nach Pakistan zum Spantik. Ein 7000er und dabei die Verantwortung für zehn Leute. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Wenn ich mich an 2024 zurückerinnern werde, dann sehe ich mich selbst in vielen Jahren noch immer über die Antwort auf diese Frage nachsinnen. Wie ein Damoklesschwert hing diese Reise in der ersten Hälfte des Jahres über mir.
Irgendwie passt in diesem vergangenen Jahr etwas nicht zusammen. Und ich brauche auch nicht lange zu überlegen, was das ist. Ich bin soviel und vor allem so intensiv unterwegs gewesen, wie noch in keinem anderen zuvor seit ich mich im Jahr 2000 als Mountainguide, Alpinist und Vortragsredner selbstständig gemacht habe. Und ich bin 60 geworden.
Es ist Samstag, der 02. Dezember 2022, 8 Uhr morgens. Das Wetter draußen ist grau und das Straßenbild geprägt von Schneeregen. Ich sitze mit Max und Olaf am Frühstückstisch und beobachte den Dampf, der aus meiner Kaffeetasse aufsteigt, während die beiden über einen Berg diskutieren, dessen Name für mich wie eine Mischung aus „Spandex“ und „Sputnik“ klingt. Meine Müdigkeit wird mit Langeweile verwechselt, und so kommt es schließlich zu einer Unterhaltung, welche die nächsten 1,5 Jahre meines Lebens bestimmen und verändern wird.
Wir sind zurück in der Zivilisation. Nach einem Eilmarsch vom Basislager nach Arando und einer abermals sehr schüttellastigen und abenteuerlichen Jeepfahrt nach Skardu, sind wir gestern wieder in der Wifi-Zone gelandet. Ich kann nun anders als im Basislager aus dem Vollen schöpfen, was die Anzahl als auch die Auflösung der Bilder anbelangt. Die Zeit des endlosen Sendens der winzigen Fotos via Satellit ist in den letzten Tagen dieser Reise vorbei.
Sich dem Himmel nah zu fühlen, erreicht man im richtigen Leben leider relativ selten. Beim Höhenbergsteigen, hart an der Grenze zur Todeszone, ist man dem Himmel zwar tatsächlich nah, aber eben nicht, wie es diese geklaute Metapher meint. Da habe ich viel zu oft das Gefühl, der Hölle näher als dem Himmel zu sein.
Sie sind fast täglich ein Thema. Wir alle lieben sie, fotografieren und beneiden sie auch. Ich spreche von unserem lebenden Fleischvorrat, unseren Hühnern. Sie sind dermaßen ihrem Schicksal ergeben und voller Vertrauen, dass sie keinen Schritt zur Seite weichen, wenn sie im Weg sitzen. Sie bewegen sich selten, lassen sich streicheln und genießen offensichtlich die letzten Tage ihres Lebens, denn sie wissen nichts vom Tod.
Mit der Artikulation von Gefühlen soll der alte weiße Mann ja Probleme haben. Indianer weinen nicht, war das Credo meiner Erziehung. Und wenn ich doch scheinbar grundlos rumgeheult habe, konnte es schon mal passieren, dass ich eine Schelle bekam, damit ich einen Grund hatte. Geschadet hat mir das ganz sicher nicht!
Wenn mich jemand in fünf Jahren fragt, woran ich mich als erstes erinnere, wenn ich an den Spantik denke, dann wird es ziemlich sicher die Wärme sein. Es ist hier einfach zu warm. Wärme ist der natürliche Feind des Bergsteigers.
Man kann planen, wie man will. Kann sich auf alle möglichen Unwägbarkeiten vorbereiten. Man kann sich anstrengen, nichts zu vergessen, schließlich ist der nächste Outdoorshop nicht um die Ecke. Man kann fleißig trainieren und auch sonst seinen Alltag dem großen Ziel unterordnen. Doch Glück braucht man trotzdem. Vor allem Glück mit dem Wetter.
In Pakistan zu einem Berg aufzubrechen, verspricht grundsätzlich ein Abenteuer zu werden. Davon kann man getrost ausgehen. So vieles ist anders hier als der verzärtelte Mitteleuropäer erwartet. Zum Beispiel die Straßen. Damit ging es bei uns auf dem Weg zum Basislager des Spantik schon mal los.
Wir haben die erste Etappe unserer Reise zum Spantik absolviert und sind nun in Skardu. Diese kleine und etwas unansehnliche Stadt ist der Dreh- und Angelpunkt für die Expeditionen und Trekkingtouren zu den ganz großen Bergen und Gletschern im Norden Pakistans. Wir sind tatsächlich geflogen, was uns zwar um die zwei Tage im Bus gebracht hat. Die grandiosen Landschaften und vor allem das gigantische Tal des Indus, welches man während eines großen Teils der Fahrt durchquert, sind diese Strapaze allemal wert.
Jeder kennt das. Eine Prüfung steht an. Man hat gelernt, war sogar recht gewissenhaft und fleißig und hat doch das Gefühl, nichts zu wissen. Das flaue Gefühl im Magen, diese unterschwellige Panik, auf die Fragen der Prüfer nicht antworten zu können, sich zu blamieren, macht einem zu schaffen. Und je näher die Prüfung rückt, desto intensiver wird dieses Gefühl. So ähnlich muss man sich das vorstellen, wenn man zu einem großen Berg fährt und die Verantwortung für zehn Leute auf einem lastet. Dem Berg ist es egal, wieviel Erfahrung wir haben, wie groß unsere Motivation ist, wie gut vorbereitet und...
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. In weniger als einem Monat brechen wir nach Pakistan auf. Unser Ziel ist der 7027 m hohe Spantik im Norden des Landes. Das erste Mal bin ich auf den Spantik aufmerksam geworden, als ich nach der erfolgreichen Besteigung des Laila Peaks im Jahr 2022 ins Hunza-Tal kam. Wir hatten am Laila Peak weniger Zeit benötigt als erwartet, und so wollten wir die Gelegenheit nutzen, uns noch ein paar zukünftige Ziele anzuschauen. Ganz besonders angetan hatte es uns der 7788 m hohe Rakaposhi. Die riesigen Eisflanken seiner Nordwand überragen den Eingang des unteren Hunzatales mit...
Ehrlich gesagt wusste ich gar nichts davon. Es gibt einen internationalen Everest-Tag? Wer hat einen solchen ins Leben gerufen und warum? Das erfuhr ich am 29. Mai diesen Jahres von keinem geringeren als dem nepalesischen Botschafter hier in Deutschland, Seiner Exzellenz (so lässt er sich ansprechen) Ram Kaji Khadka höchstpersönlich. Er hatte in das Chulo, Leipzigs einzigem nepalesischen Restaurant, geladen. Der Abend stand unter dem Motto „Sagarmatha, the Highest Peak of the World: Identity and Pride of Nepal“. (Sagarmatha nepalesischer Name des Everest: Stirn des Himmels)
Ich war wohl überzeugend. Sowohl Heike als auch Thorsten haben ihre Gedanken zu ihrer gerade zu Ende gehenden Tour zu „Papier“ gebracht. Darüber habe ich mich wie immer sehr gefreut, weil ich glaube, dass es den vielen Lesern dieses Blogs und noch mehr denjenigen, die sich vielleicht für eine Reise in dieses wunderbare Land interessieren, mehr hilft, als meine Beiträge. – Viel Spaß beim Lesen…
In dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ des britischen Autors Douglas Adams wird von einer außerirdischen Zivilisation ein spezieller Computer gebaut. Der leistungsfähigste Rechner, der je von intelligenten Wesen erschaffen wurde.
Es gibt hier im Himalaya eine schier unendliche Menge an Wundern. Die Palette reicht vom Mount Everest bis zu einer millionstel Gramm leichten Schneeflocke, die auf unserer Handfläche schmilzt. Doch das, was die Leute hier vor allem herzieht, sind die Riesenberge, besonders die Achttausender, allen voran der höchste Berg der Erde, die Chomolungma, wie sie die Tibeter nennen, die Göttin Mutter der Erde.
Nun sind wir wieder vereint. Gestern (29.03.) sind die Obenherumgeher ganz souverän über den Renjo Pass marschiert und waren schon kurz nach 14.00 Uhr in meiner Lieblingslodge in Gokyo. Doch die Untenherumgeher waren noch schneller. Und sie kamen uns sogar entgegen. Te Kumar hatte Kekse und Cola dabei. Das war ein schönes Wiedersehen.
Hellseherische Fähigkeiten hatte ich in diesem Fall wirklich nicht nötig. Es war klar, dass es eine starke Fraktion von Passüberquerungsanwärtern geben wird. Eindeutig absehbar jedoch auch, dass nicht alle in der Gruppe Passambitionen anmelden werden. Doch da wir diese Gruppe zu zweit führen, ist in Sachen Improvisation so einiges möglich.
Eine Tour ging gerade zu Ende. Die nächste hat soeben begonnen. Menschen erfüllen sich ihren Lebenstraum. Manche meiner Gäste haben jahrelang für diese Reise gespart. Einen Zweitjob auf sich genommen. Sich den Unannehmlichkeiten mit ihrem Arbeitgeber oder ihrer besseren Hälfte gestellt und sie irgendwie, mehr oder manchmal auch weniger gut bewältigt.
Olaf hatte in der letzten News bereits angekündigt, dass er einen von seinen Gästen im Auge hat, der den letzten Tourbeitrag schreiben sollte. Er meinte, als Ältester der Gruppe und als dreimaliger Teilnehmer an seinen Nepal-Touren wäre ich dafür prädestiniert. Ich mache das gerne und habe sofort zugesagt.
Bei uns jagt in den letzten Tagen ein Höhepunkt den anderen. Nach dem Renjo Pass gab es einen Rekonvaleszens-Tag (08.03.) an dem wir von Gokyo nach Dragnag gelaufen sind. Zwei Stunden entspanntes rauf und runter über den Ngozumba-Gletscher ohne nennenswerten Höhengewinn. Dragnag und Gokyo liegen mit etwa 4700 m etwa gleich hoch.
Also eins steht fest. Wenn es um den Bergblick geht, den Eindruck von Größe und Erhabenheit, der es vermag, einen durchzuschütteln, der einem bis ins Mark geht, der das Zeug hat, zu einem der großen Lebens-Ereignisse zu avancieren, welches man nie wieder vergißt, dann ist es die Überquerung des Renjo-Passes.
Wir sind angekommen in der linken Herzkammer des Himalayas. Sechs anstrengende Trekkingtage und rund 100 Kilometer haben wir hinter uns, seit wir den Pikey Peak bestiegen haben. Nun sind wir in der Trekking-Hauptstadt Nepals, in Namche Basar, angekommen.
Meine Augen suchen den Weg, die Beine gehen ihn, aber in mein Bewusstsein dringt dieser Vorgang nicht. Gehen kann eine sehr meditative Beschäftigung sein. Ich fühle mich, als hätte ich einen Sack Reis auf dem Buckel, der ein kleines Loch hat. Ganz langsam rinnt der Reis aus dem Sack und wird so immer leerer.
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