Rißkletterkurs bei Bernd Arnold
Es gibt so viele Meinungen über das Rißklettern, wie es Kletterer gibt. Manche lieben Risse, andere hassen sie. Aber nahezu immer ist der Ausschlag der Ansichten in die eine oder andere Richtung direkt vom Risskletterkönnen abhängig. Deshalb gehöre ich in die Kategorie von Kletterern, für die Risse allzu oft ein „zu Stein gewordener Brechreiz“ (Jörg Brutscher) sind. Ich kann einfach keine Risse klettern und aus diesem Grund sind viele Kletterrouten für mich häufig nicht machbar. Denn zum Rissklettern gehört eine ausgefeilte Technik, die man erlernen und anschließend üben muß. Und da am Fitz Roy vor allem an Rissen geklettert wird, hielt ich nun die Zeit für gekommen, mich intensiv mit dem Rissklettern zu beschäftigen. Ich wußte aus der Zeitschrift „Klettern“, dass kein geringerer als Bernd Arnold speziell für diese Technik einen einwöchigen Kurs anbietet. Es war schnell entschieden, dass ich diesen Kurs belegen wollte, schon allein um Bernd Arnold kennenzulernen und klettern zu sehen.
Ich bin nun wirklich der Falsche, um einen Exkurs zur Rissklettertechnik zu geben. Nur soviel: Bei dieser Art zu klettern kommt es vor allem darauf an, sich perfekt auf die verschiedenen Rissbreiten einstellen zu können, die sich von Riss zu Riss aber auch schon von Meter zu Meter in ein und demselben Riss ändern können. Mit Fingern, Händen, Fäusten, Armen, den Schultern oder dem ganzen Körper muss sich im Riss verklemmt werden. Besonders wichtig ist dabei die Beinarbeit. Über Druck und Gegendruck versucht der Kletterer, sich und seine verschiedenen Körperteile in den Riss zu klemmen und so möglichst nicht runter zu fallen, denn zu allem Überfluss lassen sich Risse häufig sehr schlecht absichern. Die guten Risskletterer sind allerdings der Ansicht, dass man in einem Riss so sicher ist, wie sonst selten beim Klettern. Bernd Arnold meint, „Rissklettern bedeutet länger leben“.
Hier sind die Rissbreiten zum Verklemmen von Fußspitze und Hacke sowie der Faust geradezu ideal. Das geht auch ganz anders bzw. gar nicht.
Leider hatte unser Kurs katastrophales Pech mit dem Wetter. Von den fünf Klettertagen konnten wir zwei beim besten Willen nicht an den Fels. Und an den ersten beiden Tagen ging es auch nur an bzw. unter überhängenden Wandstellen, die immer trocken bleiben, selbst wenn es regnet. Trotzdem sind wir alles in allem doch recht viel zum Klettern gekommen, denn besonders am letzten Tag wurde bis zum Umfallen an Rissen hochgestiegen. Ich hatte das Gefühl, dass zumindest ein Ruhetag in der Wochenmitte ohnehin für die meisten von uns dringend nötig war.
Im linken Bild mühe ich mich im Nordwestriß an der Zyklopenmauer (7c). Rechts klettert Bernd Arnold am Kleinen Bärenhorn die Südwestver-schneidung (8a).
Nun würde ich gerne ein schönes Fazit schreiben, wie toll ich doch nun das Rissklettern gelernt habe und wie gut ich jetzt für das große Ziel im nächsten Jahr gerüstet bin. Aber leider sieht die Realität völlig anders aus. Es reicht bei weitem nicht, gesagt zu bekommen, wie es geht und dann mal ein paar Risse zu klettern, um diese Klettertechnik sicher zu beherrschen. Selbst einem der besten Kletterer der Welt dabei zuzuschauen, bringt einen nicht viel weiter. Es frustriert sogar ziemlich, weil jeder ganz deutlich sehen kann, dass es tatsächlich funktioniert und eigentlich auch ganz einfach aussieht. Nein, das einzige was einen wirklich zum Risskletterer machen kann, ist, diese Schlatze in allen Breiten andauernd hoch zu klettern. Deshalb werde ich mich sogleich zum nächsten Kurs bei Bernd Arnold anmelden.