Unverhofft

Am liebsten wäre ich heute morgen gar nicht aus meinen Schlafsack gekrochen. Es stürmte und schneite, das konnte ich hören, und als ich doch aus dem Zelt schaute, sah ich eine weiße Wand. Dennoch begannen wir, zu kochen und packten unsere Sachen, um dann freiwillig in dieses patagonische Inferno rauszugehen. Noch an keinem anderen Tag auf dieser Reise sind wir bei solch schlechtem Wetter aufgebrochen.

Oatsnack Riegel

Pause im Schneesturm. Die Oatsnackriegel bilden neben dem berüchtigten Peronin mein Grundnahrungsmittel. Ich muss sie früh, tagsüber mehrfach und abends auch nochmal essen. Aber sie geben Energie und machen satt.

Doch wie das eben hier so ist, auch auf das schlechte Wetter kann man sich nicht verlassen. Nach zwei Stunden wurde es immer heller. Die Sonne bahnte sich ihren Weg durch Wolken und Sturm. Der starke Wind, welcher noch immer aus Norden kam, schwächte sich ab. Rings um uns wurden endlich die Berge sichtbar, die beiderseits des Korridors, in dem wir uns gerade befinden, auf der Karte verzeichnet sind. Und ich konnte endlich mal wieder ein paar schöne Fotos machen. Doch das Angenehmste an dieser unerwarteten Wetterbesserung war die Möglichkeit, bei bester Sicht und mit einem Hintergrund für die Fotos zu segeln.

Postbank Segel

Heute wollte ich es nun wissen. Mir war alles egal. Diesmal musste auch ich beim Segeln Fotos machen. Aus voller Fahrt fotografierten wir uns gegenseitig.

Gegen Abend frischte der Wind dann wieder sehr stark auf, so dass es heute nur eine relativ kurze, dafür aber umso schönere Segelstrecke wurde. Wir haben uns heute etwa 5 Kilometer von den Parawings ziehen lassen und sind 12 Kilometer gelaufen. Doch der Fitz Roy hielt sich vor uns noch verborgen. Um ihn zu sehen, müsste es nun auch morgen einigermaßen annehmbares Wetter und vor allem gute Sicht geben. Das wäre schon ziemlich unverschämtes Glück.

Lager vom vierten Camp auf dem Plateau

Dieses Bild habe ich vor wenigen Minuten gemacht. Es ist zwar hundekalt und ein eisiger Wind weht immer noch aus Nord, aber dafür sehen wir die Berge rings um uns, die jetzt immer höher werden.

Morgen werden wir, wenn das Wetter es zulässt, bis auf die Höhe von Cerro Torre und Fitz Roy kommen. Das wird der Höhepunkt unserer Tour über das patagonische Inlandeis werden. Wenn wir allerdings nichts sehen können, dann fällt dieser Höhepunkt schlicht und ergreifend aus. Das wäre wirklich schade. In einer weiteren Etappe wollen wir anschließend den Paso del Viento (Pass der Winde) erreichen. Hier werden wir das Plateau des Inlandeises verlassen und auf die Ostseite des Fitz Roy absteigen. Ingesamt haben wir für diese Überquerung bis zu diesem Pass 20 Tage eingeplant, fünf weitere hätten wir auf dem Eis aushalten können. Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir drei Tage früher als geplant den Paso del Viento erreichen. Aber ob wir wirklich übermorgen dort ankommen oder schlechtes Wetter uns aufhält, oder ob wir noch ein oder zwei Tage auf gute Sicht warten werden, oder ob womöglich noch ganz was anderes passiert, das kann ich abschließend erst berichten, wenn wir in El Chaltén beim Bier sitzen.

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