Wechselbad der Gefühle
Es ist schon sonderbar, wie rasch wir hier von einem Extrem ins andere geraten. Gestern der Allzeit Negativrekord: 740 m an einem Tag. Stundenlange Schinderei und kaum vorwärts gekommen. Und heute morgen Sonne, kein Wind und 50 Kilometer Fernsicht. Als hätte jemand Erbarmen mit uns gehabt und mein Flehen von gestern Abend erhört. Gestern zu Tode betrübt, heute morgen, nur 12 Stunden später, himmelhoch jauchzend. Als ich kurz vor sieben Uhr aus dem Zelt gekrochen bin, konnte ich meine Gefühle nicht mehr im Zaum halten. Ich war total aus dem Häuschen vor Freude.
Natürlich musste nun alles ganz schnell gehen, denn Gelegenheiten sollte man hier in Patagonien wohl noch rigoroser nutzen als anderswo. Endlich Sicht, und die war auch bitter nötig, denn wir befanden uns ja mitten in der Rampe. Noch einmal warteten etwa 350 Höhenmeter bis zum Beginn des Plateaus auf uns. Diesmal aber konnten wir ganz entspannt den günstigsten Weg nutzen. Wir stiegen in Serpentinen auf und sparten so Kraft. Das war gestern undenkbar. Nach etwa zwei Stunden harter Arbeit legte sich das Gelände merklich. Wir näherten uns dem Rand des Plateaus.
Nach weiteren zwei Stunden Gehzeit waren wir sage und schreibe 400 Höhenmeter aufgestiegen. Der Horizont weitete sich immer mehr und endlich war es soweit. Es bestand nun kein Zweifel mehr. Wir standen oben auf dem Plateau des patagonischen Inlandeises. Ein Zwischenziel ist nun erreicht. Wir haben den Aufstieg hinter uns.
Vom Absetzpunkt bis hierher sind wir 1390 Meter aufgestiegen und haben 37,7 Kilometer (Luftlinie) zurückgelegt. Allein heute waren es fast genau 10 Kilometer. Dieser Tag wird uns sicher als ein ganz besonderer in Erinnerung bleiben und wenn ich so auf das Thermometer schaue, dann womöglich auch die kommende Nacht, denn schon jetzt, die Sonne ist soeben hinter dem Horizont verschwunden, zeigt es 14 Grad Frost.
Hallo ihr zwei! Ich freue mich sehr für euch, dass ihr nun endlich wieder besseres Wetter habt. Was in den letzten Tagen über euch einbrach, war ja kaum auszuhalten. Also ich wäre bestimmt durchgedreht – auch wenn das dort sicher nicht weiter hilft. Ich habe solche widrigen Sichtverhältnisse auch schon einmal erlebt – auf dem Gletscher Richtung Breithorn im Wallis: 0 m Sicht und Orientierung nur mit GPS möglich. Das war schon abenteuerlich quasi blind zu sein. Ich kann also etwas nachempfinden wie das ist. Allerdings ist das nicht zu 100% vergleichbar, denn ich wußte, dass nicht allzu entfernt die Bergstation der Seilbahn zum Kleinen Matterhorn war… solche Sicherheiten habt ihr ja leider nicht. Ich drück euch weiterhin beide Daumen! Und das das Wetter jetzt endlich wieder mitspielt! Grüße Tobias
Hallo Ihr Beiden,
gestern erreichte uns eure Postkarte, worauf wir die letzten 15 Eintragungen des blogs „im Stück“ gelesen haben.
Bisher war alles dabei, was man von einem spannenden „Abenteuerroman“ erwartet …
Wir sind gespannt, wie es weiter geht und drücken die Daumen für ein gutes Gelingen der Expedition.
Herzliche Grüße
Jochen + Steffi
Hallo Ihr zwei,
ich wünsche Euch weiterhin gutes Wetter, gute Sicht und vor allem Gesundheit. Tolle Fotos!! Viele Grüße Kerstin
Wow, das sieht ja toll aus!!! Ich bin absolut begeistert! Und natürlich drücke ich euch auch die Daumen, dass es so weitergeht mit dem Wetter! Eure Expeditionskarte ist auch bei uns gut angekommen!
Weiterhin alles Gute für euch beide! Veronica
Hallo Olaf und (unbekannterweise) Georg,
es grenzt schon irgendwie an Wahnsinn, was ihr da macht. Wenn man dann morgens aus dem Zelt schaut und so eine Landschaft sieht, weiss man, warum man sich das antut. Ich kann das nachvollziehen. Meine Abenteuer, die ich mir ab und zu antue, sind allerdings einige Nummern kleiner. Ich wünsche euch, dass ihr alle Schwierigkeiten meistern werdet, die euch auf dem patagonischen Eis noch erwarten. Auch, wenn ihr mehr zieht als tragt, hier noch ein Sprichwort aus Nepal:
Nur wer die Last trägt, weiss, wo sie drückt.