Depot am Paso superior

So wie es aussieht, wird es keine news von hier geben, in der es nicht um das Wetter geht. Es gibt offensichtlich kein anderes Thema in Patagonien. Trifft man auf andere Kletterer, spricht man über das Wetter. Die erste Frage ist immer die nach der aktuellen Vorhersage. Doch das Wetterberichte keineswegs immer ankündigen, was dann eintrifft, ist ja allgemein auch aus anderen Teilen der Welt bekannt. Der Luftdruck sollte deutlich ansteigen. Das versprach gute Sicht, vielleicht auch Sonnenschein. Aber es sollte stürmisch bleiben. Deshalb waren wir die einzigen, die sich darauf vorbereiteten, zum Paso superior aufzusteigen. Wir hatten uns ja vorgenommen, unser Kletterzeug dort oben zu deponieren.

Hier sind wir schon am Paso superior vorbei gestiegen. Fabian quert eine steile Firnflanke auf dem Weg zur Brecha de los Italianos. Links unten ist die markante Bresche in der Felsmauer zu sehen, die den Paso superior markiert.

Der Aufstieg zum Pass ist kein Spaziergang, schon gar nicht im Sturm. Fast anderthalbtausend Höhenmeter lagen vor uns. Und die Rucksäcke waren voller Kletterkrempel: Zwei 60 Meter lange Halbseile, Klettergurte, Karabiner, Keile, Friends, Normalhaken (zum Einschlagen in feine Risse), Helme, Expressschlingen, Bandschlingen, Eisgeräte, Steigeisen, Eisschrauben usw. Wir hatten uns auf einen anstrengenden weil stürmischen Tag eingestellt. Doch als ich am Morgen erwachte, war es totenstill. Normalerweise hört es sich hier im Basislager an, als würde man direkt an einer vielbefahrenen Autobahn übernachten. Ein permanentes an- und wieder abschwellendes Rauschen, das mich, wenn es zu mächtig wird, manchmal ziemlich beunruhigt. Wir schlafen schließlich unter Bäumen. Und hier gibt es mehr umgestürzte als aufrecht stehende um uns herum. Doch gestern regte sich kaum ein Lüftchen. Lange Rede kurzer Sinn. Man hätte klettern können. Zwar wohl nicht gleich auf den Fitz Roy. Dafür sollte es drei oder wenigstens zwei gute Tage geben. Aber eine kleinere Tour auf einen seiner Nachbarn hätte man bestimmt machen können.

Hier befinden wir uns auf dem Weg vom Paso superior hinauf zur Rinne, die den Beginn unserer Route markiert. Diese sogenannte Brecha de los Italianos, führt auf den Franzosensattel (über meinem Kopf). Von dem aus geht es dann in die steilen Granitwände des Fitz Roy.

Doch wir sind nicht unzufrieden. Wir hatten einen traumhaft schönen Bergtag. Unsere Ausrüstung liegt einsatzbereit am Pass nur 60 Gehminuten vom Einstieg in die Brecha de los Italianos entfernt, die wir auch aus der Nähe gesehen haben. Leider ist der Bergschrund weit offen. Die Überwindung dieser großen Spalte wird sicher nicht einfach.

Heute stürmt es wieder wie eh und je. Fabian ist nach El Chaltén abgestiegen, um zu duschen und frisches Gemüse zu holen. So habe ich Zeit, um hier oben in Ruhe zu schreiben, Bilder zu sichten und auf Motivsuche zu gehen.

Und morgen müßte es endlich wieder einen neuen Wetterbericht geben!

Auf unserem Abstieg, hier an der Laguna de los Tres 1000 Meter unterhalb des Paso superior, präsentierte sich das sagenhafte Panorama in wunderbarem Abendlicht.

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