Guillaumet

Nach unserem ersten frustrierenden Versuch am Fitz Roy gab es gestern einen kleinen aber für unsere angeschlagene Psyche umso wichtigeren Erfolg an einem seiner Nachbarn.

Es war ein kurzes Wetterfenster angekündigt. Von Montagnacht bis zum frühen Dienstagnachmittag sollte es wenig Wind geben. Wir entschlossen uns, diese Chance an einem östlich des Fitz Roy gelegenen Gipfel für einen Besteigungsversuch zu nutzen.

Die Ostflanke des Guillaumet, an welcher sehr deutlich unser spitz zu laufendes Firnfeld zu erkennen ist. Gut sichtbar auch der schwierige Bergschrund. Wer genau hinschaut, kann unmittelbar darunter auch einen Kletterer entdecken.

Nach einer diesmal etwas besseren Nacht auf dem Paso superior in unserem kleinen Bergzelt, begannen wir um 5.00 Uhr morgens mit dem Zustieg zu unserer anvisierten Route. Zeitiger aufzubrechen, hatte wenig Sinn, da wir für die Überquerung des sehr spaltenreichen Piedras-Blancas-Gletschers Tageslicht brauchten. Nachdem wir den etwas aufregenden Anmarsch hinter uns hatten, ging es in ein mehrere hundert Meter langes sehr steiles Firnfeld, welches in eine schmale Eisrinne mündet.

Eine Seillänge unter mir klettert Fabian. Das Eis erwies sich in der Rinne als erstklassig, die Eisgeräte hielten bestens. Deshalb hängten wir nur in die Hakenstände Sicherungen ein und kletterten am laufenden Seil. Auf diese Weise waren wir sehr schnell unterwegs.

Die Eisrinne ist spektakulär. Wie eine supersteile Bobbahn zieht sie sich fast senkrecht den Berg hinauf. Sie endet in einem kleinen Plateau, von dem aus nun die Felskletterei beginnt. Für die nächsten fünf Seillängen übernahm Fabian die Führung. Wir beiden ergänzen uns in unseren Fähigkeiten und Erfahrungen sehr gut in diesen überwiegend kombinierten Fels-Eis-Routen.

Der Granit ist fest und rauh. Die Kletterei wäre fast immer ein Genuss, würden diese Felsen woanders als in Patagonien stehen. Die eisige Kälte und der allgegenwärtige Wind machen das Bergsteigen hier zu einem Härtetest.

Der letzte Abschnitt nach der Felspassage ist ein 50 Grad geneigter Firnaufschwung, den wir frei kletterten. Seil und Rucksäcke ließen wir am Felsausstieg zurück. Gegen 10.00 Uhr standen wir auf dem Gipfel.

Wir hatten gut daran getan, mit Höchstgeschwindigkeit zu klettern, denn statt am frühen Nachmittag setzte der Wind schon am späten Vormittag ein. Eine andere Seilschaft, die nach uns eingestiegen war, hatte schwer mit dem aufkommenden Sturm zu kämpfen.

Es tat gut, auf der Guillaumet zu stehen. Wir hatten alles richtig gemacht, waren schnell und harmonierten perfekt. Das Resultat dieser Besteigung ist vor allem wieder etwas mehr Zuversicht.

Nach dieser effektiven Aktion gönnen wir uns nun einen Ruhetag im Basislager, bevor wir morgen erneut zum Paso superior aufsteigen. Dort werden wir unsere Rucksäcke packen und weiter durch die Brecha bis auf dem Franzosensattel klettern. Hier werden wir die Nacht verbringen und am Freitag den Gipfelversuch starten. So zumindest der Plan. Alles hängt vom Wetterglück, den Verhältnissen und unserer Entschlossenheit ab. Wenn alles gut geht, werden wir hier am Wochenende lesen können, wie es gelaufen ist. Bis dahin könnte ein bisschen Daumendrücken nicht schaden.

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6 Antworten

  1. Jens K. sagt:

    Hallo Olaf und Fabian,
    na, das klingt ja schon besser! Gratulation zum ersten Gipfel. (Nach der letzten Mail haben sicher schon alle ungeduldig auf die nächste Nachricht gewartet.) Ich habe auch gleich mal gegoogelt: Den Aguja Guillaumet (2539 m) klettern offenbar viele, die in Eurer Situation sind, zum Warten verdammt. Es sind einige Videos im Netz, die einen allerdings das Fürchten lehren können. Allein der ausgesetzte winzige Gipfel reicht schon, dazu furchtbar glatt aussehende Risse … alle Achtung!
    Ihr seid wohl den Canal Amy geklettert?
    Ich halte auf jeden Fall den Daumen für Freitag!
    Beste Grüße und good luck
    Jens

  2. Janina sagt:

    Lieber Olaf, lieber Fabian,
    ja, lieber einmal mehr zurück gehen als zu viel riskieren. Aber in dieser Hinsicht hast du ja bisher immer die richtige Entscheidung getroffen. Bei dem ganzen warten auf besseres Wetter ist es eben auch verständlich, dass der Drang nach dem Gipfel immer stärker wird. Doch nun habt ihr ja einen ersten Gipfelerfolg. Glückwunsch!
    Liebe Grüße und ich denk an dich! 😉
    Janina

  3. Hola Brüder d.Sonne,
    die habt Ihr nötig f.d.nächsten Tage!
    Herrlich euer erster(´s) Gipfelerfolg,Gipfelfoto,
    net hetze schön PETZE!!
    Glück auf,Glück ab zurück zu uns-das wir euch umarmen dürfen!!!
    Wir drücken d.Daumen feste-späterEuch …
    Evi + Ralf

  4. Hartmut Büttner sagt:

    Hallo Olaf und Fabian,

    wenn es nur am Daumendrücken liegen sollte, dürfte nichts schief gehen, ich drücke sie euch jedenfalls mehr als nur ein bißchen!
    Es ist aber wohl davon auszugehen, daß euer ganzer Einsatz nötig sein wird, um da hochzukommen. Und daß ihr den gebt, davon bin ich überzeugt, nur erzwingen läßt sich nichts, jedenfalls nicht am Berg. Dafür gibt es immer eine neue Chance, die man dann aber auch noch wahrnehmen können muß…

    Alles Gute und Grüße von Hartmut

  5. Hey brother`s,
    we are with you too!!!!!!!!

  6. mukunda sagt:

    wahnsinn! fabi und olaf – ich wünsch euch glück und segen auf der weiteren tour! drück euch die daumen!!! macht weiter so! om tryambakam!

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