Im Kühlschrank
Der unter Patagonienkennern allseits bekannte Spruch von Reinhard Karl, mit dem ich die vorige news beendet hatte, stimmt auffallend. Wartet der Kletterer in El Chaltén, verbrennt er in den Herbergen und Kneipen zwangläufig sein Geld. Sitzt er stattdessen im Basislager, dann ist das wirklich wie im Kühlschrank. Obwohl wir hier Sommer haben, schneit es ständig und friert nachts. Und selbst wenn die Sonne scheint, bleibt es zumindest im Zelt hundekalt, weil wir ja mitten im Wald unter Bäumen sitzen. Mir ist die Warterei ehrlich gesagt schon nach dem ersten Tag zuviel. Und der Wetterbericht, den wir eben bekommen haben, ist ziemlich frustrierend.
Wenn man die aktuelle Vorhersage mit der letzten vergleicht, so ist nun nichts mehr zu sehen von einer Flaute ab Montag. Beim Wind sind statt moderaten „Drei“ jetzt „Dreizehn“ angekündigt. Von wegen Wetterfenster!
Heute hielt es uns schon am ersten Wartetag nicht mehr im Zelt, obwohl es den ganzen Tag gestürmt hat. Gestern man hat uns von einigen Felsen in der Nähe berichtet, an denen man klettern könne. Zu diesen haben wir uns heute aufgemacht, um uns beim Klettern die Zeit zu vertreiben. Allerdings ist schweres Klettern bei dem Wind alles andere als einfach. Doch bohrhakenabgesichert haben wir es uns dann doch getraut.
Anschliessend waren wir noch an dem gewaltigen Gletscherabbruch des Piedras Blancas Gletscher, der direkt vom Fitz Roy herunter fliesst. Morgen werden wir, wenn es der Wind erlaubt, zum Paso superior aufsteigen und weiter zur Brecha de los Italianos gehen und uns die Verhältnisse dort ansehen. So ist jedenfalls der Plan. Es muss schon ganz schön windig sein, ehe ich mich davon abbringen lasse. Hier im Basislager sitzen und nichts tun, dass halten wir beide nicht aus.
Auch wenn man versucht, dem „normalen“ Leben Leben zu entfliehen, die Naturgesetzte gelten überall.