Fabians Sicht
Jetzt sitzen wir wieder im Flieger, unsere gemeinsame Reise geht ihrem Ende entgegen. Begonnen hat sie ganz ungewöhnlich im Sommer 2009 in den Dolomiten. Olaf und ich kannten uns flüchtig von einem gemeinsam absolvierten Kurs beim DAV, hatten danach aber keinerlei Kontakt. Bis zum Sommer 2009. Mit einem Freund war ich in den Dolomiten unterwegs. An unserem zweiten Klettertag trafen wir Olaf und Brigitte in der Route, die wir kletterten. Er erkannte mich, ich ihn, wir begrüßten uns und das wars. Zwei Tage später allerdings sollte sich dieser Zufall wiederholen. Die Dolomiten beherbergen ein riesiges Kletterpotential. Die Wahrscheinlichkeit sich dort zufällig zu treffen, ist tatsächlich sehr gering. Zwei Tage später also trafen wir uns schon wieder mitten in einer Route, die unsere beiden Seilschaften kletterten. Diesmal stiegen wir gemeinsam weiter bis zum Gipfel, wieder hinab und weiter auf ein Bier in Brigittes Wohnmobil. Und dann erzählte mein Freund Ralf dem Olaf auch noch von meinen Elbsandsteinerfahrungen, die Olaf wohl gut gefielen. Jedenfalls schien er überzeugt, dass ich ihn nach Patagonien begleiten sollte. Heute fragt er mich manchmal, warum ich denn mit ihm nach Patagonien gegangen bin. Diese Kennenlerngeschichte ist für mich immer ein wesentlicher Teil der Antwort. Unsere Partnerschaft ist uns im wahrsten Sinne zu gefallen.
Unser gemeinsamer Traum auf dem Gipfel des Fitz Roy zu stehen oder überhaupt in den Bergen Patagoniens zu klettern, ist natürlich ein anderer wesentlicher Teil der Antwort. Leider hat er sich nur teilweise erfüllt. Aber diese ganzen Dinge, die eigentlich nebenbei passieren, sind für mich viel wertvoller. Eine so lange Zeit mit einem Menschen zu verbringen, jemanden, den ich eigentlich kaum kenne, ist eine spannende und mächtige Erfahrung. Dass dieser Mensch Olaf war, ist ein großes Glück. Er ist ein unheimlich guter Spiegel, vielleicht durch seine Expeditionserfahrung ein “Profi” was Zwischenmenschlichkeit angeht, vielleicht aber auch einfach nur, weil er eben so ist wie er ist, so bringt eine solche intensive Zeit mit ihm viel Licht in das eigene Selbstverständnis. Wir waren uns nie zu schade, zu stolz oder sonst etwas, die menschlichen Schwächen, die wir alle mehr oder weniger haben und die sich zwangsläufig in solcher Nähe zeigen, aufzuspüren, anzusprechen, zu verstehen und hoffentlich auch ein wenig loszulassen. Besonders für diese Offenheit und Bereitschaft bin ich Olaf dankbar.
Etwas anderes wofür ich dankbar bin, ist natürlich die Möglichkeit, in den Bergen Patagoniens zu sein. Es sind auch in meinen Augen die schönsten, die sie je erblickt haben. Um sie herum zu leben und auch darin zu klettern, wird mir unvergesslich bleiben. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich wieder kommen will. Diese ganze Warterei auf passende Verhältnisse ist total anstrengend und oft kein gutes Gefühl. Wer nach Patagonien zum Bergsteigen kommt, macht möglicherweise nichts, außer Rucksäcke hin und her zu schleppen, zu warten, um dann wieder in den Flieger zu steigen und zwei Tage lang nach Hause zu jetten. Und manchmal, da machte uns die Wettervorhersage richtig verrückt. In der einen verspricht sie ein Wetterfenster, in der anderen zerstört sie die Hoffnung wieder. Wenn Tief und Hoch um die Vorherrschaft streiten, ist dies keine seltene Widersprüchlichkeit. Dann gleicht El Chaltén einem Bienenstock, in den man hineingestochen hat. Plötzlich wimmelt es nur so von Bergsteigern. Alle rennen zum Paso, oder Richtung Cerro Torre, oder zur Punta del Fraile, je nach dem, welchen Aufstieg ihr Bergsteigerherz begehrt. Trifft man einen, gleichen sich die Gespräche: Was wollt ihr machen, was ist mit dem Wetter? Wird’s dann doch nichts mit der sonnigen Flaute, rennen alle frustriert wieder zurück.
Und trotzdem bleiben sie alle da und beim nächsten Anzeichen von Gutwetter geht’s wieder los. Schließlich muss man hier jede Chance nutzen, sozusagen allzeit bereit sein. Denn wer weiß, es könnte die einzige Chance bleiben. So ging es auch uns eine Zeitlang, und so geht es vielleicht auch ein wenig jedem von uns im ganz normalen Alltag, in dem man von einem Problem zum nächsten hetzt und dabei allzu leicht seine Gelassenheit verliert. Und das wiederum ist etwas, worin wir uns hier in Patagoniens Bergen wunderbar üben konnten. Trotz des ganzen hoch und runter die Gelassenheit nicht zu verlieren, geduldig zu bleiben und einfach das Beste zu geben: Nicht so sehr daran hängen, wohin dieses Beste uns nun führen wird, auf den Gipfel oder direkt in die Kneipe, oder irgendetwas dazwischen. Ich war zwar nicht auf dem Gipfel, aber ich habe mein Bestes gegeben. Ich bin dabei unversehrt geblieben und um viele Erfahrungen, Erkenntnisse, hoffentlich zukünftig immer mehr Momente der Gelassenheit und vor allem, um eine Freundschaft reicher. Danke, Olaf.
Diese News aus Sicht von Fabian fand ich auch mal sehr interessant!!
Habt ihr eigentlich noch etwas von den Bulgaren gehört??
Herzliche Grüße
Veronica
Liebe Veronica,
leider haben wir nichts von den Bulgaren gehört. Ich mach mir schon ein bisschen Sorgen. Aber vielleicht sind sie auch einfach nur frustriert abgereist. Sie hätten sich dann allerdings nicht bei der Nationalparkverwaltung abgemeldet. Wir haben natürlich auch dort nach den Bulgaren gefragt, aber nichts in Erfahrung bringen können. Wenn wir etwas wissen, sage ich an dieser Stelle bescheid.
hallo Olaf und Fabian,
haben auch eine grosse odyssee am Torre erlebt,
sind vom schlechtwetter eingeholt worden und mussten ueber das inlandeis u. paso marconi rueckzug antreten…5 tage/4 biwaks unterwegs…
voellig fertig aber wohlauf (wenn man das so sagen kann), aber das wird alles wieder…
ich konnte Beate noch nicht erreichen, wegen diesem langsamen internet ist irgendwas schief gelaufen, also es ist alles in Ordnung und wir sehen uns mal bald. Uwe hat noch nicht den sinn fuer bilder reinstellen, ist verstaendlich…die finger muessen noch auftauen…;-)
danke euch beiden (nein drei) vielmals noch fuer den gemuetlichen weihnachtsabend.
Hasta luego
Falk (en calten)
schade echt schade…ich habe es euch gewünscht. am ende ist es immer die reise nach innen, die bleibt … und gerade in so unausweichlichen situationen, die einen im kopf nur noch wahnsinnig machen, vielleicht der einzige weg der bleibt. bilder verblassen mit der zeit aber das gefühl in einem lässt die farben auch nach jahrzehnten glänzen.
thx for sharing all this