Unterschätzt
Der Mount McKinley ist zweifellos etwas besonderes. Ich habe noch von keinem Berg gehört, auf welchem zwischen Basislager und Gipfel knapp 27 Kilometer liegen. Auch von einem Höhenunterschied von 4300 Metern, den man vom Basecamp zum höchsten Punkt auf 6193 Metern Höhe überwinden muss, ist mir an anderen Bergen nichts bekannt. Nicht einmal der Nanga Parbat hat das zu bieten. Ausserdem ist der McKinley der nördlichste Sechstausender und der kälteste Berg der Welt. Mir nötigen diese Daten allein schon gehörigen Respekt ab, doch dies sind noch gar nicht die eigentlichen Probleme an diesem Berg.
Für mich am interessantesten ist die Tatsache, dass er zwar „nur“ knapp 6200 Meter hoch ist, aber doch als ein „Fast-Siebentausender“ gilt. Das liegt an dem generell niedrigeren Luftdruck in der Troposhäre in höheren Breitengraden. Ein Beispiel: Würde man an einem typischen Maitag auf dem Gipfel des McKinley stehen, dann befände sich der Bergsteiger bei einer vergleichbaren Klettertour im Himalaya schon auf etwa 6900 Metern Höhe. Das liegt daran, dass der McKinley auf 63. Grad nördlicher Breite der Everest aber nur auf dem 27. Breitengrad liegt. Auf Meereshöhe übrigens ist der Luftdruck annähernd gleich. Nur in höheren Lagen der Troposphäre ist dieses Phänomen relevant.
Eine andere sehr beeindruckende Besonderheit an diesem Berg sind die durch Tiefdruckgebiete hervorgerufenen Luftdruckschwankungen. Diese gewaltigen Wettersysteme entstehen über dem Golf von Alaska. Wenn sie auf den Berg treffen, dann kann es passieren, dass der Luftdruckabfall so stark ist wie kaum irgendwo sonst auf der Welt. Es gibt Tage am McKinley, an denen man in einer Nacht 300 Meter nach oben katapultiert wird, ohne auch nur einen Schritt zu tun.
All das kann jedoch nicht verhindern, das der McKinley auch in anderer Hinsicht einen Spitzenplatz einnimmt. Er ist zweifellos einer der am meisten unterschätzten Berge der Welt. Das liegt sicher daran, dass die Normalroute über die sogenannte West Buttress so gut wie keine technischen Schwierigkeiten aufweist. Der andere Grund ist ein weiterer Superlativ an diesem Gipfel. Er ist der am besten überwachte Berg der Welt. Fast keinen Schritt macht man dort unbeobachtet. Die Ranger haben alles im Blick, und das vermittelt eine trügerische Sicherheit. Doch wehe dem, der sich darauf verläßt. Auch Ranger und Hubschrauberpiloten hängen an ihrem Leben. Bei schlechtem Wetter, und dass ist eher die Regel am McKinley, bist Du wie überall in den Bergen der Welt allein.
Wir sind nun im Basislager. Der knapp 100 Kilometer lange Flug von Talkeetna hierher war phänomenal. Erstens weil wir grandiose Ausblicke auf unseren McKinley und die ihn umgebenden Gipfel hatten. Und dann landet man mit dem Flugzeug auf dem Eis des Gletschers. Für mich war das die erste Landung dieser Art und dementsprechend ziemlich aufregend.
Ab Morgen geht es nun bergauf. Wir werden in drei Tagen zum sogenannten Motorcycle Hill (Lager 3) auf etwa 3400 Meter Höhe aufsteigen und hier einen Ruhetag einlegen. Von dort aus geht es weiter um Windy Corner hinauf zum Medical Camp auf 4300 Meter. Diesen Weg werden wir in zwei Etappen gehen, weil er zu weit und wohl auch zu steil ist, um das Gepäck mit einem Mal hinauf schaffen zu können. Und auch in diesem Camp werden wir uns einen Ruhetag zur Akklimatisation gönnen. Von dort oben werde ich mich dann das nächste Mal melden, vorausgesetzt, die Kälte hat meine Akkus nicht getötet oder mich.
Lieber Olaf,
…na dann pack lieber dich gut ein, anstatt die Akkus!!! Wirklich ein toller Platz für das Basislager *Neid* ! Liebe Grüße Janina
Servus Olaf,
Evi*Ralf drücken die Daumen!!!
so, der großteil deines materials ist gesichtet. die ersten formatkompatibilitätstests sind gemacht und nächste woche check ich mit alex nochmal den amphu….viel spaß in fels und eis 🙂