Was tun?
Das Wetter am Berg ist ein Kapitel für sich. Das wichtigste womöglich! Und bei uns ist es nun wohl dauerhaft vorbei mit der stabilen Hochdruckwetterlage, welche uns die ersten sechs Tage verwöhnt hat. Allerdings ist der angekündigte Wettersturz ebenfalls fast gänzlich ausgeblieben. Nur geschneit hat es ein paar Zentimeter. Unser Wetter ist derzeit also im Allgemeinen nicht wirklich schlecht. Es ist unsicher, alles durcheinander. Und genau das ist das Problem. Ich wüsste, was zu tun ist, wenn es stürmt und schneit. Ebenso wenn es so strahlend ist, wie in den Tagen des Aufstieges. Und was das unangenehmste ist, die Wetterberichte, die jeden Morgen pünktlich acht Uhr von den Rangern ausgegeben werden, widersprechen sich teilweise von Tag zu Tag diametral. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin im Nachhinein noch dankbar für die Vorhersagen in Patagonien.
Doch der Auftrieb der Leute ist trotz dieser Unsicherheiten riesengroß. Deshalb bin ich gestern in das Gipfellager aufgestiegen (Lager 5) und habe das erste große Zelt hinauf gebracht, aufgestellt und eine Windschutzmauer aus Schneesteinen errichtet. Auch ein Kocher, Gas und etwas zu Essen sind jetzt oben im höchsten Lager. Heute, am 1. Juni, ist nun großer Aufbruch in dieses Lager. Fast alle haben sich auf den Weg gemacht, weil es scheint, dass nur noch die nächsten beiden Tage eine Chance auf den Gipfel besteht, dann für eine längere Zeit nicht mehr, sagt die unzuverlässigste Wettervorhersage der Welt. Und natürlich will jeder gewappnet sein, auf dem Sprung sozusagen. Einen guten, windstillen Tag zu verpassen, ist das letzte, was einem passieren darf.
Auch ich werde morgen aufsteigen, um die anderen bei ihren Gipfelversuchen zu unterstützen, so gut ich das eben kann. Und wenn dabei auch für mich der höchste Punkt mit abfällt, dann wäre das schön aber keineswegs wirklich wichtig.
Es wird also in den kommenden drei bis vier Tagen spannend bei uns. Vielleicht ja auch für die vielen treuen Leser dieses Blogs.