Volkssport

Nach der entspannten Tour auf den Mont Blanc blieb noch etwas Zeit, die Gegend rund um Chamonix zu erkunden und vor allem ein paar Tage Urlaub zu machen. Und im Urlaub soll man ja möglichst das tun, was man am liebsten hat. Und da ist die Sachlage sehr eindeutig. Ich bin von früh bis abends geklettert. Eines der besonders angenehmen Merkmale der Gegend rund um Chamonix sind die ungezählten Möglichkeiten, die sich dem Kletterer und Bergsteiger hier bieten. Von den anspruchsvollsten kombinierten Routen in Fels und Eis, die nur der absoluten Oberklasse der bergsteigenden Zunft vorbehalten sind bis zu perfekt abgesicherten Klettergärten, die auch bei Anfängern keine Wünsche offen lassen, ist am Fusse des Mont Blanc alles zu finden. Und weil das so ist, trifft man hier Alpinisten aus der ganzen Welt.

Was mich aber am meisten beeindruckt hat, ist die Tatsache, welchen Stellenwert der Bergsport bei den Franzosen selbst einnimmt. Klettern und Bergsteigen ist hier Volkssport. Ganze Familien mit Kind und Kegel treffen sich an den Felsen, um gemeinsam gegen die Schwerkraft zu kämpfen. Auch bei uns in Deutschland erlebt der Klettersport ja gerade einen regelrechten Boom. Doch an den Stellenwert, den der Bergsport in Frankreich hat, reicht dessen Popularität hierzulande noch lange nicht heran.

Mit welcher Selbstverständlichkeit hier schon die ganz Kleinen mit Seilen, Karabinern und Sicherungsgeräten umgehen, ist schon bemerkenswert. Die Mädchen sicherten sich gegenseitig und kletterten auch schon im Vorstieg. Also ich musste mich an diesen Anblick erst noch gewöhnen. Denn die Verantwortung, die beim Klettern für einander übernommen werden muss, ist so groß, wie kaum irgendwo anders. Aber die Mädchen übernahmen sie souverän.

Janina und ich hatten nun die Qual der Wahl. Wir entschieden uns, jeden Tag an einen anderen Fels-Hotspot zu fahren, um möglichst viel kennenzulernen. Denn vor allem was mittellange Routen von drei bis sechs Seillängen anbetrifft, ist die Vielfalt schier unbegrenzt. Egal wohin wir gegangen sind, überall trafen wir auf besten und wenig abgespeckten Fels, gute Absicherung und tolle Linien.

Einer der schönsten Plätze, an denen wir geklettert sind, waren die L´Aiguilette d´Argentiere. Hübsche kleine Granitnadeln oder großzügige Wandklettereien auf Reibung oder an Rissen. Hier gab es alles, was das Herz begehrt.

Ich habe buchstäblich noch nie so vielfältige und derartig lohnende Routen hintereinander weg geklettert, wie in diesen Tagen rund um Chamonix. Da bleibt eigentlich nur noch ein Wunsch unerfüllt: Ich wäre gern dort geblieben. Aber die Vortragssaison beginnt. Doch ich komme wieder, das steht fest!

In dem Ort Vallorcine, vielleicht 10 Km von Chamonix entfernt gibt es eine herrliche etwa 100 m hohe Granitwand mit zirka 25 verschiedenen Routen. Und die schönste haben wir unter anderem gemacht: „L´écume des ours“, drei Seillängen, 100 m, Schwierigkeit 6b+ (franz. Skala) oder 8b (sächs. Skala). Ich werde diesen rauen und extrem festen Fels vermissen.

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