Stand der Dinge
Bei vielen gibt es offensichtlich eine ziemlich verklärte Sicht auf die Notwendigkeiten bei der Vorbereitung einer Expedition zu einem großen Berg. Es reicht eben leider nicht, sich ein großartiges Ziel zu suchen, mutige und erfahrene Männer um sich zu scharen, seinen Rucksack zu packen und aufzubrechen. Es sei denn, man ist Millionär. Es ist nun mal eine Tatsache, dass an Bergen wie dem Hidden Peak eine Besteigungserlaubnis bezahlt werden muss, die tausende von Euros kostet. Aber das ist natürlich längst nicht alles. Jede Expedition in Pakistan, Tibet oder Nepal wird von einem sogenannten Verbindungsoffizier begleitet. Was er verbindet und wozu er überhaupt da ist, bleibt fast immer sein Geheimnis. Trotzdem muss er natürlich ausgerüstet, bezahlt, versichert, verpflegt sowie zum Berg und auch wieder nach Hause transportiert werden.
Ausserdem müssen wir teure Genehmigungen für Videokamera, Satellitentelefon und oft sogar für die Benutzung ganz normaler Funkgeräte erwerben. Darüber hinaus muss ein sogenanntes garbage deposit hinterlegt werden. Das ist ein häufig mehrere tausend Euro umfassender Müllpfand, den man zwar wieder zurückbekommt, allerdings nur wenn der Verbindungsoffizier per Unterschrift bestätigt, dass wir keinen Müll am Berg zurückgelassen haben. Und wehe, wir waren nicht nett zu unserem Verbindungsoffizier! Häufig verbindet er die Bereitschaft zu dieser naturgemäß sehr wichtigen Unterschrift mit der unmissverständlichen Forderung nach einer rückwirkenden Gehaltserhöhung. Vielleicht kommt daher auch sein Name?
Die eigentlichen Kosten der Expedition wie die internationalen Flüge, die Anfahrt oder der Inlandsflug ins Gebirge, das Aircargo für die Ausrüstung, Basis- und Hochlagernahrung, Träger, Koch, die Anschaffung von Ausrüstung usw. stellt an den Weltbergen nur den wesentlich kleineren Teil der Kosten dar. Das heisst also, wir brauchen die Hilfe von Sponsoren, ohne die wir es nicht schaffen können, eine solche Expedition finanziell auf die Beine zu stellen. Die Reise im kommenden Sommer zum Hidden Peak ist meine fünfte zu einem Achttausender. Sechs weitere Touren an kleinere Berge kommen dazu. Keines dieser Projekte hätte stattgefunden, wäre es mir nicht immer wieder möglich gewesen, Sponsoren davon zu überzeugen, uns zu unterstützen und mit uns zu werben. Man könnte auch sagen, meine Zeit als freischaffender Bergsteiger und Vortragsredner hätte nicht stattgefunden. Ich verdanke diesen Partnern, die mir immer wieder vertraut haben, buchstäblich alles.
Und auch am Hidden Peak werden wir auf die Hilfe von starken Partnern bauen können. Und deshalb sieht es derzeit so aus, als würden wir eine solide Finanzierung unserer Expedition hinbekommen. Das ist die eigentlich großartige Nachricht. Ich freue mich besonders, dass es diesmal vor allem alteingesessene Leipziger Firmen sind, die mich unterstützen. Allen voran mein treuester Unterstützer, der tapir, ältester, größter und vor allem bester Bergsportausrüster der Stadt. Egal was für ein Ausrüstungsproblem ich habe, im tapir wird es gelöst. Desweiteren hilft uns die IFTEC, ein Tochterunternehmen der Leipziger Verkehrsbetriebe sowie die Firma UNI-Service GmbH. Der jüngste unserer Partner, erst ein paar Tage im Team, ist Leipzigs älteste und größte Funktaxizentrale. Über 200 Fahrzeuge sind hier zusammengefasst. Und es gibt die berechtigte Hoffnung, auch noch weitere Partner für unser Hidden-Peak-Abenteuer zu gewinnen. Doch die entscheidenden Gespräche müssen hier erst noch geführt werden.
Wenn wir es jetzt noch hinbekämen, uns mit einer anderen Expedition am Hidden Peak eine Besteigungs-erlaubnis zu teilen und unsere Begleittrekkinggruppe voll zu bekommen, dann wären wir auf der sicheren Seite und hätten die schwierigsten Hürden bei der Expeditionsvorbereitung genommen. Aber soweit sind wir dann doch noch nicht. Allerdings haben wir ja auch noch ein paar Monate Zeit.