Ein harter Tag
Als vorgestern um 1.30 Uhr morgens der Wecker klingelte, schneite es und die Sicht betrug kaum 50 m. Bei so einem Wetter geht man nicht los. Ein klassischer Fehlstart würde ich sagen. Beim nächsten Anlauf, zwei Stunden später, das gleiche Bild. Es hatte an diesem Morgen keinen Sinn.
Doch als wir dann gegen Acht zum Frühstück gerufen wurden, strahlte wie zum Hohn die Sonne vom stahlblauen Himmel. Später loszugehen, also deutlich nach 4.00 Uhr morgens, hat keinen Sinn und wäre sogar gefährlich. Der Gasherbrumgletscher ist vor allem in seinem oberen Teil extrem spaltengefährlich. Ständig balanciert man auf labilen Schneebrücken herum. Und die sollten eben auf gar keinen Fall von der Sonne aufgeweicht sein.
Nach meinem Ausfall wegen Durchfall war das nun schon der zweite vertane Tag mit gutem Wetter. Wenigstens zeigten sich die Bedingungen gestern morgen von ihrer guten Seite. Sternenklarer Himmel und kalt. Um genau 3.22 Uhr sind Christoph und ich, beladen mit riesigen Rucksäcken sowie die Hochträger der Polen, losmarschiert. Die beiden legten ein scharfes Tempo vor, denn sie wollten ebenso wie wir zum Lager 1, um es für die Polen einzurichten. Anschliessend jedoch, so ihr Plan, sollte es wieder runter ins Basislager gehen. Wir dagegen hatten ja vor, im Camp 1 zu bleiben.
Es ging gut voran, wir hielten mit, denn wir schätzten das kleine bisschen Mehr an Sicherheit. In solchem Gelände ist es eben besser, zu viert als zu zweit unterwegs zu sein. Den beiden pakistanischen Hochträgern, Vater und Sohn, ging es vermutlich ebenso.
Der Eisbruch und vor allem der obere Teil des Gasherbrum-Gletschers hat sich tatsächlich grundlegend verändert. Ich kann das gut beurteilen, denn ich kenne ihn ja von meinen zurückliegenden Expeditionen 1995 und 2001. Damals war dieser Gletscher relativ problemlos zu durchsteigen. Heute ist schon die Wegfindung extrem schwierig. Man muss viele Umwege in Kauf nehmen, um die vielen unüberwindbaren Riesenspalten im oberen Teil des Gletschers zu umgehen. Das macht den ohnehin schon sehr langen Aufstieg zum Camp 1 noch länger. Das beeindruckendste sind aber die unzähligen kleineren Spalten, die oft unsichtbar von Schnee bedeckt sind. Die Angst ist dort oben ständiger Begleiter.
Wir trafen schon gegen halb zehn im Lager 1 ein. Das war nach der Information unserer Nachbarn, die ja 19 Stunden bis dorthin gebraucht hatten, nicht zu erwarten. In einer halben Stunde hatten wir unser Zelt aufgebaut, bombenfest verankert und eingerichtet. Punkt zehn waren wir mit allem hier oben fertig. Deshalb entschlossen wir uns, gemeinsam mit den Hochträgern ebenfalls wieder ins Basislager abzusteigen. Das hatte gleich mehrere Vorteile: Es ist für die Akklimatisation wesentlich besser, nicht gleich nach dem ersten Aufstieg im 900 m höher gelegenen Lager 1 zu übernachten. Ausserdem sparten wir Gas und Hochlagernahrung und könnten uns natürlich im Basislager besser erholen. Und wir holten einen der verlorenen Tage wieder rein. Denn so könnten wir nach einem Ruhetag schon morgen wieder aufsteigen, um eine Last für Lager 2 hochzubringen.
Gesagt, getan! Doch das wird, wenn wir nicht unbedingt müssen, der letzte Durchstieg des Gasherbrumgletschers am Tag sein. Denn es ist, wie oben schon erwähnt, unvernünftig. Zwar ging alles gut, aber die Vorteile wiegen das Risiko nicht auf.
Wenn das Wetter mitspielt, sieht unser Plan für die nächsten Tage folgendermaßen aus. Morgen früh, wieder zwischen drei und vier Uhr, steigen wir mit einer Last zum Lager 1 auf. Hier verbringen wir den Tag. Am nächsten Morgen, also am Sonnabend, steigen wir auf den Gasherbrumsattel, installieren dort Lager 2 und kehren zum Lager 1 zurück. Am Sonntagmorgen geht es dann wieder hinunter ins Basislager.
Die Wetterprognose sieht für diesen Plan ganz passabel aus. Dass wir diesbezüglich mit verlässlichen Informationen versorgt sind, verdanke ich Uwe Daniel. Meinen Newslesern wir der Name vertraut sein. Ich bin Dir sehr dankbar für diesen großartigen Service. Ebenso Sven Wagner, der die nächste Vortragstournee vorbereitet und Katja, die meine Facebookseite aktualisiert. Und wenn Janina und Alexander Graeber sich nicht zu Hause um alles kümmerten, würde das hier sowieso nicht funktionieren, denn ich hätte den Kopf nicht frei. Ich bin froh und dankbar, so ein Team im Rücken zu haben.
Kuckus Olaf und Christoph!
Schön,daß Euer Aufstieg gut gelaufen ist und Ihr den Gletscher sicher erkunden konntet!Die Daumen bleiben auch für alles Weitere gedrückt!!Im Auftrag von Urs soll ich Dir sagen,daß alle den Paß und auch den Gletscher gut geschafft haben und sonnig auf dem Weg nach Skardu sind.Ob es dann per Jeep oder Flug nach Islamabad geht,ist wohl noch nicht sicher.Also alles gut soweit.
Paßt auf Euch auf,hört Eure Bäuche und habt eine grandiose Erfahrung!Viele Grüße von Deiner Trekkinggruppe und mir 🙂
Draußen fühlt man sich groß und frei wie die Natur,die man vor Augen hat.Sagt Goethe.
Am Montblanc sind 9 Bergsteiger durch eine Lawine verunglückt…Ich wünsche Euch weiterhin gutes Gelingen,immer wachen Verstandes zu sein,guten Magen-Darm,Arm und Bein also Körper o.B. und alles Glück der Welt.
Hallo Ihr!Hier nochmal die Katrin mit neuer Info Von den Läufern: Alle sind gut wieder in Islamabad angekommen.Auf der letzten Etappe ging es nochmals über eine alternative Route über einen schönen Paß mit toller Aussicht.Euch nochmal alles Gute und viele Grüße von allen!!