Pech im Unglueck (Teil 1)

Die Angst sei in einem Eisbruch ständiger Begleiter, schrieb ich in der letzten news. Und nun hat sich gezeigt, wie berechtigt diese Angst ist. Ein Alptraum ist gestern Realität geworden. Doch eins nach dem anderen.

Am Freitag sind wir mit dem Ziel aufgebrochen, den Standort von Lager 2 zu erreichen, hier ein Zelt sicher zu installieren und es mit Kocher, Nahrung und Brennstoff auszustatten. Das zweite Hochlager liegt auf 6400 m Höhe auf dem sogenannten Gasherbrum La, einem weitläufigen Sattel zwischen den beiden Achttausendern Gasherbrum I und II. Vom Lager I aus erwartete uns abermals eine recht lange und anstrengende Etappe. Den Standpunkt des zweiten Hochlagers auf dem Sattel und den Weg vom Lager 1 bis dort hinauf kann man auf dem dritten Bild der letzten news gut erkennen.

Eisbruch

Der Eisbruch ist schaurig schön. Dort am Morgen unterwegs zu sein, und die Bergriesen um mich im ersten Morgenlicht erstrahlen zu sehen, vermittelt mir das paradoxe Gefühl, unverwundbar zu sein. Leider ist das Gegenteil davon wahr.

Am Freitagmorgen ging es los, allerdings deutlich später als beim letzten Mal. Es ist bei Dunkelheit dermaßen kompliziert, den Weg durch den Eisbruch zu finden, dass wir uns entschlossen, das erste Tageslicht abzuwarten. Da ist die Wegfindung wenigstens ein bisschen einfacher.

Es ging noch schneller voran als beim ersten Aufstieg, denn wir trugen deutlich weniger Gepäck. Dennoch waren wir beide ziemlich geschlaucht, als wir im Camp 1 ankamen. Vielleicht hatten wir uns mit dem einen Rasttag im Basislager zu wenig Zeit zur Regeneration gegeben.

Zombies

Zombies im Zelt. Häufig sagen Bilder mehr als Worte. Jedenfalls ist ein Hochlager kein Ponyhof. Christoph hatte nichts gegen die Veröffentlichung dieses Fotos. Warum auch, so sieht man hier nun mal aus.

Wie ich mich in einem Hochlager fühle, ist nur schwer zu beschreiben. Deshalb finde ich das Porträt von Christoph so gut. Das seltsamste ist meine Unruhe. Ich kann kaum eine Minute lang in einer Position verharren. Ich muss unbedingt ständig etwas tun, sonst bekomme ich wahnsinnige Kopfschmerzen und muss mich übergeben. Deshalb werkele ich die ganze Zeit herum, koche, baue am Biwakplatz, räume im Zelt hin und her. Ich glaube, diese Unruhe resultiert aus dem Unterbewußtsein, hier so schnell wie möglich wieder weg zu wollen. Mein Körper weiss, dass er hier eigentlich nicht bleiben kann und vor allem will. Und er zeigt mir das überdeutlich. Mir bleibt nichts übrig als gegen ihn anzukämpfen.

Lager 1

Das erste Hochlager in knapp 5900 m Höhe ist ein sagenhaft spektakulärer Ort. Es lohnt all die Strapazen, nur um hier zu sein.

Da wir schon kurz nach 10.30 Uhr im Camp 1 eintrafen, musste der Tag irgendwie herum gebracht werden. Ich habe mit allen Mittel versucht, zu essen und vor allem zu trinken. Das ist aber nicht so einfach und geht nur häppchen- bzw. schlückchenweise. Um Sieben krochen wir in die Daunensäcke. Und wider Erwarten konnten wir beide sogar ganz passabel schlafen. Das ist in der ersten Hochlagernacht bei mir eine Seltenheit.

Um vier Uhr klingelte der Wecker und nach der bei mir wieder etwas quälerischen Einnahme des Frühstücks, ging es anderthalb Stunden später aufwärts in Richtung Lager 2.

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Eine Antwort

  1. Renate sagt:

    Hallo Ihr Zwei,
    es ist wie ein Sog, die News zu lesen. Meine Gedanken dazu wandeln zwischen Wahnsinn u. mit fiebern. Weiterhin viel Glück u. Gesundheit
    für den Auf-und Abstieg. Bleibt schön vorsichtig,
    damit es ein beeindruckendes, erlebnisreiches
    „Abendteuer“ bleibt.
    Wer weiß, wann die Trekkinggruppe wieder in
    Leipzig eintrifft ?

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