Holzberg

Ich kann mich nicht entscheiden. Muss ich aber auch nicht. Doch irgendwie trifft man mich am Holzberg am häufigsten. Woran das liegt, kann man in der Fortsetzung meiner kleinen Reihe über die Kletter-Hotspots des Leipziger Umlands lesen.

Wenn ich mit Freunden zum Holzberg gehe, geschied immer dasselbe, wenn sie zum ersten Mal dort sind. Das Staunen darüber ist groß, was der Holzberg für eine beeindruckende Felskulisse bietet. 35 Meter hohe Wände! So etwas hätte man hier nun wirklich nicht erwartet. Immerhin fast so hoch wie in Löbejün! Doch der Holzberg hat etwas, was in Löbejün fehlt und was es auch sonst in den Steinbrüchen rings um Leipzig nirgendwo gibt: Besonders vielfältige und perfekt abgesicherte Routen in großer Zahl und fast allen Schwierigkeitsgraden. Hier kommt sowohl der Anfänger auf seine Kosten wie auch der fortgeschrittene Genusskletterer. Und viele dieser Routen sind eben tatsächlich mehr als 30 m lang und einige ganz besonders lohnend.

Ein Traum in gelbem Porphyr: Valentinstag, 6+. Ein tolle Linie mit aber nur zwei Zügen in diesem Schwierigkeitsbereich, ansonsten leichter und der reine Genuss.

Vor allem der Sektor „Valentinstag“ mit dem gleichnamigen Weg ist das absolute Highlight am Holzberg. Hier sind sechs Routen zwischen 6+ und 7 (UIAA) versammelt, die alle miteinander zu den schönsten Kletterwegen des Leipziger Umlands zählen. Sogar ein echter Riss („Verklemmt geklemmt“, 6+) ist dabei und mit „Richtung Unendlichkeit“ (7-) auch eine schöne Verschneidung.

Sie heisst nicht nur so, sie ist auch eine. Janina Graeber an der Schlüsselstelle in "Soo ah Suppertour" (7-).

Doch das eigentlich besondere am Holzberg, dass, was kein anderer Steinbruch weit und breit zu bieten hat, ist die größte Reibungsplatte Mitteldeutschlands. Dieses wirklich perfekte Übungsfeld für Reibungskletterei und Fussarbeit lässt für uns Kletterer nichts zu wünschen übrig. Hier, auf der sogenannten Sonnenplatte, finden sich gleich mehrere meiner absoluten Lieblingswege. Allerdings muss man bei ihnen besonders im oberen Drittel mal so richtig die Hände aus den Taschen nehmen, wie ich zu sagen pflege, wenn es etwas schwieriger wird. Aber das trifft natürlich in diesem speziellen Fall gar nicht so recht zu, denn zum Anfassen gibt es hier nämlich nicht mehr allzu viel. In den Kletterrouten (Gaudi, 7 oder Staumauer, 7+) auf der Sonnenplatte kommt es vor allem auf saubere Fussarbeit und eine gewisse Leidensfähigkeit an. Denn hier sollte man auf bequemes Schuhwerk tunlichst verzichten.

Erik von der Burg nimmt es mit der Sonnenplatte auf. Aber es ist nicht immer "Gaudi", auch wenn die Route so heißt. Denn je enger die Kletterschuhe sind, desto besser ist man hier auf den immer kleiner werdenden Rissspuren unterwegs.

Und noch eine Besonderheit gibt es am Holzberg. Sicher auch ein Grund, warum ich so oft hier anzutreffen bin. Der Holzberg ist nach Südwesten ausgerichtet. Selbst im Winter kann man an sonnigen Tagen mit warmen Fingern klettern, wenn man dem Fels ein bisschen Zeit gibt, sich aufzuheizen. Dazu kommt dann noch, dass die Felsarena des Holzberges recht windgeschützt ist, also bestens geeignet, auch in der kalten Jahreszeit die Hand an echten Fels zu legen, wenn man Gedränge und Feinstaub in der Kletterhalle mal wieder so richtig satt hat.

In Schmalspur (7) muss man im oberen Teil schon ein bisschen zulangen. Aber die Absicherung ist südfranzösisch perfekt also nervenschonend.

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