Licht und Schatten

Akklimatisation! Eine Woche verbringen wir damit, bevor es auf den eigentlichen Trek geht. Und dafür waren wir gestern und heute in Thame. Dieses kleine Dorf ist 3800 m hoch gelegen. Der Aufstieg bietet also die nahezu ideale Höhendifferenz von 350 Höhenmeter. Namche liegt ja auf 3450 m. Der Weg nach Thame ist traumhaft schön. Immer leicht ansteigend, ohne großes Rauf und Runter, nicht so weit und die erste Hälfte durch Wald. An beiden Tagen liess auch das Wetter nichts zu wünschen übrig. Gestern hatten wir sogar Abendlicht.

Auf dem Weg nach Thame kommt man auch an der Gompa von Namche Basar vorbei.

Das war deshalb besonders schön, weil wir am Abend vom Dorf aus noch 200 m weiter zum Kloster von Thame aufgestiegen sind. Es ist immer von Vorteil, wenn die maximal erreichte Höhe an einem Tag zwei- oder dreihundert Meter über der Schlafhöhe liegt. Übrigens überschreitet man auf den letzten Stufen hinauf zum Kloster die 4000-Meter-Grenze. Das ist für so manchen ein besonderer Augenblick.

Fast oben im Kloster angekommen, bietet sich ein grandioser Blick zurück auf Kangteri, Kangtenga, Thamserku und Kusum Kanguru. Alles wunderschöne Sechtausender.

Heute morgen hiess es ziemlich zeitig aufstehen, weil wir schon für 9 Uhr im Khari Kloster in Thamo unsere obligatorische Puja bestellt hatten. Das Kloster von Thame und das von Thamo sind also nicht identisch. Thamo liegt genau auf halben Weg zwischen Namche und Thame.

Diese Zeremonie ist sicher immer einer der Höhepunkte auf unserer Tour. Wir machen das genauso, wie ich das von den Pujas in den Basislagern an den großen Bergen kenne. Bevor es richtig losgeht, wird um den Beistand der Berggötter gebeten.

Der Mönch ganz links ist nicht der vierte Khari Rimpoche sondern ein Lehrer, der von ihm geschickt wurde, um die Nonnen in der Zeremonie zu unterweisen. Khari selbst wird in einem Monat erwartet. Er studiert in Indien und Kathmandu.

Dass ich das seit nunmehr 19 Jahren immer im Khari Kloster mache, hat natürlich seinen Grund. Khari Rimpoche, der oberste Lama, musste Ende der fünfziger Jahre aus Tibet fliehen. Er ging nach Nepal und liess sich in Thamo unweit des Nangpa La nieder, um hier sein Nonnenkloster neu zu gründen. Ein winziges Klostergebäude wurde gebaut. Ich kenne es noch. Doch bald wurde es zu klein. Immer neue Nonnen musste das Kloster aufnehmen, die vor den Repressalien der Chinesen flohen. Deshalb begann man vor 15 Jahren einen Neubau an der Stelle des alten Klosters.

Ich hatte heute während der Zeremonie einen unausrottbaren Gedanken. Wenn diese Nonnen Aktien kaufen, bei Facebook sind und im Internet surfen, dann steht der Untergang der Welt unmittelbar bevor. Komisch, was man manchmal so für ein Zeug denkt...

Der dritte Khari war einige Jahre nach seiner Flucht gestorben. Seine vierte Reinkarnation führt heute das Kloster. Übrigens ein unglaublich gebildeter junger Mann, der eine beeindruckende Ausstrahlung besitzt. Meine Ansichten zu Reinkarnation, Nirvana usw. hat er gehörig durcheinander gewirbelt. Denn man kann darüber denken wie man will. Die Dinge, die er dazu gesagt hat, wagt man nicht einfach so als Hokuspokus abzutun.

In einem Kloster muss man sich immer die Schuhe ausziehen. Kalte Füße sind sozusagen vorprogrammiert. Doch ich hatte heute Glück. Er genoss die sicher sehr seltenen Streicheleinheiten, ich hatte warme Füße.

Jedenfalls bitte ich meine Gäste, kräftig zu spenden bzw. für die Puja zu bezahlen, und ich tue das selbstverständlich auch. So können wir einen kleinen Beitrag zur Rettung der tibetischen Kultur und Tradition leisten. Übrigens ist das neue Kloster fast fertig. Diese Puja war die erste im neuen Gebäude wenn auch nur in einer kleinen Nebenkammer unter dem Dach. Es wird einmal das vielleicht schönste Klostergebäude hier im Khumbu. Und ein kleines bisschen habe ich auch dazu beigetragen. Das macht mich froh.

Der ultimative Blick auf Namche und den Hausberg Thamserku. Übrigens lugt hinten im linken Bilddrittel die Ama Dablam hervor.

Alles hätte so schön sein können, ist es aber nicht. Jutta hat sich heute schweren Herzens entschlossen, die Tour abzubrechen und aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück zu kehren. Schwierigkeiten mit der Höhe spielen dabei aber keine Rolle, leider! Da hätte man vielleicht noch was machen können. Ich und alle anderen sind sehr traurig darüber, denn Jutta hat es geschafft, uns in den wenigen Tagen, die wir erst zusammen sind, sehr ans Herz zu wachsen. Komm gut nach Hause Jutta.

Und für uns geht es morgen nach Mong, die Auftaktetappe auf dem Weg zum Gokyo Ri, dem ersten Aussichts-Fünftausender, den wir besteigen wollen. Von dort gibt es dann die nächsten neuen Nachrichten.

 

 

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5 Antworten

  1. (Hans-) Peter sagt:

    Hallo Olaf und Freunde,

    ich wünsche Euch viel Glück und bestes Wetter auf Eurer Tour!
    Es ist schon ein seltsames Gefühl, die Berichte hier zu Hause zu lesen, vor einem Jahr war das anders. Jetzt machen sich Wehmut und Fernweh breit. Und doch ist es schön, online dabei zu sein.
    Genießt jeden Tag, jeder Einzelne wird bleiben!

    Viele Grüße aus Thüringen

    H.-Peter

  2. Isolde Schietinger sagt:

    Hallo Olaf und Bergfreunde,

    Auch ich sitze am PC und verfolge eure Tour.
    Die Puja in Thamo ist schon ein Erlebnis besonderer Art. Mir geht es wie H-Peter mit dem Fernweh, aber wir sind ja online ein bisschen dabei. Freue mich schon auf die nächsten News. Bleibt alle gesund.

    Grüße aus dem Schwabenland
    Isolde

  3. Opa Karl-Heinz sagt:

    Hallo O.R.u.Co.,
    wir verfolgen zu Hause eure Tour mit und wünschen euch alles Gute. Für Jutta tut es uns auch sehr leid.
    Alles Gute
    Opa K.-H.i

  4. Evi sagt:

    Lieber Bernd und Bergfreunde,
    Ich verfolge eure Tour von Abbotsford, Canada wo ich auf Mt Baker schaue. Es ist so wunderbar die moeglichkeit zu haben online dabei zu sein. Alles Gute und ich freue mich schon auf die naechsten News und herrliche Bilder. Evi

  5. Karin sagt:

    Hallo Olaf und Himalayaeroberer, aufmerksam verfolge ich Euern Weg und schöne Erinnerungen werden wieder wach.Genau vor einem Jahr waren wir in Monjo,also noch nicht so hoch und weit wie Ihr.Freut Euch auf den Gokyo Ri und die wunderschöne Aussicht.Ich wünsche Euch einen guten Aufstieg,natürlich bei Sonnenschein und bester Sicht.Herzliche Grüße aus Rötha.

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