Island Peak
Inzwischen bin ich in Chukhung eingetroffen. Im Khumbu fühle ich mich an diesem Ort mit Abstand am wohlsten. Vor allem liegt das an den großartigen Bergen, die einen hier beeindrucken. Ein bisschen hat das aber auch mit der Lodge zu tun, in welcher ich immer unterkomme. Ich gehöre hier sozusagen schon zum Inventar.
Der Hauptgrund, der mich vor dem Lobuche Peak hier her geführt hat, ist aber der Island Peak. Allerdings nicht, um ihn zu besteigen.
Der Island Peak war ja in den letzten Jahren der Berg, auf den ich auch Gäste geführt habe. Unglaubliche 26 Mal war ich selbst schon oben. Doch es ist mir nie zu viel geworden! Seine phantastische Lage inmitten des Imja-Tales direkt gegenüber der gewaltigsten Felsmauer der Erde, die moderaten technischen Anforderungen beim Aufstieg, aber vor allem die nur geringen objektiven Gefahren haben diesen Gipfel zu einem der meist bestiegenen Sechstausender der Welt werden lassen.
Doch es gibt zunehmend Probleme am Island Peak. Er hat in den letzten Jahren gerade im Bereich der Aufstiegsroute sehr viel von seiner Eisauflage eingebüßt. Die Steinschlaggefahr hat zugenommen und der letzte Abschnitt des Aufstieges, der Gipfelgrat, ist von Jahr zu Jahr schmaler und ausgesetzter geworden. Das sind Tatsachen, die ich seit 1996 jedes Jahr von neuem selbst in Augenschein genommen habe.
In diesem Jahr nun, so war zu hören, sollte es ein neues Problem geben. Ein riesige, nicht zu umgehende Spalte hätte bis zum heutigen Tag alle Gipfelversuche vereitelt. Und das waren inzwischen schon eine ganze Menge. Alle mussten an diesem Hindernis unverrichteter Dinge umkehren. So jedenfalls ging das Gerücht. Ich wollte mich gestern nun bei den Sherpas im Basislager erkundigen, ob das wirklich auch alles so stimmt.
Es gibt also tatsächlich diese Spalte. Und es ist auch wahr, dass alle Versuche, einen Weg zu finden, diese Spalte zu umgehen, fehlgeschlagen sind. Das konnte ich mir, ehrlich gesagt, nun überhaupt nicht vorstellen. Erst gestern trafen Aluminiumleitern im Basislager ein, mit denen die Barriere nun überwunden werden soll. Es könnte also sein, dass in Zukunft so mancher Gelegenheitsbergsteiger mit Sechstausenderambitionen große Augen bekommen wird, wenn er auf wackligen, zusammengebundenen Leitern über abgrundtiefe Gletscherspalten balancieren muss.
Am liebsten wäre ich ja hochgegangen, um mir diese Spalte mal aus der Nähe anzusehen, aber dafür hätte ich ein Permit gebraucht. Und das war die Sache dann doch nicht wert. Also die gute Nachricht lautet: Ab heute ist der Berg wieder machbar 🙂
Jedenfalls denke ich, dass es nicht verkehrt sein kann, auf die Suche nach Alternativen zum Island Peak zu gehen. Der Nirekha Peak könnte so eine sein. Der Mera Peak sowieso, vielleicht auch Lobuche und Baruntse. Und zum Basislager des Lobuche Peak bin ich dann ab morgen unterwegs. Und wenn die Technik hält, dann melde ich mich von dort das nächste Mal.
Hallo lieber Olaf,
in den letzten vergangenen Wochen hast du wieder vieles erlebt und in deinen berichten kann man wieder alles genau verflogen,die Kulissen und Eindrücke die Dich auf deinen Wegen begleiten,sind immer sehr Fesselnd und beeindruckend.
Es ist eine coole Sache das alles zu erleben,es sind Erinnerungen,erlebtes und erfühltes,was dich immer wieder aufs neue Prägt und belebt.
Ich wünsche dir auch weiter hin viel Glück auf deinen Wegen und bleib schön gesund.
Herzliche Grüße
Birgit