Lobuche East Teil 1
Um es gleich vorweg zu schicken: Den Lobuche East werde ich bestimmt nicht mit Gästen besteigen. Denn obwohl er im Khumbu zu den häufig besuchten Sechstausendern zählt und in der Saison oft mehrere Gruppen gleichzeitig an ihm zu Gange sind, erreicht fast niemand seinen Gipfel. Der Lobuche East ist wirklich ein Kuriosum.
Doch eins nach dem anderen. Mit meinem Freund Ang Dawa hatte ich vereinbart, dass wir uns am vergangenen Montag (25.03.) in Dingboche (4400 m) treffen. Von dort aus, so hatte ich gedacht, wollten wir in das 4900 m hoch gelegene Basislager aufsteigen. Am nächsten Tag sollte es dann ins vorgeschobene Basislager auf etwa 5300 m hinauf gehen. Doch Ang Dawas Plan sah anders aus. Am 31. März muss er, von Namche Basar aus startend, mit seinen zehn Yaks eine halbe Tonne Ausrüstung im Everest-Basecamp abliefern. Mit anderen Worten hatte er gar keine Zeit für mich. Da er aber gerne mit mir unterwegs ist und Geld braucht, hat er trotzdem zugesagt.
Wir sind also am Dienstag gleich in das hoch gelegene Basislager aufgestiegen. Und natürlich sah sein Plan, den nächsten Tag betreffend, ebenfalls gänzlich anders aus als meiner.
Ich musste unbedingt einen Ruhetag einlegen. Wir waren schließlich von Dingboche aus 900 m aufgestiegen. Doch Dawa wollte das Gegenteil von Ruhetag, er wollte bzw. musste zum Gipfel. Und von dort aus, so SEIN Plan, sollte es möglichst noch bis hinunter nach Namche gehen. Alles völlig absurd, aber typisch für einen Sherpa. Also ich hätte mich auf die Hinterbeine stellen und mich aufregen können, doch das hätte aber auch gar nichts geändert.
Als wir dann im vorgeschobenen Basislager eingetroffen sind, war ich allerdings wieder ein wenig versöhnt. Ein großartiger Platz! Mich beeindrucken solche ungewöhnlichen Orte ausserordentlich. Ich endschied mich, mindestens drei Tage hier oben an diesem einmaligen Platz zu bleiben. Unter anderem auch deshalb, um einen zweiten Versuch am Lobuche dann ohne Dawa starten zu können.
Wir bauten das Lager auf, kochten ein bisschen und legten uns kurz nach sechs Uhr schlafen. Um halb drei Uhr klingelte der Wecker.
Dawa hatte die Nacht in voller Montur verbracht. Er war eigentlich startklar mit dem Weckerklingeln. Nur mit Mühe konnte ich ihn überreden, dass doch noch ein Stündchen gekocht und ein Happen gegessen wurde. Dabei versuchte ich ihm zu erklären, dass ich eben kein Climbing-Sherpa bin, der 20 Everestexpeditionen auf dem Buckel hat. (ich nur eine und dazu auch noch eine erfolglose)
Gegen 3.30 Uhr brachen wir auf. Die ersten anderthalb Stunden legten wir in völliger Dunkelheit zurück. Doch die Wegfindung war trotzdem nicht allzu schwierig. Erstens kannte sich Dawa aus, er hat den Lobuche schon mindestens ein Dutzend Mal „bestiegen“. Zweitens gibt es hier einen Haufen Steinmänner. Und drittens kann man kaum falsch gehen, da das Gelände den Weg vorgibt.
So etwa um 5.30 Uhr erreichten wir das Eis und legten die Steigeisen an. Und nun wunderte ich mich das erste Mal, denn es wurde ziemlich steil. Ein versierter Eisgeher kann hier trotzdem seilfrei aufsteigen. Aber Fehler darf man auf keinen Fall machen. Für Gäste müssten hunderte von Metern Fixseil verlegt werden.
Für uns beide bedeutete das steile Gelände, dass wir ohne Seil sehr rasch voran kamen. Schon kurz vor acht Uhr erreichten wir den Punkt, von dem Dawa sagte, dass dies der Gipfel sei. Und nun wunderte ich mich zum zweiten Mal. Jetzt aber richtig! Ende Teil 1
Hallo Olaf, grandioses Foto – wie so viele! Wenn man das sieht, muss man unbedingt hinauf. Traumhaft.
Viel Erfolg und bleib gesund. Freu mich auf Teil 2 und nebenbei warten wir hier auf den Frühling.
Andrea
Hallo Olaf,
das sind wirlich atemberaubend schöne Fotos!! Jetzt muss ich gleich Teil 2 lesen ;o)
Viele Grüße
Veronica