Nirekha Peak, Teil 2
Eine solche Entscheidung, wie Katrin sie traf, wortlos zu akzeptieren, fällt mir schwer. Doch sie zu überreden, weiterzugehen, wäre falsch gewesen. Niemand kann sich in einer solchen Situation in den anderen hinein versetzen.
Urs und ich hatten das zu akzeptieren und damit Basta.
So rasch wir konnten, verstauten wir unsere Siebensachen in die Rucksäcke und legten unsere Kletterausrüstung an. Gegen 6.30 Uhr marschierten wir los.
Zuerst führt der Weg stetig mehr ansteigend auf den Cho-La-Col. Der Gletscher, auf dem wir uns bewegten, war relativ spaltenarm, so dass wir auf das Seil verzichteten. Wir kamen rasch vorwärts und standen nach einer knappen Stunde auf dem höchsten Punkt des Cols. So ein Col ist häufig eine weitläufige, oft von Eis bedeckte Scharte zwischen zwei Bergen. Meist ist er höher gelegen als benachbarte Pässe.
Hier beginnt die eigentliche Kletterei. Und es ist tatsächlich so, dass einige hundert Klettermeter in leichtem, kombinierten Gelände zurückzulegen sind. Das Gestein ist brüchig und deshalb manchmal unangenehm. Später ist die Route von Firnfeldern durchsetzt.
Etwa zwischen 5700 und 5800 Metern beginnt der Eisgrat, der sich vereinzelt bis auf über 70 Grad aufsteilt. Doch 90 Prozent des Grates sind deutlich flacher. Vor allem an den steilen Stellen gab es das Problem, dass das Eis extrem hart und spröde war. Denn obwohl wir hier und da alte Fixseile fanden, kletterte ich die gesamte Route frei. Sich auf alte Seile zu verlassen, ist in höchstem Maße fahrlässig. Doch im Hinblick auf unseren Abstieg stellten wir den einen oder anderen Abschnitt soweit wieder her, dass wir die steilsten Passagen abseilen könnten.
Etwa ab 5900 Metern legt sich die Route deutlich. Wir befanden uns nun auf dem beeindruckenden Eispanzer des Nirekha Peaks. Über Grate und Firnflanken geht es jetzt gemächlicher aufwärts.
Kurz vor dem Ziel hatten wir noch einmal das Problem, herauszufinden, welche von den beiden markanten Erhebungen des Eisschildes nun die höchste ist. Wir entschieden uns für die hinterste und lagen damit richtig. Um zu ihr zu gelangen, war noch einmal eine etwa 100 Meter lange, allerdings unschwere Querung nötig. Der letzte Anstieg zum Gipfel ist dann eine zirka 40 Meter hohe und 50 Grad steile Eisflanke.
Es war für mich sehr aufregend, diese letzten Meter zu klettern, denn der höchste Punkt versprach eine völlig unverstellte Sicht auf den Mount Everest. Man steht dem höchsten Berg der Erde sozusagen direkt gegenüber.
Um 12.30 Uhr war es dann soweit. Wir betraten den Gipfel dieses prachtvollen Sechstausenders. Die Aussicht ist tatsächlich überwältigend. Mehr gibt es dazu einfach nicht zu sagen. Ein bisschen überwältigt hat mich auch der eiserne Wille und der Kampfgeist von Urs. Der Gipfel dieses Berges forderte ihn zweifellos bis an seine Grenze. Und dort fallen ja bekanntlich alle Masken. Doch er war in jeder Situation freundlich, bescheiden und dankbar. So einen Gast bekommt man nicht alle Tage. Urs, du gehörst mir :-))
Auch der Abstieg ging souverän über die Bühne. Die schwierigsten Passagen seilten wir an den alten, aber neu fixierten Seilen ab. Dennoch benötigten wir für den Abstieg fast genauso lange wie für den Aufstieg zum Gipfel.
Mit dem allerletzten Licht gegen 19.00 Uhr trafen wir wieder im Basecamp ein. Was für ein Tag!
Glückwunsch zum Gipfel! Tolle Leistung – besonders von Urs. Weiterhin so gutes Wetter und ein besonderer Gruß an Katrin
Hilke
Super gemacht!! Ich bin echt stolz auf Euch!!
herzlichen glückwunsch urs und olaf!
super leistung!
gruß thomas
Herzlichen Glückwunsch,tolles Eisschildbild! Weiterhin gute Sicht und für Katrin darf es bitte wärmer werden. Gruß aus Rötha