Abbruch?
Ich habe das Gefühl, als würde mir jeden Augenblick meine Expedition um die Ohren fliegen. Gestern sind wir haarscharf an einem Trägerstreik vorbeigeschrammt. Und wenn einer die Jungs verstehen kann, dann ich. Denn es schneit seit 60 Stunden fast ununterbrochen.
Wie sollen die Träger Lasten tragen auf schwierigen Wegen, die man noch nicht einmal findet, weil sie von einem halben Meter Neuschnee bedeckt sind?
Unser Guide, der Koch und mein treuer Kubir haben die Situation gerettet und den Weg hinunter ins andere Tal (Honku) gespurt. Denn während wir hier am Mera schon zum zweiten Mal umkehren mussten, schaffen unsere Träger die Ausrüstung und die Nahrung in das Baruntse Basecamp.
Der Mera Peak ist hinsichtlich der technischen Anforderungen und der objektiven Gefahren, wie schon erwähnt, ein leichter und relativ ungefährlicher Berg. Doch derzeit ist auch er unbesteigbar. Gestern mussten wir schon nach knapp 200 Höhenmetern umkehren, weil die Sicht irgendwann gegen Null ging. White Out! Die Orientierung ging vollständig verloren.
Heute morgen der nächste Versuch. Weckerklingeln um 2 Uhr. Ein paar Sterne am Himmel. Essen, trinken, anziehen. Eine halbe Stunde später Schneefall. Warten. Durch den Kaffee putzmunter. Um 4 Uhr immer noch Schneefall. Wut! Nichts mehr mit Gelassenheit und Humor. Um 5 Uhr klart es auf. Eine halbe Stunde später gute Sicht. Mich hält nichts mehr im Zelt. Ich werde nicht einfach so liegen bleiben, weil es eigentlich für den Aufbruch schon viel zu spät ist. Der Weg ist endlos weit, und es sind 1200 Höhenmeter.
Alle schlafen. Mein Rufen nach den anderen verhallt ungehört. In zehn Minuten bin ich abmarschfertig. Ich wecke Christoph. Er ist sofort bereit, mitzukommen, braucht aber noch eine Viertelstunde. Auch Janina, Kathleen und Thomas wollen uns beiden in unserer Spur folgen.
Ich gehe allein los. Christoph wird mich einholen, weil ich mich durch 30-40 cm tiefen Neuschnee wühlen muss. Eigentlich zwecklos, drei Stunden zu spät loszulaufen bei derart miserablen Verhältnissen. So sieht „Erzwingen“ aus. Ich gehe allein, also ohne Seil und auch ohne Steigeisen. Die brauche ich bei dem Neuschnee nicht. Aber! Die Sicht ist gut. Unten im Basislager alles dicht, hier oben Sonne.
Ich verausgabe mich. Erst nach fast einer Stunde hat Christoph aufgeschlossen. Er trägt aber auch den Rucksack, ich trage nichts. Dafür spure ich was das Zeug hält, und wir kommen gut voran. Doch immer öfter wabert der Wolkenbrei auch zu uns hinauf. Wir müssen dann stehen bleiben und auf neue Sicht warten. Manchmal gehen wir trotzig weiter. Dann beginnt es, zu schneien. Die Wartepausen werden länger. Irgendwann muss auch ich einsehen, dass es keinen Sinn mehr hat. Bei 5850 m kehren wir um. Drei Stunden haben wir mit Wartezeiten für 480 Höhenmeter gebraucht. Wir hätten es also bis zum Gipfel (6476 m) schaffen können, hätte uns der Berggott vom Mera noch weitere drei bis vier Stunden Sicht gegönnt. Hat er aber nicht.
Wir haben kein Essen mehr hier oben im Basislager, alles schon unten im anderen Tal. Die Träger sind hier und wollen unseren Krempel runter schaffen. Aber ich kann doch nicht nach diesen beiden kläglichen Versuchen einfach aufgeben! Ich treffe eine schwere Entscheidung. Die Träger ziehen unverrichteter Dinge wieder nach unten ab. Dort haben sie eine Unterkunft, und es ist wärmer. Kubir und der Koch müssen auch runter und Essen rauf holen. Denn morgen gibt es noch einen dritten, aber auch letzten Versuch. Seit zweieinhalb Tagen ist das Wetter katastrophal. Irgendwann muss es besser werden.
Übrigens hatten alle, einschließlich unserer Träger, Verständnis dafür, dass wir noch einen letzten Versuch machen. Denn seit wir hier im Basecamp sind, kamen vier oder fünf Gruppen hoch und sind am nächsten oder übernächsten Tag wieder runter, ohne auch nur einen Fuß vor das Zelt gesetzt zu haben. Ich glaube, unsere Leute sind schon ein bisschen stolz darauf, dass wir nicht klein beigeben. Und das werden wir auch morgen nicht. Wenn wir morgen den Gipfel nicht erreichen können, dann war es unmöglich, und wir zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort.
ich drück euch so sehr die Daumen, das ihr endlich vernüftiges Wetter habt.
@Janina: Auto repariert, neues galaktisches Fahrvergnügen.
Sonntag Halbmarathon in Leipzig, warn bissl lahm 2.12h aber er war wunderschön, da traumhaftes Wetter und mit Ralf gemeinsam.
Dicke Umarmung für dich und weiterhin alles Gute
Ich bewundere euren Mut und euer Durchhaltevermögen und wünsche euch für euren dritten Versuch alles erdenklich Gute, dass es klappt und das Wetter endlich mitspielt. Liebe grüße an Kathleen und Thomas von M. und P.
alle guten dinge sind drei! vielleicht klappt es ja.
wünsche euch glück und bessere verhältnisse.
hier wird es endlich frühling und ab donnerstag 23 grad – soviel aus franken. hatte schon ein phantastisches kletterwochenende!
gruß thomas
Hallo Janina und Olaf (und auch alle anderen),
nun muss ich mich auch mal hier einmischen. So viel Pech mit dem Wetter, das ist doch ungerecht! Also kommen meine beiden Daumen, die ich für den Baruntse aufheben wollte, schon jetzt zum Drücken dazu, damit Ihr überhaupt bis dahin kommt! (Der Weg.)
Ich wünsche Euch viel Sonne, viel Ausdauer, immer gute Laune und weiterhin so eine geduldige, starke Mannschaft.
Die Berichte sind, wie immer, einfach Klasse! Ich hoffe, die Spur führt Euch bis zum Gipfel.
Beste Grüße Jens
PS: Ich trainiere auch schon. Sonntag: Halbmarathon im Spreewald – 2.14h, auch bissel lahm. (;-)
Hallo Christoph,
ich verfolge mit großer Aufmerksamkeit als „kleiner Alpinist“die Einträge im Logbuch eurer Tour. Kann nur sagen: Großer Respekt. Ich wünsche dem Team und Dir alles Gute und vor allem günstige Wetterverhältnisse beim Erreichen des Baruntse-Gipfels. Ich freue mich schon auf die Schilderung Deiner Erlebnisse.
Auf ein glückliches Wiedersehen in der Winkler-Sauna freut sich
Eckhardt
Hallo Ihr,
ich wünsche euch auch alles Gute und drücke auch die Daumen (wie soll ich jetzt arbeiten?!?) 🙂
Hoffe für euch das es trotzdem gelingt!!
LG
Micha