Unwetter über Nepal

Zum Schluss wurde die ganze Sache doch noch mal ein wenig spannend. Und wenn ich es mir recht überlege, ist es wunderbar, dass wir Menschen es wohl nie schaffen werden, uns die Natur vollständig untertan zu machen. Ein gewaltiges Frontensystem über dem Golf von Bengalen wirft gerade eben die Pläne vor allem der Bergsteiger und vieler Heimreisewilliger gehörig durcheinander.

Seit Tagen gibt es keine Flüge mehr von und nach Lukla. Das Wetter ist so schlecht, dass auch die Helikopter nur sehr eingeschränkt oder eben gar nicht fliegen können. Uns hat der schnelle Entschluss gerettet, nicht zu warten, bis nach drei oder vier Tagen in Lukla die Plätze in den Helikoptern sozusagen mit Gold aufgewogen werden .

Nichts geht mehr in Lukla. Wer mich einmal nervös erleben möchte, der muss mal dabei sein, wenn es den dritten Tag hintereinander morgens in Lukla so aussieht. Aber! im Februar und März ist das nur ganz selten so 🙂

Im Khumbu geht gerade die Trekking-Saison zu Ende, und viele Leute müssen gerade jetzt wieder zurück nach Hause. Es gibt bei weitem mehr Menschen, die in Richtung Kathmandu ausgeflogen werden wollen als umgekehrt. Derzeit wären pro Tag um die zehn bis fünfzehn Starts und Landungen der Dorniers bzw. Twin Otters von Tara, Sita und Royal Nepal nötig, um die anfallenden Leute rauszubringen. Pro Flugzeug können 18-20 Personen transportiert werden. Es staut sich also gerade gehörig in Lukla. Dauert dieser Zustand länger an, was es schon gegeben hat, dann kann es zu großen Problemen bei der Unterbringung und Verpflegung der Leute in Lukla kommen.

Am Nachmittag des 16. Mai dann ein wenig Wetterbesserung. Und schon mit dem ersten Hubschrauber sind wir weg. Ich gebe es zu und bin auch froh darüber. Es ist manchmal schon sehr hilfreich, dass mich viele Leute hier seit nunmehr 19 Jahren kennen und scheinbar auch schätzen. Davon haben sehr oft auch meine Gäste profitiert, ohne dass sie es überhaupt gemerkt haben.

Wir haben also alles richtig gemacht und uns schon am 16. Mai ausfliegen lassen, als noch die regulären Ticketpreise für den Flug im Hubschrauber bezahlt werden konnten. Alle hofften zu diesem Zeitpunkt noch auf Wetterbesserung. Zwei Piloten der Firma Simrik Helikopterservice allerdings versorgten mich mit dem Wetterbericht und rieten uns, sofort zu handeln. Ein wirklich hilfreicher Tipp. Ein anderer Freund sorgte dafür, dass auch unsere etwa 100 Kilo Gepäck nach und nach hier in Kathmandu eintreffen. Immer, wenn noch irgendwo ein bisschen Platz in einem der Hubschrauber ist, kommt etwas von uns hinein. Eine bittere Pille bleibt das Ganze trotzdem, weil der Helikopter eben viel teurer als der Flug im Flugzeug ist.

Die Hauptstädter lassen sich augenscheinlich auch durch größere Wassermengen nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Irgendwann fliesst es wieder ab oder eben auch nicht. Dann wird geschöpft oder gepumpt oder barfuss gegangen. Für letzteres hat sich Janina entschieden.

Wir haben es also trotz Unwettern über Nepal glücklich und vor allem rechtzeitig nach Kathmandu geschafft. Und auch hier sind die Wetterkapriolen deutlich spürbar. Aber uns ficht das derzeit nicht wirklich an. Wir genießen die Stadt in vollen Zügen dann eben unter dem Regenschirm.

Mit der Agentur sind wir gestern schon ins Reine gekommen. Die Verhandlungen über die Bezahlung der Expedition nahmen für uns alle ein gutes und glückliches Ende. Morgen, an unserem Abflugtag, steht noch das Debriefing im Ministerium an. Heute Abend gibt es eine kleine Verabschiedungsparty beim Agenturchef auf die ich mich sehr freue. Seit 15 Jahren arbeite ich mit dieser Agentur. Meine Expedition zum Cho Polu 1999 war die erste überhaupt, welche die Firma gehändelt hat, damals noch aus einem winzigen Büro und zu zweit. Heute beschäftigt das Unternehmen Dutzende von Menschen und betreibt ein großes Hotel. Und was für mich das ganz besondere ist: Das alles hat der jetzige Chef geschafft, ohne jemals eine Schule von innen gesehen und vor allem ohne sich auch nur im geringsten verändert zu haben. Dass er ist heute ein steinreicher Mann ist, muss man wissen.

Jeder, so glaube zumindest ich, der schon mal in Kathmandu war, kennt Pilgrims Bookshop mitten im Zentrum von Kathmandus Touristenviertel Thamel. Gestern Nacht brannte dieser Kultort nach der Explosion einer Gasflasche in der benachbarten Bar "Germans Terrasse" und vier weitere Häuser aus.

 

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6 Antworten

  1. Erich Straub sagt:

    Bin zurueck aus Kathmandu gereist am 17.05.13 habe die erste explosion in der Bar erlebt. Bitte informiere mich grosses interese. Wuensche allen vi Glueck

    • Olaf sagt:

      Hallo Erich, alles was ich weiss, steht in der news. Fünf Häuser sind abgebrannt, es gab zwei Verletzte. Herzliche Grüße aus Kathmandu.

  2. Erich Straub sagt:

    Konnte am 17.05.13 zurueck reisen. Bitte um stand der Lage…

  3. Thomas Schmidt sagt:

    Schön, dass ihr heil zurück seid, alles richtig gemacht… Hoffe, bei der Explosion wurde niemand verletzt !!!

  4. Wolfhard Hammer sagt:

    Hallo Olaf, ihr habt es geschafft, Glückwunsch noch einmal. Ich bombardiere Dich ja immer mit Sprüchen voll, aber mir fällt noch ein Spruch von Goethe ein, welcher für Dich (euch) zutrifft. „ Was immer Du tun kannst oder träumst es tun zu können, fang damit an.„ Auch wenn nicht alle Expedition wie erträumt erfolgreich waren, hast Du damit angefangen. Sei stolz und schaue genugtuend auf Deine letzten 20 Jahre zurück und genieße Deine Erfolge. Freue mich auf unser Wiedersehen, Gute Heimreise. liebe Grüße Wolfhard

  5. Bernd Biedermann sagt:

    Hallo Olaf, Janina und alle Mitstreiter,

    jetzt am Ende Eurer nahezu endlosen Tour möchte ich mich auch mal melden. Zurück in Deutschland hatte mich das „normale“ Leben wieder ganz schnell ein. Eigentlich könnte ich zu jedem Bericht einen Kommentar schreiben. Aber ich beschränke mich auf zwei ganz wesentlichen Aspekte und Gedanken zu Olaf. So wie Du erstens mit der grandiosen Natur umgehst, aus Ihren „Launen“ immer versuchst das Beste zu machen ist begeisternd. Aber noch wichtiger ist Dein immer respektvoller Umgang mit den Menschen in Nepal. Erhalte Dir diese Eigenschaften. Wir sehen uns in Leipzig.

    Bernd

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