Warten auf die Träger

Der Abstieg vom Gipfel ins Lager 2 ging ohne Probleme über die Bühne. Das Wetter hielt den ganzen Tag, obwohl Wolken und einsetzender Schneefall vorhergesagt war. Dies wiederum machte mir ein bisschen Sorge. Die beiden Hochlager mussten schließlich runter.

Wir entschieden uns deshalb nicht wie geplant, noch eine Nacht im Camp 2 zu bleiben, sondern bis zum Lager 1 abzusteigen und dabei schon den größten Teil der Ausrüstung mitzunehmen. Alles auf einen Ritt runter zu bringen, war uns beiden an diesem Tag nicht möglich. Auch nicht auf Biegen und Brechen. Dass hieß am nächsten Tag Wiederaufstieg ins Camp 2 und Abbau der beiden Zelte. Sich nach dem Gipfel zu so einer Aktion zu motivieren, ist oft ziemlich hart. Am Hidden Peak haben Christoph und ich erlebt, dass von einem kanadischen Bergsteiger ein fast voll ausgestattetes Lager einfach aufgegeben wurde. Nagelneue Ausrüstung für mehr als 1500 Euro einfach oben gelassen. Ein Wahnsinn.

Christoph im Abstieg an einer der vielen Grat-Querungen. Man sieht auf diesem Foto sehr schön, wie viel Luft man am Baruntse unter dem Hinter haben kann.

Am nächsten Tag schlug dann noch einmal die Stunde des Teams. Janina, die nach zwei Nächten im Lager 2 ins Basislager abgestiegen war, Maila, unser Koch, Nawang, unser Guide und auch Thomas, der die ganze Zeit mit einem latenten Lungenödem zu kämpfen hatte, waren zum Depot aufgestiegen, um uns beim Abtransport der beiden Hochlager zu helfen. Nawang kam an den Fixseilen sogar ins Lager 1 geklettert.

Wir bekamen am Sonntag tatsächlich die gesamte Ausrüstung ins Basislager getragen. Und das war wirklich eine Menge, mal von den vier Zelten und fast 500 m Fixseil abgesehen. Über diese Aktion habe ich mich besonders gefreut. Maila und Nawang sind keine Hochträger. Sie haben das einfach nur aus reiner Hilfsbereitschaft gemacht. Thomas war nach dieser für ihn eigentlich unvernünftigen Aktion den ganzen nächsten Tag richtig krank. Und Janina traf erst am Sonnabend im Basislager ein, um dann schon am nächsten Tag wieder fast bis Lager 1 aufzusteigen.

Beeindruckende Spalten und Wechten überall. Man tut gut daran, ab Lager 2 keinen einzigen Meter an diesem Berg zu unterschätzen.

Auch ein schönes Resultat einer Expedition, wenn das Team so eine doch ziemlich extreme Zeit relativ unbeschadet übersteht. So etwas ist nicht unbedingt die Regel. Allerdings soll das nicht heißen, dass bei uns die ganze Zeit Friede, Freude, Eierkuchen geherrscht hat. Aber wir haben es geschafft, diese Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Alles andere wäre auch schwach gewesen, haben wir doch gleich zwei Personalmanager im Team.

Nun warten wir auf die Träger, welche die Zeit in Lukla verbracht haben. Nawang hatte entschieden, den Shirdar, also den Chef unserer Träger mit meinem Satellitentelefon zu verständigen. Eine sehr riskante Sache, wie ich finde.

Kurz vor 15.00 Uhr sind wir im Lager 2 eingetroffen. Jede einzelne Zelle schreit nach Wärme und Schlaf. Aber laut Wetterbericht sollte es in den nächsten Tagen stark schneien. Also haben wir unsere Rucksäcke vollgeknallt und sind weiter abgestiegen.

Ich bestelle die Träger immer an einem festen Datum. Es kann dann natürlich sein, so wie am Lobuche Peak, dass man lange warten muss, wenn alles glatt lief und das Ziel schneller als erwartet erreicht wurde. Doch auf das Wort der Leute hier kann man sich hundertprozentig verlassen. In den 19 Jahren, die ich in Nepal Jahr für Jahr monatelang unterwegs war, bin ich noch niemals versetzt worden! Auf alles andere kann man sich hier nicht immer verlassen. Schon gar nicht auf Telefonverbindungen. Und so kam es dann auch. Nawang konnte Rag Kumar Rai einfach nicht erreichen. Vermutlich war sein Telefon kaputt. Ewig lange wurde mit meinem Satellitenhandy herumtelefoniert, bis jemand gefunden war, der Rag kannte und ihn verständigen konnte. Ich habe mich bei dieser ganzen Akion gefragt, wie wir an die Träger gekommen wären, hätte mein Telefon nicht funktioniert.

Nawang im Lager 1. Sein Einsatz hier, ohne das wir ihn im geringsten dazu aufgefordert hätten, hat mich überrascht. Tut er das für uns oder für sein Trinkgeld? Dies zu erfahren wird sehr schwierig, solange ich die Sprache der Sherpas nicht verstehe.

Drei bis vier Tage wird es dauern, bis die Träger hier eintreffen werden. Und was wir ausser dem Packen hier noch so machen werden, ahne ich schon.

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3 Antworten

  1. Hilke+Katrin sagt:

    Liebe Abenteurer!
    einen etwas verspäteten, aber nicht weniger herzlichen Glückwunsch zum Gipfelsturm!!eine beeindruckende Leistung von euch allen und schön,daß ihr auch alle wieder heil unten angekommen seid!wir wünschen Euch warme,erholsame Tage bis die Träger eintreffen und gutes Wetter, um all die Schönheit um Euch noch etwas zu genießen!viele Grüße aus dem grünen,sonnigen Jena!

  2. Thomas Schmidt sagt:

    Hallo ihr Lieben,
    Freut mich echt, dass ihr heil wieder am Basislager seid !! Jetzt genießt das Gefühl mal so richtig… Und wenn ihr nicht ausgelastet sein solltet: die Eisterassen des Ampu Lapsa sind einfach nur herrlich zu schaun und auch zu klettern 😉
    Unsere Träger waren letztes Jahr übrigens auch alle min. 1x hoch zum Westcol, das war ein Verdienst unseres Guides, der die ganze Truppe super motiviert hat. Von uns hat jeder Träger pro Westcol-Aufstieg 1000 Rupien bekommen, was anderes fiel mir damals nicht ein. Vielleicht seid ihr ja kreativer 🙂

    Weiterhin allen alles Gute,
    Thomas

  3. Schanedde sagt:

    Hallo, der Heimweg
    bald kann man euch wieder in die Arme schließen, juppijihey

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