Gästetour im Sandstein
Die perfekte Kombination. Ich liebe Sonne, Trockenheit und Wärme beim Klettern in der Sächsischen Schweiz. Mir kann es kaum warm genug sein. Und warum das so ist, liegt auf der Hand. Ich hab schon viel zu viel gefroren in meinem Leben. Doch das war am vergangenen Wochenende kaum zu befürchten. Ich fuhr mit Gästen zum Klettern an den sächsischen Sandstein.
Sie hatten sich wirklich das perfekte Wochenende ausgesucht. Wir trafen uns am Parkplatz an der Schrammsteinbaude und marschierten am Falkenstein vorbei durch das Schrammtor und dann auf dem Wildschützensteig hinauf auf die Schrammsteine. Hier sind wir dann vom Weg zur Aussicht in Richtung Frühstücksplatz abgebogen. Dort stehen gleich eine ganze Reihe lohnender Gipfel, wobei der schönste von allen die Tante ist. Völlig allein stehend, aufregend schlank und steil ragt sie an die 25 m in die Höhe. Sie zu besteigen, ist jedesmal ein besonderes Erlebnis für meine Gäste.
Dummerweise wissen viele andere auch um die Attraktivität dieses Gipfels. Ausserdem lässt sich die Tante nicht ganz so leicht erobern. Der „Alte Weg“ als einfachster Anstieg ist sehr steil. Sogar einen kleinen Überhang gilt es zu klettern. Man muss also schon kräftig zulangen. Doch wenn man es dann geschafft hat, ist der Lohn groß. Es gibt sicher kaum eine schönere Aussicht in der gesamten Sächsischen Schweiz. Gepaart mit dem Gefühl, womöglich auf dem ersten Gipfel seines Lebens zu sitzen, kann das schon ein unvergessliches Erlebnis sein.
Nach einer Theorieeinheit, Übungen zu Tritt- und Grifftechniken und einer wohlverdienten Mittagspause ging es anschliessend gleich auf den nächsten Gipfel. Der Bergfex ist mit einer ganzen Reihe von Anstiegen ausgestattet. Wir hatten uns abermals den Alten Weg ausgesucht. Übrigens heisst der Weg deshalb so, weil er in aller Regel der Aufstiegsweg der Erstbesteiger eines Gipfels ist. Die Altvorderen haben sich logischerweise fast immer den leichtesten Anstieg gewählt. Es gibt also buchstäblich auf nahezu jeden der etwa 1200 Gipfel in der Sächsischen Schweiz so einen „Alten Weg“ der Erstbesteiger.
Abseilen gehört im Sächsischen natürlich auch immer dazu. Wir klettern auf den Gipfel und seilen anschliessend ab. Denn ohne die Abseilerei macht das Klettern nur halb so viel Spaß. Warum ich das so betone? Weil sich auch hier immer mehr das Toprope-Klettern breit macht. Und da wird abgelassen und nicht abgeseilt. Und was noch viel absurder ist, auf den Gipfel klettert man auch nicht mehr. Komische Zeiten.
Am Bergfex ist dieser Weg ein kleines Abenteuer. Hier besteigt man gefühlt gleich zwei Gipfel, denn auf dem Vorgipfel muss nachgeholt werden. Man kann also nicht in einem Zug zum Gipfel durchsteigen, weil die Seilführung für die Nachsteiger ungünstig verlaufen würde. Tja und dann gibt es auch noch einen ziemlich schwierigen Zug direkt am Ausstieg der Route. Also wird man auch hier nicht gerade unterfordert. Wegen Unterforderung hat sich übrigens noch nie ein Gast bei mir beschwert 🙂
Nach dem Abstieg und einem wirklich guten Abendessen im Gasthof „Heiterer Blick“ in Altendorf mit Panoramablick über die Affen- und Schrammsteine ging es dann in eine Pension in Lichtenhain.
Am nächsten Tag wollte ich meinen Gästen das andere Juwel der Sächsischen Schweiz zeigen, die Felsenstadt von Rathen. Und den besten Ausblick auf dieses spektakuläre Ensemble von Dutzenden bis zu 80 m hohen Sandsteintürmen hat man vom… Oh, jetzt ist mir der Name doch gerade entfallen. Um dort hinauf zu kommen, muss man natürlich wieder klettern. Ein sehr schöne „Sternchen Vier“ stand auf dem Programm. Das Sternchen bedeutet übrigens, dass ein Weg sehr lohnend sein soll. Vergeben werden solche Sternchen von den Verfassern von Kletterführern. Das ist also eine ziemlich subjektive Bewertung. Allerdings in diesem speziellen Fall unserer Routenwahl ist die Vergabe des Prädikates „Lohnend“ gerechtfertigt.
Zum Abschluss sind wir noch für einen Abstecher in den Liebethaler Grund gefahren. Hier gibt es einen Steinbruch, in dem wir uns auch noch angeschaut haben, wie das Toprope-Klettern funktioniert. Dass in einem Klettergarten zu machen, ist natürlich vollkommen okay. Hier kann man sich ausprobieren, an seiner Klettertechnik feilen und Routen ausbouldern, also Züge immer wieder probieren, bis man den oder die Bewegungsabläufe intus hat.
Ich bin sicher, meine Gäste haben an diesem Wochenende einen tiefen Einblick in die Welt des Kletterns und speziell des Sächsischen Kletterns bekommen. Und manchmal hat es trotz aller Angst und Überwindung so ausgesehen, als hätte es auch Spaß gemacht. Denn wie es der große Jeff Lowe ausgedrückt hat: „Der beste Kletterer ist der, der den meisten Spaß hat.“
Voll schön !!
Danke für den Bericht… Freue mich schon auf den Tag der Deutschen Einheit, wo wir als Gruppe auch ins Sächsische fahren wollen 🙂
Und zum Thema toprope: genau diese Einstellung teile ich auch. Es geht doch mehr um das Gipfelglück als um die körperliche Ertüchtigung, egal ob am Berg oder am Fels, finde ich. Muss natürlich jeder für sich selbst wissen 😉