Gondwana

Der Veranstaltungsort ist gefunden. Und was für einer! Die Auftaktveranstaltung für mein Jubiläumsjahr wird im Gondwanaland des Leipziger Zoos stattfinden. Doch um diese geniale Location zu bekommen, mussten wir so ein bisschen von unserem Wunschtermin abrücken. Wir präsentieren die drei Vorträge und den Podiumstalk nun am 27. und 28. Dezember. Die genauen Anfangszeiten stehen ab sofort unter meinen Vortragsterminen.

Ganz besonders freue ich mich auch über die Zusagen aller meiner Wunschgäste für den Podiumstalk. Als letzter hat nun auch mein ehemaliger Chef, der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Veterinäranantomie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Uni Leipzig zugesagt, an der Runde am 28. Dezember teilzunehmen.

Meine beiden Arbeitsplätze an der Veterinärmedizinischen Fakultät: Der altehrwürdige Anatomiehörsaal und der Präpariersaal. 

Darüber freue ich mich deshalb ganz besonders, weil meine Zeit als Student und später Assistent an der Anatomie sicher eine der prägendsten meines Lebens gewesen ist. Mehr als 13 Jahre arbeitete ich dort zuerst als Hilfsassistent und Diplomand und nach dem Studium als Promovend und Assistent. In dieser Zeit hatte ich das große Glück, einen Chef zu haben, der mich inspiriert und gefördert hat und der mir sozusagen Unterschlupf gewährte, als es für einen Frischling von der Uni in der Wendezeit extrem schwierig war, einen Job zu bekommen.

In der Anatomie bekam ich zwangsläufig nicht nur eine Menge Praxis beim Vortragen, und Studenten können ein sehr kritisches Publikum sein. Ich war auch der Cheffotograf am Institut und konnte diesbezüglich dort eine Menge lernen.

Der Markt wurde von berufserfahrenen Praktikern überschwemmt, deren Tierbe-stände in der Nachwendezeit abgeschafft wurden. Ich war in dieser Zeit in der Pflichtassistenz in Mecklenburg und durfte mir dieses Trauerspiel bei meinen Lehrtierärzten ganz aus der Nähe ansehen. Meine Pflichtassistenz nahm dann auch ein vorzeitiges Ende, und ich wurde nach einem Telefonat mit dem damaligen Bezirkstierarzt in Schwerin, der ebenfalls gerade entlassen worden war, von einer auf die nächste Minute Arbeitslosenhilfeempfänger. Einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte ich damals noch nicht erworben. Und da ich nicht herumhängen wollte und auch keinen Pfennig besaß, um vielleicht eine Weltreise zu machen, fragte ich in meiner alten Wirkungstätte nach einem Promotionsthema an, bekam dies Gott sei Dank auch und begann, meine Dissertation zu schreiben. Meine zuerst auf eine halbes Jahr befristete halbe Stelle wurde verlängert, später in eine ganze umgewandelt und dann sah es so aus, als ob ich auch noch Habilitieren würde. Doch auch wenn ich den besten Chef der Welt hatte, glücklich wurde ich im Präparier- und Hörsaal nie.

Warum ich dass so ausführlich erzähle? Weil diese Unzufriedenheit, etwas tun müssen, was meinem eigentlichen Traumberuf diametral entgegengesetzt war, nämlich anstatt Tieren zu helfen, sie zu zerschneiden, die eigentliche Ursache für das ist, was ich jetzt mache. Nach mehr als acht Jahren in Forschung und Lehre hätte ich, um wieder praktischer Tierarzt zu sein, sicher noch einmal ganz von vorn anfangen müssen. Und da ich schon während meiner Jahre an der Uni zu einem ambitionierten Kletterer und Bergsteiger geworden bin, schlug ich für mein Umfeld völlig überraschend diesen ganz anderen Weg ein.

Links: Der direkte Südriss (7b) am Falkenstein ist der kürzeste Weg auf diesen größten aller Gipfel der Sächsischen Schweiz. Rechts: Vielleicht DER Weg in der Sächsischen Schweiz. In der Zeitschrift „Klettern“ hat man den Talweg (8a) am Höllenhund in einer Ausgabe sogar zum schönsten Kletterweg der Welt gemacht. Aber das ist dann wohl doch ein wenig übertrieben. (Fotos: Urs Zeller)

Diese Entscheidung getroffen zu haben, war nun definitiv mein großes Glück. Egal wie die ganze Sache einmal ausgeht, egal, ob ich jemals eine Altersvorsorge haben werde oder nicht, egal auch, ob jemand irgendwann auf Dauer akzeptieren wird, dass ich Jahr für Jahr monatelang unterwegs bin. Diese letzten 15 Jahre möchte ich niemals missen! Ich habe soviel gesehen, erlebt und über mich selbst und andere erfahren, das hätte ich als Landtierarzt in drei ganzen Leben nicht geschafft.

Und gerade das letzte Wochenende hat mir wieder einmal unmissverständlich gezeigt, wie zufrieden und glücklich ich mit dem sein kann, was ich bin und mache. Katrin und Urs sind aus dem tiefsten Süden Baden Württembergs angereist, um mit mir im Sächsischen unterwegs zu sein. Vier Tage Superklassiker klettern stand auf dem Plan. Jede einzelne Minute hat riesengroßen Spaß gemacht, außer vielleicht der Ausstiegskamin am Südriss des Falkensteins.

Mit meiner tapferen Nachsteigerin Katrin auf dem Falkenstein. Nach dem 30 m langen und gänzlich ungesicherten Ausstiegskamin am Südriss konnte mich an diesem Tag nichts mehr erschüttern. Unter uns gesagt ist der gar nicht so schwer, nur ich bin ein miserabler Riss- und Kaminkletterer. (Foto: Urs Zeller).

Dieses Wochenende war nun das Ende eines ganz besonderen Klettersommers. Ich war soviel mit Gästen unterwegs, wie noch nie zuvor, bin aber deshalb aber auch für mich selbst relativ wenig zum Klettern gekommen. Ist das nun gut oder schlecht? Gut ist auf alle Fälle, dass die Sauregurkenzeit in diesem Sommer jedenfalls ausgefallen ist.

Die kommenden Wochen und Monate werden mit der Arbeit an neuen Themenvorträgen für Firmenveranstaltungen ausgefüllt sein. Wenn ich schon am Schreibtisch sitzen muss, anstatt irgendwo draußen sein zu können, dann ist das mit Abstand meine Lieblingsbeschäftigung. Na und die neue Vortragssaison ist auch im Anrollen. Ich freue mich schon drauf…

 

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4 Antworten

  1. Thomas Schmidt sagt:

    Echt cool deine Lebensgeschichte !!
    Ich glaube, das was du für andere machst, ist die beste Altersvorsorge. Wird doch im Fall des Falles später keiner dir Unterstützung versagen… 😉
    Schade nur, dass wir uns am Falkenstein nicht gesehen haben. Ich war da ja letzten Fr. auch und von Do. bis So. war dieser Felsen der Felsen immer in meiner Sichtweite 😀
    Freu mich auf die Vorträge, Thomas

  2. Anja sagt:

    Sehr interessant deine Geschichte.
    Ganz ehrlich, du musst dich für nichts rechtfertigen. Du hast diesen Weg gewählt. Es gibt immer für u wieder, für solch Lebensverändernden Entscheidungen (Erleb ich ja selbst mit meinen Fortgang aus m. Heimat)
    Aber schau mal wie vielen Menschen du schon ein Glücksgefühl geschaffen hast, wie vielen du Möglichkeiten offenbarst hast, träume verwirklichen hast, wie viele glückliche Gesichter du Schon gesehen hast…das ist unbezahlbar u genau dafür spricht deine Erfahrung. 😉
    Bin stolz in deinem Jubiläumsjahr dein Gast sein zu dürfen u freu mich schon riesig.
    Glg
    Anja

  3. Katrina sagt:

    Ich bin zutiefst bewegt….
    Danke, für so viel Einblick in Deine Seele.
    Du hast einfach alles genau richtig gemacht und dazu gehörte eine ganze Menge Mut. Mut, den die wenigsten Menschen haben. Und glaube mir, die Menschen, die Dein wahres ICH kennen und lieben und sich Deiner Seele verbunden fühlen, werden sehr wohl KEINE Käfige um Dich bauen, sondern Dir immer und immer wieder den Weg der Freiheit ebnen, den Du einfach über Wochen und Monate gehen MUSST, weil es Deine Bestimmung ist….und nicht nur das, es macht Dich erfüllt und glücklich.

    Herzlichste Grüße,
    Katrina

    • Katrina sagt:

      Gib einfach nur immer drauf acht, dass Du auch ausreichend Raum hast, für DICH und Deine eigenen Wünsche und deren Erfüllung zu sorgen 😉 🙂

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