Grenzwertig
So lautete die Antwort von Bernd am Telefon auf meine Frage nach der Überquerung des Cho-La-Passes. Ich kann mir das lebhaft vorstellen, denn das Wetter war ja nicht gerade lieblich, und der Weg ist weit.
Doch alle haben die Herausforderung gemeistert und sind wohlbehalten auf der anderen Seite angekommen. Trotzdem herrschte nicht gerade Hochstimmung, denn es ist nun mal ärgerlich, wenn man sich am Fuß des höchsten Berges der Welt befindet, und das miese Wetter verstellt einem die Sicht.
Gorak Shep, dort befanden sich die „anderen“ gerade, als ich sie erreichen konnte, liegt mit 5200 m auch ziemlich hoch. Ihr Plan sah deshalb vor, dort nur eine Nacht zu bleiben, um dann so rasch wie möglich in Richtung Imjatal und Chukhung Ri weiter zu laufen.
Bei uns war gestern und vor allem heute alles ein wenig kompliziert.
Es liegt in der Natur der Sache, dass entschieden werden muss, wie lange im Basislager geblieben wird. Träger oder Yaks oder beides, wie in unserem Fall, werden zu einem bestimmten Datum hinauf ins Lager bestellt. Dieser Termin sollte der 19.02. um 13.00 Uhr sein.
Unsere Träger hatten nun aber beschlossen, vom 16. bis 18.02. nicht in Dragnak zu bleiben. Ich hatte das gar nicht mitbekommen und hätte natürlich auch nichts dagegen gehabt. Die Träger wollten nach Machermo absteigen. Das liegt deutlich tiefer als Dragnak. Deshalb ist es dort wärmer und auch preiswerter für die Träger.
Das zweite Problem waren die Yaks. Ich hatte das ja schon in der letzten news erwähnt. Nach den Schneefällen der vergangenen Tage können die Tiere nicht mehr bis ins Basislager des Nirekha aufsteigen.
Ich saß da nun heute im Basecamp und wartete auf das Erscheinen von vier Trägern sowie Karma Rita und seinem Sohn Phura. Gegen 11.00 Uhr sah ich Leute zu mir aufsteigen. Aber ich zählte nicht sechs sondern nur drei. Chauthi, einer unserer Träger, sowie Karma Rita und Phura kamen. Chauthi war offensichtlich im Gegensatz zu den anderen nicht nach Machermo abgestiegen, sondern in Dragnak geblieben.
Es war natürlich klar, dass wir zu viert niemals das ganze Lager nach unten bekämen. Wir würden das nötigste mitnehmen und dann in Dragnak darauf warten, dass die anderen Träger aus Machermo zurückkehren bzw. jemanden runterschicken, um sie zu holen. Für mich war das völlig klar und auch gar kein Problem.
Doch die drei dachten gar nicht daran, einen Teil der Lasten oben im Lager zu lassen. Selbst die Tatsache, dass ich regelrecht böse wurde, als ich mitbekam, was sie vorhatten, ließ sie kalt. Die drei luden sich das gesamte Lager auf und marschierten los. Ich hatte offensichtlich nichts mehr zu sagen!
Für diesen Abstieg im Tiefschnee und weglosen Gelände mit vielleicht 60 Kilo auf dem Rücken stimmt die Überschrift wiederum auffallend. Das, was die drei Jungs auf diesem Abstieg hinunter nach Dragnak vollbrachten, war wirklich absolut grenzwertig. Woher kommt diese Kraft, dieser Wille, diese Ausdauer? Die Menschen hier sind ganz sicher aus einem anderen Holz gemacht. Und ich bin einmal mehr sprachlos.
Heute Abend hab ich nun mein „Trümpfchen“ aus dem Ärmel gezogen. Wir haben noch sechs Tage, bevor wir am 24.02. von Namche aus nach Lukla zurück laufen müssen. Wir werden nach Chukhung gehen und uns die 3500 m hohe Lhotsesüdwand vom 5545 m hohen Chukhung Ri aus näher ansehen. Und dort werden wir sicher auf die Cho-La- Gruppe treffen und ausgiebig unsere Wiedervereinigung feiern!
Das ist nicht zu fassen, was diese „Jungs“ tragen können! Und sie sind damit ja auch nicht in der Petersstraße oder so unterwegs! Alle Achtung!!!
28 Grad unter Null – ein bisschen frisch finde ich das schon 🙂
Klasse !!!
Ein riesen Lob an die Drei und viele Grüße an alle 🙂 Lasst es euch die Tage noch richtig gut gehen und genießt die Zeit in dieser herrlichen Umgebung…
Liebe Karin, liebe Wanderfreunde!
Viele Urlaubsgrüße aus dem sonnig-frühlingshaften Zillertal! Bei uns ist es nicht annähernd so aufregend wie bei Euch. Ich habe die Skistiefel gegen die Wanderschuhe getauscht und mache mit dem braunen Fellmonster das Tal unsicher. Hannes bespaßt im Kuhstall die Kälbchen und Micha hat heute 8000 Höhenmeter geschafft – per Skilift. 😉
Wir drücken Euch die Daumen, dass Ihr die kommenden Herausforderungen weiterhin meistert. Der Weg ist das Ziel. Und ist das Ziel fern, dann ist der Weg weit!
Viele Grüße von uns allen! Bleibt gesund!