Hatun Machay
In die Quechua-Sprache übersetzt heißt Hatun Machay „Große Höhle“. Und hier geht es schon los mit dem Aufhorchen. Es ist nicht nur eines der schönsten Sportklettergebiete in ganz Südamerika. Es liegt auf beachtlichen 4300 Metern und ist damit das offiziell höchste eingerichtete Klettergebiet der Welt. Und womöglich mit Abstand das älteste. Denn in einer dieser großen Höhlen dort gibt es Felszeichnungen und eine ganze Reihe von sogenannten Petroglyphen aus prähistorischer Zeit. Anders als Felszeichnungen sind Petroglyphen Bilder und Zeichen, die in den Fels eingraviert wurden und deshalb besonders lange überdauern. Diese Artefacte sind mehr als 10000 Jahre alt und in einem sehr guten Zustand.
Mich hat die Felsenstadt von Hatun Machay gleich bei ihrem ersten Anblick fasziniert. Denn der Begriff Felsenstadt könnte passender kaum sein. Nähert man sich Hatun Machay, hat man tatsächlich den Eindruck, als läge eine uralte Stadt der Inkas oder Azteken vor einem. Doch wenn man dann davor steht, türmen sich Sandsteinfelsen vor einem auf, die teilweise eine derart kantige Gestalt haben, dass sie an Türme einer Stadtmauer erinnern.
Es ist tatsächlich Sandstein, den man da vor sich hat. Er ist aber extrem fest, also völlig anders als jener, den ich aus unserer Sächsischen Schweiz kenne. Ich habe wirklich nie in meinem Leben vertrauensvolleren Fels angefasst. Er ist außerordentlich rau und nicht die Spur brüchig. Mit einem guten Kletterschuh steht man in Hatun Machay buchstäblich auf allem.
Und dann die Absicherung. Als fast übersichert würde ich die Routen bezeichnen, wüsste ich nicht, wie Sportkletterer heutzutage ticken. Man kann ganz beruhigt an seiner absoluten Leistungsgrenze klettern, denn die Wege sind mit bombensicheren Schwerlastankern bestens bestückt. Hier darf geklettert und muss sich nie gefürchtet werden. Allerdings geht eine gute entwickelte Vorstiegsmoral innerhalb von Tagen zum Teufel.
Die Anreise von Huaraz aus ist völlig problemlos. Knapp zwei Stunden waren wir für kaum 15 Euro pro Person für die Hin- und Rückfahrt mit einem Kleinbus einer in Huaraz ansässigen Agentur unterwegs. Kurz nach Acht ging es los, um Zehn schon bewunderten wir die ersten Petroglyphen. Zuvor mussten wir uns vor Ort in der kleinen Selbstversorgerhütte anmelden und einen Miniobolus von weniger als 1,5 Euro als Bohrhakengeld entrichten. Man kann also in Hatun Machay auch sehr bequem für längere Zeit bleiben. Auch ein Zeltplatz ist vorhanden. Von der Hütte und dem direkt daneben gelegenen Zeltplatz sind es keine zehn Minuten Fußmarsch bis zu den Felsen. Alles ist ebenerdig, deshalb ist Hatun Machay eigentlich das perfekte Gebiet für Familien mit Kindern.
Wir wären gern noch länger geblieben. Denn dieses einsame Klettergebiet ist wirklich ein Sportkletter-Shangri La. Alles ist perfekt: Der Fels, das immer trockene, sonnige Wetter. Trotzdem ist es durch die Höhe kühl genug, dass man nie schwitzt. Im Gegenteil. Verschwindet die Sonne doch einmal, ist man mit warmen Klamotten gut beraten. Geradezu ideal ist Hatun Machay als Akklimatisationsstation bevor man zu den Eisriesen der Cordillera Blanca geht.
Wenn ich also wieder komme, was ich mir ganz fest schon für nächstes oder übernächstes Jahr vorgenommen habe, dann werde ich ganz bestimmt die ersten Tage in Peru hier oben verbringen.
Olaf, immer wieder werde ich durch deine News auf total interessante Dinge aufmerksam gemacht! Auch diese „Fata Morgana“, einfach grandios!!
Herzliche Grüße, Veronica
Super, das freut mich 🙂
Es gibt sogar eine Highline dort !!
Hallo Olaf, hallo Jacob,
Bin gerade aus dem Urlaub zurück und finde da Eure Karte. Vielen Dank.
Da meine technisch Ausrüstung mit Deiner, Olaf, nicht annähernd mithalten kann, habe ich mir Eure letzten vier News erst heute ansehen können. Es freut mich, dass Ihr alle Eure Ziele erreich habt, Glückwunsch zu den Gipfeln!
Also kommt gut nach Haus.
Wir sehen uns dann spätestens zu Deinem nächsten Vortrag.
Viele Grüsse
Peter