Jacobs Beitrag

Jacob möchte gern das Wort haben. Also soll er es bekommen. Ganz gespannt, was denn nun kommen wird, gebe ich die Admin-Hoheit an dieser Stelle an ihn ab.

Zum Schluss… der Dank

Große Reisen verändern einen Menschen. Mich persönlich haben solche Reisen jedenfalls immer verändert. Manch eine mehr, manch eine weniger.

Doch was macht eine Tour zu einem tiefgreifenden Erlebnis? Die Erfolge und Niederlagen, die man genießen beziehungsweise einstecken musste? Die durchlebten Härten und erhaltenen Gemütsstreichler? Sicher, all das ist unabkömmlich und unverzichtbar, doch bildet es nur das Gerüst. Die Seele jedoch, so finde ich, waren die Momente, die sich vor, zwischen und nach den spannenden und schon geschilderten Begebenheiten zugetragen haben, in Verbindung mit der eingenommenen Rolle der Partner. Denn es stimmt: Man lernt sich erst richtig kennen, wenn man solche Ideen, wie wir sie hatten, auch wirklich umsetzt. Alles vorher ist ein erster Eindruck – ganz nett soweit – doch leider nur kalter Kaffee. Wenn das eigene Paradeheck nach einer mäßig guten Nacht, seilfrei in einer 600 Meter hohen Eiswand schaukelt, man sich in einer nervenschwachen Minute bildlich ausmalt, was man für einen, fein säuberlich in Gore-Tex verpackten, Klumpen Biobrei abgeben würde, wenn man hier Mist macht, und man den anderen dann noch leiden kann, dann sagt das schon etwas mehr aus.

Der Blick nach unten, der einen mahnt, jetzt besser keine Fehler zu machen.  Foto: Olaf Rieck

Der Blick nach unten, der einen mahnt, jetzt besser keine Fehler zu machen. Foto: Dr. Olaf Rieck

Als wir nach langem Planen hier in Peru ankamen und dann auch endlich Hand an einen Berg anlegten, war alles erst einmal… wie soll ich sagen? ‚Anders‘? Nein, es war schlichtweg real, einfach wirklich geworden. Und Olaf war ein Lehrer, der mich nun auch in die Welt der etwas größeren Berge begleitete. Selbstredend hatte ich mich bestmöglich auf diese Tour vorbereitet. Physisch wie auch psychisch. Doch wenn aus der ‚Theorie‘  dann ‚Praxis‘ wird…

Es sind, wie gesagt, die kleinen Sachen, die die Würze der Suppe, die man sich wohlwollend selber eingebrockt hat, bestimmen. Das Zusammenleben im Zelt, das erste Mal Erfahrung mit der Höhe, Geschwindigkeiten von zu erledigenden Handgriffen, der Umgang mit den nur zu menschlichen Marotten, die ein jeder mitbringt und so weiter und so weiter. Ich hatte jedenfalls noch viiiel zu lernen.

Selbst in diesem wirklich schicken Zelt ist es über lange Zeiträume hinweg alles sehr eng bei einander und Um- , sowie Rücksicht die größten Tugenden.

Selbst in diesem wirklich sehr tollen Zelt ist über lange Zeiträume hinweg alles sehr eng bei einander. Und  Um-, sowie Rücksicht sind hier die größten Tugenden.

Zu aller erst wollten wir uns dem Quitaraju nähern. Erfolg! Ich war mit mir und der Welt zufrieden, vor allem jedoch ganz schön platt. Gleich im Anschluss der Alpamayo. Der Berg offenbarte mir mit aller Direktheit meine Grenzen und Olaf entschied sich für das Team – Abstieg bis nach Caraz. Es ist keine Selbstverständlichkeit, so einen Berg zunächst einmal aufzugeben, wenn solche Bedingungen herrschen, und doch er hat es getan. Olaf hätte problemlos am nächsten Tag den Gipfel solo erreichen können oder mit den, am Berg arbeitenden Peruanern operieren können, ohne das ich auch nur eine Winzigkeit dagegen gehabt hätte. Beziehungsweise es nicht nicht verstanden hätte. Fast schon hätte ich  es mir heimlich gewünscht. Nein!! Das Team, wir zwei, hatte Vorrang.

Für mich nun einer der bedeutendsten Berge..und im Abendlicht noch schöner als ohnehin schon.

Der Artesonraju. Für mich nun einer der bedeutendsten Berge..und im Abendlicht noch schöner als ohnehin schon.

Es ging weiter zum Artesonraju und die verhießenen Umstände: Noch schwerer, bis unmöglich sei dieser Berg in der Saison. Im Basislager dann die Tragödie mit dem Toten am Pyramid Peak und wir beide unter Schock. Mit welchen gemischten Gefühlen man nun an den Berg tritt, ist leicht auszumalen. Doch dann, durch unsere Widerspenstigkeit und ein wenig Glück: Erfolg! Zum zweiten Mal. Super – ich bin anscheinend doch nicht die absolute Bremse auf dieser Expedition. Der Vertrauensvorschuss meines Lehrers wurde nicht enttäuscht, und ich hatte zunehmend das Gefühl mehr und mehr ein Partner zu werden.

Mittagsrast und Material sortieren im Alpamayo BC. Gänzlich unerwartet kam Olaf mit zwei kleinen Büchsen Bier wieder. Die Hymne ( CCR - "Long as I can see the light") wurde auf unserem Luxusgewicht, Olafs Iphone; abgespielt und ein Lebensgefühl wurde so plastisch, dass man meinen konnte es einfach in die Hand nehmen zu können und den anderen, neben einem sitzenden Mitstreiter, ein Teil davon rüber reichen zu wollen. Ein sagenhaft, beinahe unverschämt perfekter Augenblick.

Mittagsrast und Material sortieren im Alpamayo BC. Gänzlich unerwartet kam Olaf mit zwei kleinen Büchsen Bier wieder. Die Hymne ( CCR – „Long as I can see the light“) wurde auf unserem Luxusgewicht, Olafs Iphone, abgespielt und ein Lebensgefühl wurde so plastisch, dass man meinen konnte, es einfach in die Hand nehmen zu können und dem anderen, neben einem sitzenden Mitstreiter, ein Teil davon rüber reichen zu wollen. Ein sagenhaft, beinahe unverschämt perfekter Augenblick.

Erholt, stärker und besser akklimatisiert wollten wir nun den zweiten Versuch am Alpamayo in Angriff nehmen. Und unsere Befreiung gelang uns – Erleichterung und Freude pur.

Wer hätte damals gedacht, dass wir diese gemeinsame Zeit hier so grandios auskleiden könnten, als ich, ergriffen von einer Nepal-Tour mit meinem Vater und meinem Bruder Ludwig und angeregt von dem Hidden Peak -Vortrag , Olaf vor gut zwei Jahren fragte, ob er sich vorstellen könne, seine Berglust einmal mit mir zu teilen? Denn so sicher und logisch war das alles nicht, von einem begonnenen Landwirtschaftsstudium im gebirgsfernen Berlin zu einigen der großartigsten Berggestalten der ganzen Welt zu gelangen. Und das mit einem starken und erfahrenen Profi, wo man selber keine klare Vorstellung hat, was Bergsteigen in letzter Konsequenz heißt, beziehungsweise wie es sich dann am eigenen Körper anfühlt. Man eben nicht nur sicher im Warmen seine Eindrücke über die unterschiedlichsten Medien aufsaugt.

Die Erkenntnis, dass mich Olaf dazu befähigt hat, als auch mir viele andere Dinge ermöglicht hat, ist ein weiterer herausragender und prägender Augenblick.

Kaffee und Heiße Schokolade - die Grundlage vieler guter Gespräche.  ..und lecker!!!

Kaffee und Heiße Schokolade – die Grundlage vieler guter Gespräche. ..und lecker!!!

Deshalb bleibt zum Schluss… der Dank! Ungetrübter und aufrichtig ehrlicher Dank für die geteilte Erfahrung, Dank für den Ansporn, Dank für die guten Gespräche, Dank für drei wunderschöne erfüllte Gipfelträume, schlichtweg… Dank für die Momente, die den Charakter dieser Tour hoch gehalten haben und für das Abenteuer Leben durch diese Reise.

Auch möchte ich allen anderen Danken, die mich unterstützt und die mitgefiebert haben. Deshalb hier ein peruanischer Blumengruß euch allen! (-:

Auch möchte ich allen anderen Danken, die mich unterstützt und die mitgefiebert haben. Deshalb hier ein peruanischer Blumengruß euch allen! (-:

 

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10 Antworten

  1. Dirk Juling sagt:

    Du bist ein ehrlicher Bergkamarad, was kann sich der „König der Berge“ besseres gewünscht haben, ich weiß er schätzt das sehr, nur manchmal traut er eben nicht seine wahren Gefühle zu zeigen….
    Es war begeisternd Eurer Abenteuer in Peru zu folgen. Na dann für alle Zeit, Berg heil!!

  2. Oliver sagt:

    …einfach nur schön und treffend sind Deine Worte. Und danke an Euch beide für dieses online-Abenteuer!
    Viel Grüsse und guten Heimflug!

  3. LISELOTTE PRANTL sagt:

    Ich bedanke mich ganz EUPHORISCH fuer all die unbeschreiblich schoenen und hautnahen Eindruecke , die ich , dank euch , life miterleben
    durfte ..!! Wuemsche eine glueckliche Heimkehr und Toitoitoi fuer eure naechst- geplanten
    Berg- angriffe ..!!!♡♥♡♥♡♥♡ EURE
    LISELOTTE !!!!

  4. Die Schwanefelder sagt:

    …einfach nur wunderbar!!!
    Danke, dass ihr uns so sehr eurer Abenteuer habt „miterleben“ lassen. Wir freuen uns alle auf unser baldiges Wiedersehen!
    Allerbeste Grüße und Berg Heil!

  5. Christina sagt:

    Lieben Dank für diese wunderbaren,tief ehrlichen, emotionalen Zeilen. So kann ich ansatzweise teilhaben an solchen herausragenden Momenten, die euer Leben dort bewegen und verändern. Kommt heil zurück.

  6. Thomas Schmidt sagt:

    Jacob, danke dir dass du diese Gedanken mit uns teilst !!
    Das macht echt Hoffnung und ist einfach nur schön… 🙂

  7. Anja E. sagt:

    Lieber Jacob, was für ein wunderschöner Beitrag und wahrlich sehr emotionale Worte. Einen schöneren Abschluss hätte man gar nicht finden und treffender formulieren können. Ich kann dich sehr sehr gut verstehen, denn die Reise mit Olaf in Nepal wirkt bei mir immer noch nach. 🙂 (DANKE an dich Olaf, ob wohl ich es sicher schonunzählige male gesagt habe)
    Diese WELT und das geteilte Abenteuer kann in einem schon viel bewirken und bleibt unvergessen.
    An Olaf einen herzlichen Dank für die tollen Reiseberichte aus Peru und wieder einmal unbeschreiblich schönen Bilder. Weiter so!
    Gute Heimreise euch beiden und entspanntes wieder Ankommen in der ‚Realität‘.
    Herzlichst, Anja

  8. Veronica sagt:

    Ein schöner Schlussbericht, Jacob!! Und es ist immer wieder schön, so nah dran zu sein bei den Expeditionen, die Olaf (mit Begleiter(n)) unternimmt! Auch dieses Mal sind die Fotos einfach Klasse! Zum Beispiel der Artesonraju im Abendlicht … geht es noch schöner? Ich behaupte mal „nein“!
    Ich wünsche euch eine gute Heimreise, bis bald im Flachland!
    Veronica

  9. Jens K. sagt:

    Hallo Jacob, ich kann mich den Vorrednern nur anschließen. Du hast das, was Bergsteigen ausmacht, mit wunderbarer Einfachheit und sehr emotional auf den Punkt gebracht. Auch wenn ich Dich nicht persönlich kenne, zeigen Deine Zeilen, dass es für Euch ein wunderschönes Abenteuer war. Herzlichen Glückwunsch zu Euren Erfolgen, nicht nur den Gipfeln.
    Ich freue mich vor allem auch für Olaf, dass nach dem Wetterpech der vergangenen Jahre diesmal der Wettergott mitgespielt hat.
    Bis bald Jens

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