Ausgebrochen

Es gab eine sehr ernsthafte Besprechung mit Pasang. Wir waren uns im Klaren, dass wir nun keine Fehler machen durften. Egal wie der Plan für die nächsten Tage aussähe, keiner sollte überfordert werden. Wie könnten wir es schaffen, noch rechtzeitig nach Lukla zu laufen? Und wenn das nicht zu schaffen ist, welche Möglichkeiten blieben uns dann?

Wir entschieden uns, den Trägern eine Variante zu unterbreiten, in welcher wir in den nächsten beiden Tagen anderthalb Tagesetappen laufen würden. Natürlich unter der Voraussetzung, dass wir die ganze Zeit spuren, die Träger also hinter uns gehen. Eine weitere Voraussetzung, um das zu schaffen, wäre einigermaßen vernünftiges Wetter möglichst ohne neuen Schnee.

Katrin, Urs und Sven (v.l.n.r) haben immer mit an vorderster Front gekämpft, wenn es darum ging, für die Träger einen Weg gangbar zu machen. Hier auf dem Gletscherplateau des 5500 m hohen Mera La.

Katrin, Urs und Sven (v.l.n.r) haben immer mit an vorderster Front
gekämpft, wenn es darum ging, für die Träger einen Weg gangbar zu machen. Hier auf dem
Gletscherplateau des 5500 m hohen Mera La.

Das Wetter am nächsten Morgen sah gar nicht berauschend aus, und der Wetterbericht sowohl für diesen als auch für die kommenden Tage passte dazu. Trotzdem brachen wir sehr zeitig auf. Alle waren ziemlich angespannt. Lak Kubir setzte sich an die Spitze als Pfadfinder und wir, also Sven, Urs, Katrin und ich übernahmen die Spurarbeit.

Der Plan für diesem Tag (Dienstag) nach dem großen Schnee war, bis Komgma Dingma zurück zu gehen, dann noch 200 bis 300 Höhenmeter den Mera-La hinauf zu steigen und dort zu campieren. Schon eine sehr anspruchsvolle Etappe. Doch nach etwa dreiviertel des Weges von Seto Pokari zurück nach Kongma Dingma erwartete uns eine sehr positive Überraschung, wirklich sehr positiv!

Der Abstieg vom Pass hinunter nach Khare im letzten Licht des Tages. Die meisten von uns und auch viele unserer Träger absolvierten diesen Abstieg in stockfinsterer Nacht.

Der Abstieg vom Pass hinunter nach Khare im letzten Licht des Tages. Die
meisten von uns und auch viele unserer Träger absolvierten diesen Abstieg in
stockfinsterer Nacht.

Offensichtlich hatte es nach uns eine weitere Gruppe gewagt, ins Hunku-Tal abzusteigen. Man wollte wohl, unsere Spuren nutzend, ebenfalls zum Amphu Laptsa. Doch kurz hinter Kongma Dingma wurde sie vom gleichen Wettersturz wie wir überrascht und ist umgekehrt. Jetzt profitierten wir von ihrer Spur den Mera La hinauf.

Wir würden nun auch bei schlechtem Wetter und sogar bei white out den Weg zum Pass hinauf finden und waren von der anstrengenden Spurarbeit befreit. Und damit bestand jetzt auch die Chance, sogar bis Khare durchzulaufen. Vor allem für die Träger womöglich ein verlockender Gedanke, nicht im Zelt am Pass übernachten zu müssen, trotz des dann deutlich längeren Weges.

Diese sehr süße Hundedame hatte sich Sven und Ronny um die Pfote gewickelt und durfte dann in Khote sogar in ihrem Zelt übernachten. Sven hatte wohl sein Herz an sie verloren. Wir tauften sie "Mera".

Diese sehr süße Hundedame hatte sich Sven und Ronny um die Pfote gewickelt
und durfte dann in Khote sogar in ihrem Zelt übernachten. Sven hatte wohl sein Herz an
sie verloren. Wir tauften sie „Mera“.

Ich versuchte, die Wortführer der Träger zu überzeugen und ihnen dabei vor allem klar zu machen, dass wir in Khare auch vor weiterem Schlechtwetter sicher seien, weil es hier ja wieder Lodgen gab. Außerdem würde der weitere Weg hinunter nach Khote unter allen Umständen möglich sein. Auch Pasang und Lak Kubir waren schnell überzeugt, dass dies zwar extrem anstrengend für alle sein würde, wir nach dieser Ochsentour dann aber auch in Sicherheit wären.

Wir haben es tatsächlich genauso durchgezogen und damit an diesem einen Dienstag zwei Tagesetappen und damit den fast fünfeinhalbtausend Meter hohen Mera La hinter uns gebracht. Der verlorene Tag ist nun wieder aufgeholt und wir der unangenehmen Situation im Hunku-Tal relativ glimpflich entronnen.

Auf dem Weg von Khote zum 4600 m hohen Zatra La (La=Pass) überraschte uns heute ein schweres Gewitter. Und es war uns alles andere als einerlei. Doch die Stimmung, welches das Unwetter mit sich brachte, war grandios, aber leider per Foto kaum wiederzugeben.

Auf dem Weg von Khote zum 4600 m hohen Zatra La (La=Pass) überraschte uns
heute ein schweres Gewitter. Und es war uns alles andere als einerlei. Doch die Stimmung,
welches das Unwetter mit sich brachte, war grandios, aber leider per Foto kaum
wiederzugeben.

Doch wenn jetzt jemand denkt, nun wäre alles erledigt, der irrt sich. Denn zwischen Lukla und uns liegt nicht nur noch ein zweiter hoher Pass, sondern auch ein ernstes und trauriges Ereignis, welches uns alle ziemlich mitgenommen hat.

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8 Antworten

  1. Sina sagt:

    Dass ihr diese Hürden nun erstmal hinter euch lassen konntet, klingt ja vorerst sehr erleichternd. Nur das mit der Hundedame und dem Herz?!;)

  2. Hilke sagt:

    Jedesmal wenn man denkt das Schlimmste ist überstanden kommt die nächste schlechte Botschaft. Ich hoffe, ihr schafft auch die letzten Etappen noch ohne Schaden und kommt gut in Lukla an.

  3. Thomas Schmidt sagt:

    Super gut gemacht !!!

  4. Bernd Bienia sagt:

    Kämpfer.Ich wünsche das Ihr es schafft.

  5. Gisela sagt:

    Ich bin immer bei Euch in Gedanken und hoffe, dass alles gut geht. Kriege aber graue Haare von dem, was Ihr erlebt. Die Bilder und Eindrücke sind herrlich. Ich drücke alles, was geht, damit auch das nächste traurige Ereignis nicht zu schlimm ausgeht. Toi, toi, toi weiterhin Gisela

  6. Dirk Juling sagt:

    was soll man da noch sagen, es ist so etwas wie zwischen Verzweifelung und Hochachtung, auch wenn Ihr nun wirklich alle Helden seid, ich möchte da wirklich nicht mehr mit Euch tauschen.
    Kommt bloß heil wieder runter….
    Die besten Wünsche aus dem deutschen Frühling von Dirk

  7. Gudrun Fehse sagt:

    Eure Leistung, die ihr am Berg vollbringt ist beeindruckend. Ich wünsche euch : Kommt gut in Lukla an.
    Gudrun

  8. Kathleen sagt:

    Drücke allen ganz feste die daumen das ihr gut nach Lukla kommt…mir ist schon das lesen zu aufregend also wie muss es euch jetzt gerade gehen..sicher nicht in worte zu fassen.
    Sabine bin jeden Tag in Gedanken bei dir…
    Toi Toi Toi an euch alle…

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