Mera La

Diese Etappe hatte es in sich. Von dem etwa 5000 m hoch gelegenem Khare, wohin wir in zwei Etappen von Khote aus aufgestiegen sind, bis zum 5400 m hohen Mera La ist es nicht weit. Und es ging überraschend einfacher hier hinauf als auf den Dobato-Pass. Trotzdem werde ich diesen Wegabschnitt so schnell nicht vergessen. Erstens wegen dem sehr eindrucksvoll gelegenen Ausgangspunkt, wo sich Karins Sackproblem auf so wundersame Weise doch noch zum Guten gewendet hat. Zweitens, weil sich während des Aufstieges auf den Mera La das Wetter dramatisch verschlechtert hat und vor allem, weil es eine für Träger fast unüberwindbare Steilstufe in diesem Aufstieg gibt.

Der frühe Morgen war noch sehr schön. Es hätte ein Traumtag werden können. Doch schon bald zeigten sich Cirren am Himmel und der Luftdruck sauste geradewegs in den Keller.

Eigentlich war es gänzlich unmöglich für die Träger, diese Stufe zu überklettern. Es lag zwar ein Fixseil. Aber das nutzte herzlich wenig. Vernünftige Stufen mussten her. Irgendeiner musste das ja mal machen. Und dieser eine war ich. Fast eine Stunde Stufen hacken auf 5200 m Höhe ist ein schönes Stück Arbeit. Doch anschließend hatten es unsere Träger wesentlich leichter und meinem Gewissen ging es auch besser.

Diese Steilstufe (links der Bildmitte) auf den Mera-Gletscher war das Problem. Niemand hatte es für nötig befunden, hier mal ein paar anständige Stufen für die Träger zu schlagen.

Als wir gegen Mittag auf dem Mera La eintrafen und damit begannen, uns häuslich einzurichten, brach wieder mal ein Wettersturz über uns herein. Ich war heilfroh, dass wir so zeitig aufgebrochen waren. Kaum dass wir unsere Zelte aufgestellt hatten, begann es, extrem stark zu schneien. Von Belohnung für all die Unbill der vergangenen Tage also überhaupt keine Spur. Dieses Team wird wirklich auf eine harte Probe gestellt.

Ich hatte es ja in der vorletzten News schon erwähnt. Meinen Trägern beim Leiden zusehen kann ich nur, wenn ich aber auch alles dafür tue, es zu lindern. Und die Träger komischerweise wundern sich darüber eher als sie sich freuen.

Dass wir hier an unserem Hauptziel mit nur zwei Tagen Verspätung angekommen sind, ist eine tolle Leistung dieses ganzen Teams. Und damit meine ich alle, die sich hier hinauf gekämpft haben. Die Träger zuerst, dann deren zwei Chefs (die Sackretter), Lakkubir und die Jungs von der Küche, allen voran Magic Maila, der erstaunliches unter Bedingungen zaubert, die jede deutsche Hausfrau in den Suizid treiben würden.

Wenn man so eine Halo-Erscheinung um die Sonne herum sieht, dauert es oft nicht mehr lange und man ist mitten drin im Schlechtwetter. Bei uns jedenfalls hat es funktioniert.

Und meine Gäste sind sowieso eine großartige Truppe. Trotzdem fast alle inzwischen krank sind, ist die Stimmung nach wie vor großartig. Alle bemühen sich nach Kräften, sich nichts anmerken zu lassen. Doch die Hustenattacken und die Schniefereien sind unüberhörbar. Gleich drei bekommen Antibiotika. Urs hat vereiterte Nasennebenhöhlen. Er will gar keine Medikamente nehmen. Ich kenne keinen freundlicheren, toleranteren und hilfsbereiteren Menschen als ihn. Und hart im Nehmen ist er zudem auch noch.

Unser Messzelt auf dem Pass ist regelrecht gemütlich, zumindest, wenn man es schafft, sich irgendwie warm zu halten.

Wie es nun weitergehen wird, hängt ausschließlich davon ab, wie sich das Wetter entwickelt und ob es noch lange so stark schneit wie gerade jetzt. Es ist, als wollte jemand die Welt auslöschen. Wenn das so weiter schneit, dann sind wir sowieso erledigt.

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12 Antworten

  1. Thomas Schmidt sagt:

    Oh NEIN,

    Wenn überhaupt ist der Plan „erledigt“. Kenne es ja nur zu gut, dass man nicht immer auf den geplanten Gipfel kommt: in den Alpen ging es mir mit Katrinchen auch so – wir mussten uns kleinere Ziele setzen…
    Aber: der Weg IST das Ziel und in diesem Sinne interessant das mit der Steilstufe: war 2012 noch nicht so ausgeprägt – Gletscher in Bewegung ^^

    Wünsche euch alles Gute + Gesundheit,
    Thomas

  2. Heinz Haas sagt:

    Ihr habt ja ständig ein Wechselbad. Zum Glück ist euer Team stabil sonst gäbs sicherlich schon Probleme.
    Den Kranken gute Besserung – für dass Wetter haben die Wünsche ja nicht viel gebracht. Also haltet durch. Es kann ja nicht ewig schlecht bleiben.
    Passt auf euch auf – kommt heile wieder. Freu mich auf’s Wiedersehen Sabine
    lg Heinz

  3. Joachim Herrmann sagt:

    Mera La ! Endlich da oben ! Liebe Leute , ihr seid ja mit Olaf und Eurer Mannschaft ein richtig starkes Team ! Ich wünsch Euch allen , insbesondere dem Urs und den anderen , die gesundheitlich angeschlagen sind , dass ihr da oben einigermaßen gut mit der Höhe klar kommt , dass das Wetter zumindest für den Mera Peak passt und dass ihr alle den Gipfel erreichen könnt ! Ihr habt es echt verdient ! Also , ich wünsch Euch allen viel Erfolg und drück Euch fest die Daumen !! Sabine mach`s gut !! Liebe Grüße an Euch alle von Christine und Joachim

  4. Fuchs Rainer sagt:

    Hallo Karin,
    du bist ein echter Glückskind. Wir können mit Dir fühlen. Da kannst Du mal sehen, wo Du
    überall richtig echte Freunde hast, nicht nur in
    Senftenberg, Cottbus oder Leipzig,sondern sogar im Himalaja!
    Der ganzen Manschaft wünschen wir gute Besserung und viel Glück für Euer gemeinsames Ziel.
    Cristine und Rainer

  5. Kathleen sagt:

    wahnsinn…das ist ja ein auf und ab ….aber um so toller ist euer teamgeist …das alles zu sehen ist super beeindruckend ,freue mich jedes mal wenn es was neues von euch zu lesen gibt….allen kranken gute besserung und im Sinne von der Weg ist das ziel alles gute und viel glück für euer gemeinsames ziel…….

  6. Katja sagt:

    Wahnsinn, was für eine Leistung. Liebe Janina, ich fiebere bei jedem Eintrag mit und freue mich, auf diesem Weg an Euren Erlebnissen teilhaben zu können. Alles alles Gute für Dich und das gesamte Team sowie allen Kranken gute Besserung und ganz viel Kraft.

  7. Sina sagt:

    Beim reinen Anblick der Bilder habe ich gehofft,dass die Steilstufe nicht zu eurer Route gehört. Wahnsinn,dass alle Mann auch dieses Stück gemeistert haben (gemeinsam mit Schnieferei und Co.)! Ich wünsche euch von Herzen, dass der Schnee kurzzeitig ein anderes Ziel ins Auge fasst, die Bazillen ihren eigenen Weg gehen und ihr wenig friert. Haltet die Ohren steif, ihr Verrückten

  8. Heinz Haas sagt:

    Für Morgen und übermorgen früh sieht es nach einem Sonnenfenster aus. Also viel Glück und ich freu mich auf ein Gipfelfoto von euch.
    Hab nen Wunsch ans Universum geschickt. Es wird klappen 🙂 ganz lieben Gruß – besonders an Sabine
    Heinz

  9. Jörg Graeber sagt:

    Hallo ihr Unverwüstlichen, nachdem ihr sovielen Widrigkeiten getrotzt habt und auch Karin fürs durchhalten schon belohnt wurde, wünsche ich Euch für die nächsten Tage besseres Wetter und vor allem möglichst gute Genesung aller Betroffenen als Basis für das Gelingen Eures Abenteuers. Ich drücke Euch die Daumen und bin in Gedanken bei Euch. Liebe Grüße Jörg bzw. Vati

  10. Christine Angermüller sagt:

    Aus München an die ganze Truppe von Herzen gute Besserung und endlich gnädige Wetterbedingungen, wir verfolgen mit großem Interesse die Tour und hoffen sehr, daß die nächsten Tage schöner werden. Liebe Frau Vischer, hier ist alles in Ordnung! Liebe Grüße F. + Ch. Angermüller

  11. Hilke sagt:

    Liebe Grüße aus Jena an alle, besonders an Katrin und Urs. Allen gute Besserung und auf alle Fälle besseres Wetter! Haltet weiter durch! Ihr schafft es!

  12. Kathleen sagt:

    wünsche alles gute für den Gipfel….und an Sabine
    viele Grüße von deinen Eltern sie drücken dich ganz feste und freuen sich bald wieder aus Kathmandu von dir zu hören…:-)))
    Alles Gute weiter auf eurer Tour , hoffe den kranken geht es besser!!! Daumen hoch das auch das Wetter jetzt besser wird….. ganz lieben Gruß

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