Der Monarch
Vierzehn Tage Chamonix liegen hinter mir. Und dieses Mal war es hier wirklich bemerkenswert. Ich kann mich nicht erinnern, je eine solch lang anhaltende Schönwetterperiode in den Alpen erlebt zu haben. Der eine Vormittag Regen ist getrost vernachlässigbar. Der Rest war eitel Sonnenschein.
In Chamonix zu sein, ist sicher nicht nur für mich immer etwas ganz besonderes. Und das liegt in erster Linie am Mont Blanc, der hier alles überragt. Regelrecht Himalaya-Feeling kommt auf, wenn ich von Chamonix zum Monarchen, wie der Mont Blanc auch ehrfürchtig genannt wird, hinauf schaue. Fast 4000 Meter Berg türmen sich da über einem auf. Selbst in den Basislagern der Achttausender des Himalaya findet man kaum größere Höhenunterschiede zwischen Bergfuß und Gipfel.
Der Berg selbst ist auf Grund der hohen Niederschlagsmengen stark vergletschert. Die Gletscher auf der italienischen Seite erreichen sogar den Talboden und sind in den letzten 150 Jahren kaum geschrumpft. Auf der französischen Seite fließt der Bossonsgletscher bis auf 1420 m hinab und erreicht somit ebenfalls fast den Talboden. Damit überwindet er einen Höhenunterschied von 3300 m. Rekord in den Alpen!
Auch die Besteigungsgeschichte des Berges ist sehr spannend und ein absoluter Meilenstein des Alpinismus. Nach vielen Erkundungen und Versuchen erreichten Jaques Balmat und Michel-Gabriel Paccard am 7. August 1786 als erste den Gipfel. Damit war ein Bann gebrochen. Der „Montagne Maudite“, also der verfluchte Berg, wie der Mont Blanc damals noch bezeichnet wurde, war ein äußerst gefährlicher Ort. Schließlich bevölkerten Drachen und Geister seine Flanken und Gletscher. Die Menschen fürchteten sich vor den eisigen Höhen. Doch mit dieser Besteigung schwand diese Angst zunehmend und das Verhältnis zur Natur und den Bergen wandelte sich in den folgenden Jahrzehnten von Grund auf.
Ich war in diesem Jahr hier, um für meine Leipziger Alpenvereinssektion eine Hochtour zu führen. Ich hatte die Tour ganz offiziell ausgeschrieben und war sehr überrascht, wie viele Leute sich anmeldeten. Schließlich wollte ich mit vollem Gepäck und ohne Seilbahn die 3800 m Höhemeter bis zum Gipfel aufsteigen. Nicht gerade ein Zuckerschlecken. Aber vielleicht war ja gerade diese faire Art der Besteigung ein Grund für das große Interesse. Außerdem ist der Mont Blanc für manche immerhin der höchste Berg Europas. Jedenfalls musste ich die Teilnehmer auslosen.
Unser Ziel war nicht, über einen der beiden Normalwege von Les Houches oder der Aiguille du Midi aus aufzusteigen. Wir wollten es von ganz unten aus Chamonix ohne Seilbahn versuchen. Unsere Route sollte über den Bossonsgletscher und den Nordgrat des Dome de Goûter führen. Das war ein weiter Weg, der nur mit zwei Biwaks funktionieren würde. Und wir brauchten natürlich gutes Wetter. Ganz am Anfang der Tour sah es nicht danach aus, dann aber brach hier der Sommer aus. Seit nun schon fast 14 Tagen lässt das Wetter nichts zu wünschen übrig außer vielleicht, dass es inzwischen schon zu warm ist.
Nach der erfolgreichen und sehr souveränen Besteigung durch die DAV-Gruppe kamen mit Urs und Sven zwei Freunde, mit denen ich diese Aktion noch ein weiteres Mal wiederholt habe. Und wieder hat alles ganz prima funktioniert, obwohl uns bei der zweiten Besteigung die Wärme schon sehr zu schaffen gemacht hat. Selbst auf unserem zweiten Biwakplatz unterhalb des Dome de Goûter auf über 4000 Metern Höhe, fiel das Thermometer in der Nacht kaum unter Null Grad.
Jetzt nutzen wir das anhaltend gute Wetter noch ein wenig aus, um die umliegenden Klettergebiete zu erkunden, bevor es für mich am Wochenende ins Pitztal geht, wo ich zwei Nepalgäste treffe. Das gute Wetter darf also ruhig weiter anhalten. Aber so wie es derzeit aussieht, wird es das auch tun. Einer weiteren schönen Bergwoche steht also nichts im Wege.
Sehr sehr schön 🙂
Einen ähnlichen Austiegsplan hatte ich auch schonmal – wenn ich je diesen Berg besteige, dann von ganz unten ^^
Also habt noch viel Spaß…,
Thomas
man schaut nun nicht so oft in den Blog, seit die Himalayaexpeditionen vorbei sind. Es ist immer wieder schön zu sehen wie es Dir gelingt einige wenige „Bergleute“ glücklich zu machen.
Uns lassen die Berge auch nicht los, nicht so spektakulär wie bei Euch, war am Wochenende mit meinem Mädel im Lechtal auf den Höhen, natürlich auch in den Almwirtschaften, für die Touren brauchen wir immer noch etwas Belobigendes, denn wir müssen jeden Tag wieder runter ins Tal, da wartet unser „Schneckenhaus“, unser Bully auf uns…..
Gruß Dirk und Lilo
Hallo Dirk, schön, so ein „Schneckenhaus“. Gruss zurück